Pkw-Markt 2024 in der EU: E-Autos rückläufig, allerdings nicht überall
Die Autoindustrie hat im vergangenen Jahr ein leichtes Plus bei den Zulassungszahlen erreicht – mit großen Unterschieden zwischen den Märkten und Marken.
(Bild: Tesla)
Der Verband der europäischen Autohersteller (ACEA), zu dem nun auch wieder die Stellantis-Gruppe gehören will, hat die Zulassungszahlen in der Europäischen Union für das vergangene Jahr vorgelegt. Insgesamt gab es mit einem Wachstum von 0,8 Prozent ein kleines Plus. Doch die Aussichten auf einigen Märkten dürften viele Autohersteller mit großer Sorge betrachten. Denn die Zusammensetzung des Angebots muss sich ändern, und genau das wird zu einer riesigen Herausforderung.
Die Großen im Minus
Im vergangenen Jahr wurden in der EU 10.632.381 Autos erstmals zugelassen. 4,8 Mio. waren Benziner oder Diesel, 3,29 Mio. Hybride, 760.000 Plug-in-Hybride und 1,45 Mio. batterieelektrische Autos. 326.000 Neuzulassungen entfielen auf Gas, Wasserstoff und andere Fahrenergieträger. Insgesamt führen weiterhin Deutschland (2,82 Mio. Neuzulassungen), Frankreich (1,72 Mio.), Italien (1,56 Mio.) und Spanien (1,02 Mio.). Mit Ausnahme von Spanien (plus 7,1 Prozent) ging es auf den größten Automärkten in Europa leicht abwärts.
(Bild: ACEA)
Das größte Wachstum gab es in Polen (plus 16,1 Prozent auf 552.000 Neuzulassungen), Bulgarien (plus 13,8 Prozent auf 43.000) und Ungarn (plus 12,9 Prozent auf 122.000). Am stärksten abwärts ging es in Finnland (-15,4 Prozent auf 74.000), Lettland (-7,4 Prozent auf 17.000) und Schweden (-7 Prozent auf 270.000). Dramatische Verschiebungen lassen sich, bezogen auf den Automarkt in der EU insgesamt, nicht ablesen. Es gibt im gesättigten Markt keine großen Wachstumszahlen, aber auch kein Anzeichen dafür, dass der Absatz drastisch eingebrochen wäre.
Elektroautos
Sorgen dürften einige Hersteller allerdings bereiten, wie sich der Absatz von Elektroautos im vergangenen Jahr entwickelt hat. Zwar ging es auf einzelnen Märkten diesbezüglich kräftig voran, in Malta beispielsweise stiegen die Zulassungen von neuen Elektroautos um 91 Prozent. Doch den Einbruch auf den großen Märkten konnte das nicht kompensieren. Insgesamt sanken die Zulassungszahlen von Elektroautos in der EU im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent auf 1,45 Mio.
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Dieser Pfad ist für einige Hersteller gefährlich. Denn die für 2025 verschärften Flottengrenzwerte sind nur mit Verbrennern kaum zu schaffen. Die meisten Anbieter müssen mehr Elektroautos als bisher verkaufen, andernfalls drohen hohe Strafen. Hersteller werden mit günstigeren Modellen gegenhalten, auch Rabatte sind zu erwarten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine europäische Kaufprämie ausgesprochen. Dass sich diese Idee durchsetzt, ist allerdings wenig wahrscheinlich. Es ist aber davon auszugehen, dass nach der Bundestagswahl eine Förderung auf nationaler Ebene kommt.
Hersteller im Vergleich
Auch 2024 lief für die Autohersteller höchst unterschiedlich erfolgreich. Marktführer war die Volkswagen-Gruppe mit ihren zahlreichen Marken, die insgesamt 2,84 Mio. Neuwagen absetzen konnte. Bis auf Audi (-9,4 Prozent) waren alle großen Volkswagen-Marken im Plus – am kräftigsten Porsche (15,3) und Skoda (13,6). Mit 1,3 Prozent fiel das Plus bei der Kernmarke VW-Pkw am geringsten aus. Auf Platz zwei landete der Stellantis-Verbund, der 2024 in der EU 1,74 Mio. Neuwagen verkaufen konnte – ein Rückgang um 7,2 Prozent. Keine der Marken lag im Plus, am stärksten war der Rückgang bei Lancia/Chrysler (-27,2), Fiat (-20,8) und DS (-20). Bei Opel gingen die Verkäufe um 5,6 Prozent zurück.
(Bild: Pillau)
Die Renault-Gruppe liegt mit ihren drei Marken insgesamt mit 1,9 Prozent im Plus, zu denen Alpine (6) und Dacia (3,7) mehr beigetragen haben als die Kernmarke Renault (0,3). Kräftig aufwärts ging es für Toyota (17,5 Prozent Zuwachs), leicht abwärts (-5,8) für die Hyundai-Gruppe, zu der auch Kia zählt. Leichte Verluste bei den Zulassungszahlen muss auch die BMW-Gruppe (-0,6) hinnehmen, doch die Bayern werden mit dem Ergebnis leben können. Denn die Marke BMW verkaufte sich etwas besser, und bei Mini dürfte es mit zahlreichen neuen Modellen in diesem Jahr tendenziell besser laufen als 2024. Bei den anderen Marken ragen Mitsubishi und Volvo mit 43,7 und 28 Prozent Zuwachs weit heraus. Am stärksten abwärts ging es für die Marke Jaguar (-45), die einen kompletten Neustart vorbereitet. Auch Ford (-13,7) und Tesla (-13) erreichten die Verkaufszahlen des Vorjahres nicht.
(mfz)