Fahreindrücke im neuen Volvo S60
Ein paar Meter vor dem Auto steht ein Dummy, doch bremsen sollen wir nicht. Das übernimmt der Volvo S60 selbst. Wir es haben ausprobiert und geschaut, was der Neue sonst noch zu bieten hat
- rhi
Sintra (Portugal), 25. Mai 2010 – Volvo-Fans sind in der Regel bestens über das Schicksal der Marke informiert. Dass sie nun in chinesischem Besitz ist, wenn nicht noch irgendetwas schief geht, schmeckt vielen nicht, wird aber jene nicht stören, auf die Volvo auch abzielt – das Neupublikum, das man von anderen Marken gewinnen will. Sie dürfen übrigens liebend gerne Chinesen sein, schon 2010 will Volvo seinen Absatz in China auf gut 40.000 Autos verdoppeln, wie die dpa Ende April berichtete. Dass der neue S60 ein etwas ungewohntes Gesicht zeigt, hat damit im Übrigen nichts zu tun, sofern nicht schon vor Jahren Seher am Werke waren. Unterm Blech steckt nach wie vor Ford und natürlich jede Menge Sicherheitstechnik. Am spektakulärsten ist sicherlich die automatische Vollbremsung, die auch wir erlebten: Ich wollte längst bremsen, doch der Volvo-Ingenieur hielt mich davon ab. Plötzlich ein Warnlicht in der Windschutzscheibe, es piept schrill und das Auto wird durch eine Vollbremsung gestoppt – exakt vor dem Kind, selbstverständlich ein Dummy.
Kein rechter Winkel mehr
Die Fähigkeit zur automatischen Vollbremsung ist das Highlight des neuen S60 und der Stolz der Volvo-Ingenieure. Selbstbewusst positionieren die Schweden ihre Limousine als Alternative zum deutschen Trio aus Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse. Beim Erstkontakt gefällt der S60 mit seiner scharfen Optik. Vorbei sind die Zeiten des einfachen rechten Winkels als wichtigstes Volvo-Designelement. Die bullige Frontpartie des S60 zeigt eine klare Verwandtschaft zum XC60, während die Dachlinie coupéhaft nach hinten abfällt. Peter Horbury, Designchef von Volvo, sieht darin einen besonderen Effekt: "Die hinteren Türen sind bei genauem Hinsehen so etwas wie eine angenehme Überraschung."
Fahreindrücke im neuen Volvo S60 (24 Bilder)

Volvo bringt den neuen S60 an den Start.
Zugeständnisse an die Linie
Das sportliche Design wird jedoch auf Kosten der Hinterbänkler erkauft: Bereits ab einer Körpergröße von 1,85 Meter wird dort die Kopffreiheit bedenklich knapp. Hinzu kommt ein bestenfalls als ausreichend zu bezeichnender Fußraum. Werden die Vordersitze weit nach hinten geschoben, tendiert der Platz für die Beine gegen null. Der sehr kurze rückwärtige Karosserieüberhang wirkt auf den Betrachter beinahe wie ein Fließheck, beladen wird der Kofferraum aber nach Öffnen eines Heckdeckels. Die nutzbare Gepäckraumluke fällt schmal aus, zudem mindern Scharnierbügel die Breite zusätzlich. Positiv ist hingegen das System zum Umklappen der Rücksitze: Einfach an einem Hebel im Kofferraum ziehen und die Lehnen können bewegt werden. Im Normalzustand bietet das Abteil 380 Liter Stauraum, womit der S60 am unteren Ende seines Segments rangiert. Die Konkurrenz bietet hier klar mehr, so etwa der Audi A4 mit 480 Liter Volumen.