Telekom beschränkt IPTV-Übertragung der Bundesliga auf VDSL-Netz
Offenbar wollen die Bonner damit ihre Position untermauern, dass ihr neues Glasfasernetz einen "neuen Markt" erschließt. Dies wäre eine entscheidende Voraussetzung, um von regulatorischen Auflagen befreit zu werden.
Die Deutsche Telekom will die Übertragung der Fußball-Bundesliga via IPTV auf ihr neues VDSL-Netz beschränken. Dies berichtet das Wirtschaftsmagazin Focus Money. "Voraussetzung für ein massenmarktfähiges Produkt ist das neue Glasfasernetz", zitiert das Magazin einen Telekom-Sprecher. 2,9 Millionen Haushalte sollen ab Sommer per VDSL anschließbar sein. Die Zahl der tatsächlich angeschlossenen Haushalte werde aber laut Telekom Ende 2007 nur eine Million oder weniger als drei Prozent der deutschen Haushalte betragen. Ende November hatte ein T-Online-Sprecher noch angekündigt, künftig komplette Bundesliga-Spiele im Internet zu übertragen.
Offenbar versucht die Telekom, sich die Popularität der Fußball-Bundesliga zu Eigen zu machen, um ihrer Forderung nach regulatorischen Ausnahmen für das VDSL-Netz Nachdruck zu verleihen. Die Telekom fordert einen angemessenen Schutz für ihre Milliardeninvestitionen in die neue Infrastruktur. Während die Bundesregierung Verständnis für die Position des Ex-Monopolisten gezeigt hatte, stießen mögliche Sonderregeln für die Telekom auf entschiedenen Widerspruch der EU-Kommission in Brüssel. Kürzlich hat die Bundesnetzagentur eine Anhörung zu "neuen Märkten" in der Telekommunikation gestartet. Weil ein Änderungsentwurf des Telekommunikationsgesetzes Ausnahmen von der TK-Regulierung beim Vorliegen "neuer Märkte" erlauben würde, kommt der Definition dieses Begriffs eine Schlüsselfunktion zu.
Noch bis zum 19. April lädt der Regulierer dazu ein, "neue" Märkte im Bereich der Telekommunikation zu definieren und von "alten" abzugrenzen. Es erscheint zumindest fraglich, ob die Entscheidung eines Unternehmens, bestimmten Content nur über eine bestimmte Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, einen neuen Markt begründet. Schließlich wurden Fußballspiele – wie andere Sportarten auch – schon in der Vergangenheit über eine Vielzahl von Infrastrukturen (Kabel, Satellit) übertragen.
Zur Auseinandersetzung um das geplante VDSL-Netz der Deutschen Telekom siehe auch: (ssu)
- VDSL-Netz: Regulierer startet Anhörung zu "neuen Märkten"
- EU-Kommissarin: Keine Ausnahme für die Telekom bei Glasfaser-Netzen
- VDSL-Netz: Bringt neue Technik automatisch einen neuen Markt?
- Bericht: Hansenet plant eigenes VDSL-Netz
- Telekom-Chef hält TKG-Änderungsentwurf für unzureichend
- Investitionsschutz für die Glasfaserpläne der Telekom soll ins TKG
- Arcor will eigenes Glasfasernetz bauen
- VDSL-Netz: Regulierer fordert von Telekom Dialogbereitschaft
- Auch Freenet will in VDSL-Netz der Telekom investieren
- United Internet bietet Telekom Investitionspakt für VDSL
- Deutschland gegen übermäßige Regulierung der Telekom-Märkte
- Bundesregierung will Telekom-Regulierung lockern
- Wissenschaftler gegen neues Monopol der Telekom beim Glasfasernetz
- Glasfasernetz der Telekom wird zumindest in Teilen reguliert
- Hansenet legt DSL-Ausbau auf Eis
- Hochgeschwindigkeitsnetz: Kompromiss gesucht
- Regulierer: Deutsche Telekom soll Glasfasernetz freiwillig öffnen
- EU-Kommission hat wegen Telekom Bedenken gegen Koalitionsvertrag
- Konkurrenz befürchtet neues Monopol für Deutsche Telekom
- Hightech-Strategie mit Hindernissen im schwarz-roten Koalitionsvertrag in c't aktuell
- Telekom soll Glasfasernetz ohne Regulierungsauflagen bekommen
- Streit um künftiges Glasfasernetz der Telekom verschärft sich
- Telekom soll neues Glasfasernetz für Konkurrenten öffnen
- Telekom will neues Glasfasernetz nicht für Wettbewerber öffnen