Raumklang per Wellenfeldsynthese
Ein realistischer Raumeindruck ist bei Car-Hifi bisher praktisch nicht möglich. Mithilfe von über 60 Lautsprechern und dem Prinzip der so genannten Wellenfeldsynthese versucht Audi das zu ändern
- Gernot Goppelt
Ingolstadt, 14. Juni 2010 – Hifi im Auto unterliegt völlig anderen Bedingungen als zuhause, im Guten wie im Schlechten. Klangliche Vorteile im Auto bestehen darin, dass die Sitzposition der Insassen genau bekannt sind, ebenso wie die Materialien im Innenraum, die den Klang beeinflussen, das nützt allerdings in der Praxis nur wenig. Da zum Beispiel die Lautsprecher viel näher an den Hörern sind als zuhause, wirken sich Positionsveränderungen oder die Abstände der Lautsprecherchassis untereinander stärker aus, ein für alle Hörer befriedigender Klangeindruck ist so nicht möglich. Hinsichtlich der räumlichen Darstellung ist eine Auto-Hifi-Anlage immer ein Kompromiss. Bisher ist es allenfalls mit psychoakustischen Mitteln per Sound-Processor gelungen, einen beeindruckenden Raumeindruck zu schaffen, der allerdings mit der Realität wenig zu tun hat.
Rundum-Klang
Audi verfolgt deswegen einen neuen Ansatz, der dem Prinzip der Wellenfeldsynthese folgt. Mithilfe von vielen nebeneinander angeordneten und einzeln ansteuerbaren Lautsprechern erlaubt dieses Verfahren virtuelle akustische Umgebungen, die den akustischen Raum größer machen, als der Innenraum des Autos tatsächlich ist. Bei der Wellenfeldsynthese werden Wellenfronten erzeugt, die von einem virtuellen Punkt ausgehen, der deutlich hinter der Lautsprecherebenen liegen kann. Die Lokalisierung dieses virtuellen Schallereignisses ist im Idealfall nicht von der Position des Hörers abhängig, womit eines der größten Probleme im Auto behoben wäre.
Raumklang per Wellenfeldsynthese (5 Bilder)

In der TĂĽr sind kleine Mitteltonlautsprecher in Reihe angeordnet.
Das Prinzip der Wellenfeldsynthese setzten niederländische Wissenschaftler erstmals Ende der 1980er-Jahre um. Heute lässt es sich in einem Kino in Thüringen erleben. In den Linden-Lichtspielen in Ilmenau werden 192 Lautsprecher jeweils separat von einem Rechner angesteuert – in dem Moment, in dem die virtuelle Wellenfront seinen Raumpunkt durchlaufen würden. Zu den treibenden Kräften, so Audi, gehört derzeit auch das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnik IDMT in Ilmenau. Mit ihm hat der Autobauer vor fünf Jahren seine Entwicklungsarbeit gestartet.