Einsteigermotorrad Royal Enfield Guerrilla 450: Farbenspielerisch
Royal Enfield dĂĽrfte mit der Guerrilla 450 vor allem Einsteiger ansprechen. Das farbenfrohe Naked Bike wirkt frisch ohne die von der Marke gewohnte Retro-Optik.
(Bild: Royal Enfield)
- Ingo Gach
Bevor aufmerksame Leser hilfreiche Kommentare verfassen: Royal Enfield schreibt den Namen seines neuen Modells Guerrilla tatsächlich mit zwei "r". Doch das ist nicht das einzig Ungewöhnliche an ihr, für eine Royal Enfield gibt sie sich erstaunlich progressiv mit einem wassergekühlten Motor und einer Optik, die kaum noch als Retro bezeichnet werden kann. In Indien, dem größten Motorradmarkt der Welt, gibt es viele junge Kunden, die modernes Design erwarten. Dem trägt Royal Enfield jetzt Rechnung und zeichnet die Guerrilla 450 mit fließenden Linien und einem knappen Heck sowie einen Kunststoff-Ausleger für das Kennzeichen. Ganz können sie aber offenbar nicht von alten Gewohnheiten lassen und geben ihr einen klassischen Rundscheinwerfer, wenn auch mit LEDs illuminiert, und eine Telegabel mit Faltenbälgen.
Mit 40 PS voran
Der Einzylindermotor ist bereits aus der Enduro Himalayan 450 bekannt und wird von Royal Enfield "Sherpa 450" genannt. Er holt aus 452 cm3 Hubraum 40 PS bei 8000/min und 40 Nm Drehmoment bei 5500/min, durchaus ordentliche Werte für einen Single mit der Abgasnorm Euro 5+. Das Bohrungs-Hub-Verhältnis ist mit 84,0 x 81,5 mm fast quadratisch, auf Drehzahlorgien darf der Fahrer also nicht hoffen, eher auf ordentlich Durchzug. Flüssigkeitskühlung, vier Ventile im Zylinderkopf und Ausgleichswellen gibt es bei Royal Enfield noch nicht allzu lange.
Royal Enfield Guerrilla 450 I (6 Bilder)

Royal Enfield
)Die indische Marke war bislang eher konservativ, was ihre Technik anging. Elektronisch gesteuerte Drosselklappen erlauben den Einsatz von Fahrmodi, allerdings beschränkt Royal Enfield sie auf Dynamik und Effizienz – "Performance" und "Eco". Für die Guerrilla 450 passten die Ingenieure im Vergleich zur Himalayan das Mapping an und verlängerten die Übersetzung, schließlich muss die Guerrilla nicht durch das Gelände pflügen.
Steiler Lenkkopfwinkel
Das Leergewicht der Guerrilla 450 gibt der Hersteller mit 184 kg an. Damit ist sie für einen Einzylinder zwar kein Fliegengewicht, aber immer noch leicht genug, um sie ohne große Anstrengungen in Kurven einlenken zu können und sich beim Rangieren keine Muskelzerrung zuzuziehen. Ein Stahlrohrrahmen bildet ihr Rückgrat und auch das angeschraubte Heck besteht aus Stahl. Die Fahrwerksgeometrie trimmten die Entwickler in Richtung Handlichkeit mit einem steilen Lenkkopfwinkel von 68,2 Grad und 91 mm Nachlauf sowie 1440 mm Radstand. Die simple Kastenschwinge trübt den sonst guten optischen Gesamteindruck der Guerrilla 450, der kurze, aber schicke Endschalldämpfer kann das aber mehr als ausgleichen.
Entspannte Sitzhaltung
Die Telegabel von Enfields japanischem Zulieferer Showa mit 41 mm Durchmesser ist nicht einstellbar und federt auf 140 mm, hinten lässt sich das flach eingebaute Federbein nur in der Vorspannung verstellen und arbeitet auf 150 mm. Die Reifenformate 120/70-17 vorn und 160/60-17 hinten entsprechen den klassenüblichen Dimensionen. Die Pneus stammen vom indischen Hersteller Ceat, tatsächlich gibt es in Indien eine Vorschrift, wonach dort hergestellte Motorräder ab Werk mit heimischen Reifen bestückt sein müssen.
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Am Vorderrad verzögert eine einzelne Zweikolben-Bremse mit einer 310 mm messenden Scheibenbremse, hinten unterstützt von einem Einkolben-Bremssattel mit 270-mm-Scheibe. Die Sitzposition hält Royal Enfield betont aufrecht, der Fahrer hockt in 780 mm Höhe im Sattel und greift einen hoch gekröpften Lenker. Die Fußrasten sind eher niedrig montiert, was einen entspannten Kniewinkel zulässt. Durch die Stufe in der einteiligen Sitzbank sitzt man hinten etwas erhöht und hat so Chancen auf besseren Ausblick. Die Guerrilla 450 bietet sogar serienmäßig einen Hauptständer, heute fast schon eine Seltenheit.
Royal Enfield Guerrilla 450 II (6 Bilder)

Royal Enfield
)Schnell und sparsam
Die von Royal Enfield angegebenen 151 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für einen mit Führerschein A2 zu fahrenden Einzylinder anständig, hier zeigt sich die lange Übersetzung. Den Tankinhalt beziffert der Hersteller auf 11 Liter, was dem Naked Bike bei einem angeblichen Verbrauch von 3,4 Litern auf 100 km eine Reichweite von 323 km beschert. Sehr originell zeigt sich das Rundinstrument mit TFT-Display, es ist mit dem Smartphone kompatibel und kann über die Royal-Enfield-App nicht nur auf Nachrichten und Musik zugreifen, sondern auch Google Maps darstellen. Auf Knopfdruck am Lenker können weitere Informationen aufgerufen werden. Eine ebenso hübsche wie praktische Lösung.
Preis-Leistung: GĂĽnstig
Die Guerrilla 450 bietet Royal Enfield ab 5750 Euro an. Der Käufer hat die Wahl zwischen fünf Lackierungen. Alle Farbkombinationen dürfen als gelungen gelten, in Brava Blue erstrahlen Rahmen und Felgen in türkis, Yellow Ribbon zeigt lila Felgenaufkleber, bei allen anderen bleiben Rahmen und Felgen schwarz. Royal Enfield ist im Heimatmarkt sehr beliebt und hat im vergangenen Jahr 944.000 Motorräder produziert – damit ist die Marke der zehntgrößte Motorradhersteller der Welt. In Anbetracht des günstigen Einstandspreises könnte die Guerrilla 450 auch in Deutschland ein Erfolg werden.
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