E-Mobilität: Ruf nach diskriminierungsfreiem Angebot beim öffentlichen Laden

Viele öffentliche Ladesäulen dürften kleine und leichte E-Mobile gar nicht nutzen, kritisiert der Verkehrsclub VCD. Das treffe just klimafreundliche Modelle.

vorlesen Druckansicht 166 Kommentare lesen
Symbol auf einem Parkplatz für Elektroautos.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die E-Mobilität in Deutschland krankt nicht nur an zu wenigen erschwinglichen Modellen, sondern trotz des Zuwachses bei Stromzapfsäulen auch an fehlenden Lademöglichkeiten. Dies moniert der ökologisch ausgerichtete Verkehrsclub VCD. Viele der vorhandenen Ladestationen im öffentlichen Raum dürften manche E-Fahrzeuge zudem gar nicht nutzen. Dabei handle es sich ausgerechnet um kleine und leichte E-Mobile wie Roller mit Elektromotor, "die besonders umweltschonend sind". Grund: Ihnen fehle das offizielle E-Kennzeichen.

"Blockierte Ladesäulen und zugeparkte Stellflächen sind für E-Fahrzeug-Nutzer ein tägliches Ärgernis", schreibt der VCD. "Damit Falschparken geahndet werden kann, müssen die Stellflächen an den Säulen verkehrsrechtlich sauber gekennzeichnet sein." Doch hier liege einiges im Argen. Denn die Beschilderung sei oft widersprüchlich und schließe sogar viele E-Fahrzeuge aus. Hauptproblem: Zusatzzeichen an Ladepunkten wie das mit dem Elektromobilitätsgesetz geschaffene Symbolbild "Auto mit Stecker" gälten nur für Fahrzeuge mit E-Kennzeichen. Elektrische Fahrzeuge der Klasse L6e, unter die bestimmte E-Roller und leichte E-Mobile fallen, erhielten dieses oft nicht und seien daher von der legitimen Nutzung dieser Ladestellen ausgeschlossen.

Der verkehrspolitische VCD-Sprecher Michael Müller-Görnert appelliert daher an die zuständigen Behörden, ihre Beschilderung an öffentlichen Ladestationen zu überprüfen. Sie sollte so angepasst werden, "dass eine diskriminierungsfreie Nutzung für alle E-Fahrzeuge möglich wird". Empfehlenswert sei das alternative Zusatzzeichen 1050-32 für "Elektrofahrzeuge während des Ladevorgangs". Dieses erlaube es allen E-Mobilen unabhängig vom Kennzeichen, beim Laden zu parken. Fahrzeuge ohne E-Antrieb schließe es hingegen klar aus. Das würde nicht nur die bestehende Ladeinfrastruktur besser nutzbar machen und die Elektromobilität fördern, sondern auch den Klimaschutz voranbringen. Der ADAC kritisierte ebenfalls bereits eine wirre Beschilderung.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) attestierte elektrischen Leichtfahrzeugen 2022 ein großes Potenzial, die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors erheblich zu reduzieren. Die Hälfte der derzeit in Deutschland mit dem Auto gefahrenen Kilometer könnte demnach theoretisch mit "Light Electric Vehicles" zurückgelegt werden. Dies würde die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu Fahrten mit konventionell angetriebenen Pkw um 44 Prozent senken. Die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit beträgt bei L6e-Mobilen bis zu 45 km/h. Die Forscher bezogen in ihre Studie neben E-Scootern, E-Bikes und E-Lastenrädern, elektrischen Rollern und Motorrädern auch drei- und vierrädrige kleine Autos der Klassen L5e bis L7e ein.

Videos by heise

Der Bundesrat beklagte jüngst einen "weiter gehemmten Hochlauf der Elektromobilität". Dieser mache es nötig, "die auf EU-Ebene dafür bisher vorgesehenen Regelungen an die momentane wirtschaftliche Realität und das aktuelle Verbraucherverhalten anzupassen". Der EU-Beschluss, ab 2035 keine neuen Benziner oder Diesel mehr zuzulassen, solle daher früher auf den Prüfstand. In Bayern sollen E- und Hybridautos ab April bis zu drei Stunden kostenlos parken dürfen.

(nen)