Neue Rennstrecke im Teutoburger Wald geplant

Neue Rennstrecke im Teutoburger Wald geplant

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Von
  • Martin Franz

Zum ersten Mal seit fast 80 Jahren wird in Westdeutschland wieder eine Autorennstrecke gebaut. Motor des Projekts ist der Graf von Oeynhausen, selbst begeisterter Anhänger des Motorsports. Auf dem Bilster Berg im Teutoburger Wald, nahe der kleinen Stadt Bad Driburg, will er mit privaten Investoren für rund 34 Millionen Euro einen 4,2 Kilometer langen Rundkurs bauen. Öffentliches Geld soll nicht fließen.

Es ist nicht der erste Anlauf. Die Eröffnung war schon mal für 2009 angekündigt, dann kam die Finanzkrise. „Jetzt kommt der Neustart“, sagt Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff. Und er schwärmt von der geschwungenen Landschaft, die der Kurs in sich aufnehmen soll, von einer Strecke für Motorenthusiasten. Dabei scheut er keinen Vergleich mit der „Nordschleife“ oder „Bathurst“, die die legendären Rennstrecken Nürburgring und den Panorama Circuit in Australien bekannt gemacht haben. So will er Andere von seiner Idee überzeugen.

Auch wenn es ein verrücktes Projekt ist, wie Hermann Tilke sagt. Der Streckenbauer war zuerst gar nicht begeistert. „Mein erster Eindruck war: O Gott, wie soll man hier was hinkriegen?“ Dann hat sich auch der 55 Jahre alte ehemalige Rennfahrer mitreißen lassen. Er spricht von dem ständigen Gefällewechsel auf der Strecke, die es erst auf dem Reißbrett gibt. „Starkes Gefälle, das Auto wird sehr leicht, der Bremsweg länger. Dann kommt die Steigung, das Auto krallt sich in den Asphalt, danach die Kurve, ähnlich wie die alte Ostkurve auf dem Hockenheimring, eine Mutkurve.“

Tilke hat mit seinem Aachener Büro schon einige Strecken in der Welt gebaut, auch für die Formel 1. Genau die soll es aber am beschaulichen Bilster Berg nicht geben. «Für die Formel 1 fehlt hier die Infrastruktur», sagt Tilke. Und auch der Geschäftsführer der Bilster Berg GmbH & Co KG, Hans-Jürgen von Glasenapp, versichert: „Es wird hier keine Großveranstaltungen geben, sondern kleine, aber feine Events.“

Die zwei zuletzt in Deutschland gebauten Rennstrecken, der Lausitzring (Brandenburg) und der Sachsenring, sind zwar nicht gerade Goldgruben, doch davon lässt sich der Graf nicht beirren. Er geht davon aus, dass es zu wenige Strecken in Deutschland gibt, auf denen Autos getestet werden oder Clubs ihre gepflegten Schätze rollen lassen können.

Der für die Vermarktung zuständige Burkhard Leinen geht davon aus, dass das Geld bis spätestens Jahresende beisammen ist. Im Frühjahr 2012 soll große Eröffnung sein. Autobauer könnten auf dem abgeschirmten, rund 85 Hektar großen Gelände, ungestört ihre „Erlkönige“ testen, Autozulieferer ihre Produkte. Hier sei auch der Ort für ein diskretes Fahrtraining von Personenschützern oder Sondereinsatzkommandos, sagt der Graf. Unternehmen könnten in einem exklusiven Ambiente ihre Produkte vorstellen. Ein Streckentag kostet hier ab 15.000 Euro, andernorts seien rund 50.000 Euro fällig.

Der Autozulieferer Benteler könnte sich vorstellen, den Bilster Berg zu nutzen. Zurückhaltend äußern sich Zulieferer wie ZF aus Friedrichshafen oder Bosch. Der ADAC sieht keinen akuten Bedarf. Viele Hersteller hätten eigene Teststrecken oder würden wegen des Wetters lieber im Ausland testen. (mit Material der dpa) (mfz)