Wie Sie Internetbetrüger und Scammer bremsen: Digitaler Gegenangriff

Abzocker erfinden immer wieder neue Betrugsmaschen. Doch Sie können den Onlinedieben mit Vorsichtsmaßnahmen das Geschäft vermiesen.

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(Bild: KI Midjourney | Bearbeitung: c't)

Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Andrijan Möcker
Inhaltsverzeichnis

Mein Redaktionstelefon klingelt, das Display zeigt eine Rufnummer aus Griechenland. Ich hebe ab und sage nur "Hallo". Am anderen Ende stellt sich jemand in stark gebrochenem Deutsch als Michael vom Microsoft-Support vor und lässt mir keine Pause, um zu fragen, worum es geht. Mein Windows-Rechner sei betroffen; der Microsoft-Support empfange Signale von meinem PC, dass ein Hacker mehrere Hacker-Dateien auf mein Gerät heruntergeladen hat. Ich schaue auf meinen Ubuntu-Desktop und antworte innerlich: "Ich denke nicht", während ich immer wieder "Oh, Nein!" und "Das kann ja wohl nicht sein!" mit bewusst rauchiger Stimme entgegne.

In vollkommen übertriebener Detailtiefe instruiert mich der vermeintliche Microsoft-Michael, die Software Ultraviewer herunterzuladen. "Oh, 10 Megabyte?! Das dauert hier erstmal etwas! Ich hol' mir Kaffee!‟, sage ich, schalte das Mikrofon stumm und lege den Hörer beiseite, um weiter meinen Artikel zu schreiben. Zwei vorgeblich fehlerhafte Download-Versuche später löse ich die Situation auf, amüsiere mich darüber, 25 Minuten der Zeit des Scammers verschwendet zu haben und wünsche ihm alles erdenklich Schlechte für seine weitere Tätigkeit in diesem Berufsfeld. Das Gespräch beendet er mit den Worten "Fuck you!".

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"Was für eine Zeitverschwendung. Wer fällt denn auch auf sowas rein?!", mag man als technisch versierter Mensch nun sagen. Doch jedes Jahr prellen Onlinebetrüger ihre Opfer um einen dreistelligen Milliardenbetrag. Schockanrufer erbeuteten 2022 alleine in Baden-Württemberg insgesamt 20 Millionen Euro und auch ein simpler "Microsoft"-Anruf kann schnell 15.000 Euro kosten, wenn sich Betroffene vom Scammer beim Onlinebanking für den vermeintlichen Supportvertrag helfen lassen. Ich habe tatsächlich nur etwa zwei Minuten investiert, um dem Scammer 25 Minuten zu nehmen – 25 Minuten, in denen er keinem Menschen Geld aus der Tasche ziehen konnte.