Vorschläge zur Rettung der Autoindustrie aus der Politik

Robert Habeck schlägt vor, Elektromobilität auf verschiedenen Wegen zu fördern, Sahra Wagenknecht will den Kauf von Verbrennern finanziell unterstützen.

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VW Golf

(Bild: Pillau)

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Absatzsorgen, neue Konkurrenten, dazu die der disruptive Wandel bei der Fahrenergie: Die europäische Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen. Das Thema hat die oberen Schlagzeilen erreicht und wird deshalb im voraussichtlich sehr kurzen Bundestagswahlkampf 2025 ein Thema sein. Dementsprechend ersinnen die Parteizentralen nun Ideen, mit denen die eigene Zielgruppe angesprochen werden soll. Auf europäischer Ebene stellte die konservative EVP ein Positionspapier vor, mit dem sie sich für den Erhalt des Verbrenners im Neuwagen auch nach 2034 einsetzen will. Jetzt folgen unterschiedliche Vorschläge von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Sahra Wagenknecht (BSW).

Wagenknecht schlägt vor, das Leasen von Verbrennern, die weniger als fünf Liter verbrauchen, mit Steuergeld so weit zu unterstützen, dass Menschen mit geringem bis mittlerem Einkommen nur eine Rate ab 58 Euro zu zahlen hätten. Was das den Steuerzahler kosten soll, blieb offen. "Ein solches Rettungsprogramm für die deutsche Autoindustrie, das zugleich Anreize setzt, endlich wieder in kraftstoffsparende Modelle zu investieren, wäre nicht nur vernünftig, sondern auch gerecht, weil die Förderung bei denen ankommt, die sie wirklich brauchen", meint Wagenknecht.

Die deutsche Autoindustrie macht hierzulande allerdings eher nicht niedrigpreisigen Segment ihr Kerngeschäft. Auch sind Fahrzeuge mit einem Spritverbrauch von weniger als fünf Litern eher die Ausnahme. Neue Generationen von Verbrennungsmotoren zu entwickeln, würde Jahre dauern und Milliarden kosten. Aktuell zeichnet sich global nicht ab, dass Hersteller in großem Stil Wagenknechts Idee von besonders sparsamen Verbrennern folgen würden. Stattdessen wurde in den vergangenen Jahren kräftig in Elektromobilität investiert. Davon hält Wagenknecht wenig. Für Elektroautos fehle vielfach die Ladeinfrastruktur, argumentiert sie.

Einen anderen Ansatz verfolgt Robert Habeck. Er will mit Ladestromguthaben und Steueranreizen den Kauf von Elektroautos ankurbeln und auf diesem Weg die deutsche Autobranche stützen. Man wolle als Anreiz zum Kauf von neuen und gebrauchten Elektroautos ein Ladestromguthaben von 1000 Euro für das Laden an öffentlich zugänglichen Ladesäulen staatlich finanzieren, heißt es in einem Konzept aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

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Außerdem schlägt Habeck vor, den Kauf direkt finanziell zu fördern. Für E-Auto-Käufer mit niedrigen und mittleren Einkommen soll eine steuerliche Förderung eingeführt werden. Ein bestimmter Anteil der Anschaffungskosten solle wie bei der Förderung der energetischen Gebäudesanierung von der Steuer abgesetzt werden können. Für Menschen mit niedrigen Einkommen hält das Ministerium mit Blick auf E-Autos auch Alternativen wie ein Social-Leasing-Modell für denkbar. "Um den Gebrauchtwagenmarkt anzukurbeln, wollen wir professionelle Batteriechecks mit 100 Euro bezuschussen", heißt es.

Gebrauchte batterieelektrische Autos erleichterten insbesondere für preissensitive Kunden den Einstieg in die E-Mobilität, heißt es in dem Papier des BMWK. Der potenzielle Käufer erhalte durch einen professionellen Batteriecheck Gewissheit über den Zustand der gebrauchten Traktionsbatterie und damit über den Restwert des Fahrzeugs. Anbieter solcher Tests sind beispielsweise der TÜV und Aviloo. Inzwischen werden auf den großen Autobörsen im Netz vermehrt elektrische Gebrauchtwagen mit Batteriezertifikat angeboten.

(mfz)