Diskrepanz in Geschäftszahlen: Bei Tesla fehlen wohl 1,4 Milliarden US-Dollar

Der Financial Times ist aufgefallen, dass es bei Tesla tief in den Geschäftszahlen eine gigantische Diskrepanz zwischen Ausgaben und den Firmenwerten gibt.

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Tesla-Schriftzug auf Werk

(Bild: Nadezda Murmakova/Shutterstock)

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Die Financial Times hat inzwischen eine wahrscheinliche Erklärung für das Missverhältnis gefunden: Demnach hat Tesla im fraglichen Zeitraum fast 690 Millionen US-Dollar in Verbindlichkeiten abbezahlt, damit fehlen nur noch knapp 730 Millionen US-Dollar. Zudem seien 270 Millionen US-Dollar an abgeschriebenen Vermögenswerten veräußert worden, was die Lücke noch einmal verkleinere. Die verbleibende Diskrepanz von weniger als 500 Millionen US-Dollar könne dann durch Wechselkursschwankungen und den Verkauf von Equipment zum nicht ganz abgeschriebenen Wert erklärt werden.

Damit ist die Diskrepanz weitestgehend geklärt, es bleibe lediglich die Frage, wieso ein Unternehmen mit so viel Vermögen neue Schulden aufnimmt. Der Autor, der immerhin maßgeblich zur Aufdeckung des Wirecard-Skandals beigetragen hat, bittet mit "Mea Culpa" um Vergebung.

Es folgt der Originalartikel.

Der Elektroautokonzern Tesla hat im zweiten Halbjahr 2024 nach eigener Aussage 6,3 Milliarden US-Dollar für den Kauf von Eigentum und Ausrüstung ausgegeben, deren Wert ist in diesem Zeitraum aber nur um 4,9 Milliarden US-Dollar gestiegen. Es fehlen also offenbar 1,4 Milliarden US-Dollar. Das hat die Financial Times bemerkt und meint, dass der Unterschied selbst für einen Konzern wie Tesla enorm sei. Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass beide Werte nicht deckungsgleich sind, aber die Diskrepanz sei auffallend hoch. Was mit dem Geld geschehen ist, ist unklar. Tesla selbst hat sich zu dem Fund nicht geäußert. Noch sei es aber auch nicht unmöglich, dass die fehlenden Sachwerte später in Geschäftszahlen auftauchen.

Aufgefallen ist die Diskrepanz in Statements zum Cashflow, die Tesla bei der US-Börsenaufsicht eingereicht hat. Daraus gehe auch hervor, dass die Anomalie wohl allein auf das vierte Quartal 2024 zurückgeht. Während der Gesamtwert der Güter im Besitz von Tesla im Verhältnis zu Investitionsausgaben vorher zumeist gestiegen ist, gab es plötzlich einen beispiellosen Abfall. Das könne auf unzureichende interne Kontrollen hinweisen, schreibt die Zeitung. Ein zitierter Experte von der SRH Berlin University of Applied Sciences verweist derweil auf ähnliche Warnsignale vor Finanzskandalen, darunter den um Wirecard. Die Financial Times findet es noch erwähnenswert, dass Tesla trotz 37 Milliarden US-Dollar Vermögen 6 Milliarden US-Dollar an Schulden aufgenommen hat.

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Der Bericht der britischen Zeitung kommt jetzt zur Unzeit für Tesla. Der Konzern hat mit einem enormen Absatzrückgang zu kämpfen, vor allem in Europa. Das schlägt sich seit Wochen auch an der Börse nieder, wo die Tesla-Aktien seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent gegenüber dem kurz zuvor erreichten Allzeithoch gefallen sind. Trotzdem ist der Konzern von Elon Musk immer noch deutlich mehr wert als einige der größten Autokonzerne zusammen. Eine Trendwende ist aber auch deshalb unwahrscheinlich, weil Elon Musk offenbar nicht daran denkt, etwas an seiner Rolle als Vertrauter von US-Präsident Donald Trump beim massiven Umbau des US-Staatsapparats zu verändern, obwohl er damit dem Image von Tesla schadet.

(mho)