Retro-Filmkassette mit dem Raspi Zero selbst bauen

Super8-Kameras haben oft gute Objektive mit vielen Finessen. Wir hauchen den Feinmechanik-Kunstwerken mit einer Raspi-Zero-Filmkassette neues Leben ein.

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Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Heinz Behling
Inhaltsverzeichnis

Womit man doch früher als Hobby-Kameramann/-frau zufrieden war: Filmkassetten mit nur etwas mehr als drei Minuten Aufnahmezeit, stromhungrige Scheinwerfer für Innenaufnahmen (1000 W waren damals üblich) und zeitaufwändiges Einsenden des Films in ein Entwicklungslabor. Dazu kam dann noch die komplizierte Vorführung mittels Projektor und Leinwand im abgedunkelten Raum. Der preiswerte Einstieg war damals bei vielen Hobby-Filmern die Kamera, die gab es schon ab 100 DM im Versandhaus. Solche einfachen Teile hatten aber meist ein relativ schlechtes Objektiv, was häufig zum Kauf eines besseren Aufnahmegeräts führte. Auch davon gab auch eine Menge mit Motorzoom, Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen und sogar mit Sound. In der Spitzenzeit Anfang der 70er-Jahre waren etwa 1000 Modelle auf dem Markt. 

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Ob Billig-Kamera oder semiprofessionelles Equipment für vierstellige Preise, allen gemein war das teure Aufnahmematerial: Eine Filmkassette kostete mindestens 10 DM zuzüglich Entwicklungskosten und das für drei Minuten Filmspaß! Lediglich bei Kodak war die Entwicklung im deutlich höheren Filmpreis enthalten. Heutzutage gibt es wieder Filmkassetten zu kaufen, doch liegen die Preise inzwischen bei 35 bis 60 Euro. Das leisten sich nur sehr engagierte Filmer. Kein Wunder also, dass Super8-Filmen in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zunächst durch Video-Camcorder und später durch Smartphones völlig verdrängt wurde.

Kurzinfo

Kurzinfo

  • Super8-Filmkassette mit Raspberry Pi Zero 2
  • MotionEye als Aufnahme-Software
  • Einstellungen per Web-Oberfläche auf dem Smartphone

Checkliste

Zeitaufwand: 4 Stunden zzgl. 3D-Druckzeit

Kosten: 50 Euro (zzgl. Preis für Raspberry und Super8-Kamera)

3D-Druck: Druck der Ersatz-Filmkassette

Material

  • Raspberry Pi Zero 2 W
  • Super8-Kamera
  • Mikro-SDXC-Card 
  • Mini-Kameramodul für Raspberry Zero mit 15 cm Kabel
  • Akku-Laderegler ST 6815
  • LiPo-Akku 3,7 V, 1000 mAh 9 mm × 30 mm × 40 mm, z. B. Eremit 903040
  • Reedkontakt
  • Neodyn-Magnet rund, 10 mm × 2 mm
  • Relais SRD-05VDC-SL-C
  • Qi-Empfänger und Ladegerät
  • Schrauben M2 × 16 mit Muttern und Unterlegscheiben
  • Zwei-Komponenten-Kleber (2K) schnell aushärtend, 2-5 Minuten
  • Druckfilament schwarz (PLA oder PETG)

Werkzeug

  • Feinmechaniker-Schraubendreher
  • kleine Rundfeile

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Seitdem liegen die Kameras als Edelschrott irgendwo herum. Besonders bei teuren Exemplaren tut das dem einst so stolzen Filmer weh. Versuche, sie wenigstens noch auf eBay zu Geld zu machen, schlagen meist fehl (oder die Kameras wechseln für eher symbolische Beträge den Besitzer), und so bleiben die Kameras im Schrank oder wandern in den Elektroschrott. Es wurmt mich gewaltig, voll funktionsfähige Geräte zu entsorgen. Deshalb dachte ich über eine Lösung für das Problem der teuren Versorgung mit Verbrauchsmaterial nach.