Motorrad Benelli TRK 702 / X: Mehr Abenteuer pro Euro
In Italien entwickelt, in China gebaut: Benelli bietet mit der TRK 702 ein Adventure Bike für Straße oder Gelände an - und das für vergleichsweise wenig Geld.
(Bild: Benelli)
- Ingo Gach
Benelli gehört zu den Markennamen, die Motorradfahrer hierzulande meist schon mal gehört haben, aber oft nicht viel damit anfangen können. Dabei verdient die italienische Traditionsmarke durchaus Aufmerksamkeit, schließlich besteht sie bereits seit 1911. Inzwischen gehört sie allerdings der chinesischen Qianjiang-Gruppe (QJ Motors). Die Chinesen bauen die Benellis kostengünstig in ihrer Heimat, waren aber so klug, die Design- und Entwicklungsabteilung in Pesaro bei Rimini zu belassen. So verwundert es nicht, dass die Optik der Benellis auf den europäischen Geschmack zugeschnitten ist. Die Konstellation hat sich als erfolgreich erwiesen. Die 48 PS starke Einsteiger-Reiseenduro Benelli TRK 502 ist in Italien seit Jahren Marktführer, vor allem wegen des niedrigen Preises.
Aufstieg in die Mittelklasse
Jetzt steigt Benelli mit der TRK 702 eine Klasse höher auf. Eine komplette Neuentwicklung, obwohl sie sich im Stil dicht an die TRK 502 anlehnt. Ihr Design wurde modernisiert. Die Verkleidung geht jetzt fließend in die Tankabdeckung über und der Tank selbst ist weniger buckelig. Die Front erscheint schwungvoller und der Blick der LED-Scheinwerfer noch "böser". Ein mittelgroßer Windschild schützt den Fahrer, lässt sich aber nicht in der Höhe einstellen. Der Sitz ist anders geformt und vorne leicht hochgezogen, während das Heck knapper ausfällt, aber immer noch serienmäßig eine stabile Gepäckbrücke besitzt.
Benelli TRK 702 I (8 Bilder)

Benelli
)Die TRK 702 wird wie die 502 von einem Gitterrohrrahmen aus Stahl zusammengehalten. Er wurde neu konstruiert, genauso wie die Hinterradschwinge. Eine zusätzliche an der Schwinge befestigte Radabdeckung, wie sie an der TRK 502 zu sehen ist, entfällt, was der Ästhetik zugutekommt. Ganz im Gegensatz zum sehr groß geratenen Endschalldämpfer.
Reihenzweizylinder
Angetrieben wird die TRK 702 von einem 698 cm3 großen Reihenzweizylinder mit 70 PS bei 8000/min. Damit ist er 9 cm3 größer als der brillante CP2 (Test), den Yamaha in MT-07, Ténéré 700, R7 und XSR 700 einbaut. Er leistet zwar drei PS weniger, liegt dafür mit einem maximalen Drehmoment von 70 Nm bei 6000/min um drei Nm vor der Yamaha. Im Unterschied zu Yamahas CP2 mit seinen 270 Grad Hubzapfenversatz ist der Benelli-Motor mit 180 Grad Hubzapfenversatz ein klassischer Gegenläufer. Vorne arbeitet an der Benelli eine 50 mm dicke, nicht einstellbare Upside-down-Gabel mit 145 mm Federweg.
Zwei Versionen
Benelli bietet sein neues Adventure Bike in zwei Versionen an: Die TRK 702 ist mit zwei 17-Zoll-Aluminium-Gussfelgen mit Pirelli-Angel-ST-Reifen für den Asphalteinsatz bestückt. Die TRK 702 X hingegen hat Drahtspeichenräder mit Pirelli Scorpion Rally STR und das Vorderrad ist mit 19 Zoll größer – ein Vorteil für den Geländebetrieb. Entsprechend trägt die Basis-Version einen Vorderreifen in der Dimension 120/70-17, die X hingegen einen in 110/80-19. Bei der Größe des Hinterrads sind sich beide einig: 160/60-17. Die X belässt es bei zwei Doppelkolben-Schwimmsätteln, die mehr straßenorientierte Variante kann radial montierte Vierkolben-Festsättel vorweisen, beide haben 320 mm große Bremsscheiben vorn, hinten messen sie 265 mm. Außerdem bekommt die X ein voll einstellbares Federbein mit 173 mm Federweg, die TRK 702 muss sich mit 154 mm begnügen und auf die Druckstufenverstellung verzichten. Entsprechend variieren die Sitzhöhen zwischen 805 mm (TRK 702) und 850 mm (TRK 702 X).
Benelli TRK 702 II (7 Bilder)

Benelli
)Ohne Ride-by-wire
Da die Benelli über ganz konventionelle Bowdenzüge verfügt, gibt es leider keine verschiedene Fahrmodi oder elektronische Assistenzsysteme wie etwa eine Schlupfregelung. Im Cockpit informiert ein fünf Zoll großes TFT-Display über die aktuellen Fahrzustände. Es lässt sich per Bluetooth mit dem Smartphone koppeln und kann die Kartennavigation spiegeln. Erfreulich sind die serienmäßig einstellbaren Handhebel, die Handprotektoren mit Aluminiumbügeln und die Griffheizung.
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Die TRK 702 kann 20 Liter Sprit bunkern, was ihr eine große Reichweite sichert. Benelli gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 180 km/h, was plausibel klingt. Ein typisches Problem chinesischer Motorräder zeigt das Trockengewicht von 239 kg der TRK 702 und 244 kg bei der TRK 702 X. Leichtbau ist teuer.
Günstiges Angebot
Die TRK 702 wird in den Farben grün/neongelb, weiß/rot und grau, die TRK 702 X in grün/neongelb, rot/khaki und grau/neongelb angeboten. Ein großer Kostenvorteil von Benelli ist die günstige Fertigung in China. So verwundert es nicht, dass die TRK 702 und TRK 702 X in Deutschland zu Kampfpreisen angeboten werden: 7649 und 8049 Euro. Preislich kann da die Konkurrenz aus Japan und Europa nicht mithalten. Allerdings bieten sie meist eine bessere Ausstattung mit Ride-by-wire und vielfältigen elektronischen Assistenzsystemen. Wer jedoch darauf verzichten kann und ein günstiges Adventure Bike sucht, ist bei der Benelli genau richtig.