Studie: Gebrauchte Autoersatzteile besser für Klimabilanz
Gebrauchte Ersatzteile würden die Klimabilanz einer Autoreparatur verbessern, besagt eine Studie. Profitieren würden Autobesitzer auch finanziell.
(Bild: NCAP)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Es ist ein seit Jahren ausgetragener Konflikt, und die Zeche zahlen Autofahrer: Die Preise für Ersatzteile steigen seit Jahren, was unter anderem die Instandsetzung nach einem Unfall teuer macht. Werkstätten und Ersatzteillieferanten verdienen daran, und Versicherungen, die auf die hohen Preise hinweisen, reichen schlussendlich die Kosten an die Masse der Autobesitzer durch. Dabei spräche viel für die oft sogenannte zeitwertgerechte Reparatur, hinter der auch die Verwendung von gebrauchten Ersatzteilen steckt. Eine Studie im Auftrag der Allianz belegt nun nochmals den Vorteil in der Klimabilanz.
Energieintensiv: Lackierung und Stahlherstellung
Verfasst wurde die Studie von Fachleuten der britischen Vehicle Recyclers' Association (VRA), der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmensberatung Oakdene Hollins und dem Recycling-Unternehmen Synetiq. Die Studie basiert auf komplexen Berechnungen: Die Autoren bezogen 33 Schritte bei der Reparatur eines Unfallwagens in ihre Analyse ein und berechneten die CO₂-Belastung jedes einzelnen dieser Schritte. Am Anfang steht die Fahrt mit dem Abschleppwagen zum Unfallort, am Ende die Montage des Ersatzteils. Ebenfalls einbezogen wurden die geschätzten CO₂-Emissionen der Verpackung beim Transport. Hauptemissionsquelle bei der Verwendung gebrauchter Ersatzteile ist demnach das Lackieren inklusive des Aushärtens. Bei neuen Teilen hingegen ist es laut Studie vor allem die energieintensive Stahlherstellung, die die CO₂-Bilanz verschlechtert.
Als konkretes Beispiel führen die Autoren die Reparatur einer beschädigten Tür eines VW ID.3 an. Die Reparatur des beschädigten Teils habe die niedrigsten CO₂-Emissionen verursacht. Ist die Reparatur nicht mehr möglich, verursacht der Einbau einer gebrauchten Autotür demnach um 19 Prozent höhere Emissionen des Treibhausgases. Setzt die Kfz-Werkstatt eine neue Tür ein, erhöhen sich die Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases noch einmal um 157 Prozent.
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Eigene Bilanz
Die Allianz hatte die Verwendung gebrauchter Ersatzteile bei Autoreparaturen ihrer Kundinnen und Kunden vor einem knappen Jahr zugelassen. Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen oder Achsen werden dabei nicht verwendet. In Großbritannien sind Reparaturen mit gebrauchten Teilen schon länger üblich. Dabei geht es der Versicherung selbstverständlich nicht ausschließlich um die CO₂-Bilanz, sondern auch um die eigene. Weniger teure Reparaturen würden auf dem hart umkämpften Markt der Autoversicherungen unter Umständen finanzielle Spielräume schaffen.
Länger nutzen
Die Umwelt würde von zeitwertgerechten Reparaturen nicht nur direkt bei der Beseitigung eines Unfallschadens profitieren. Wenn ausschließlich Neuteile verwendet werden, steigt die Schadenssumme rasch so stark an, dass gerade ältere Autos schnell zum Totalschaden erklärt werden – obwohl sie mit einer preiswerten Instandsetzung vielleicht noch Jahre fahren könnten, bevor sie durch ein neues Auto ersetzt werden. Denn die Herstellung eines neuen Autos hinterlässt einen so riesigen Einschlag in der Umweltbilanz, dass eine möglichst lange Nutzung selbstverständlich sein sollte. Dem stehen entgegen, dass Elektroautos, die Verbrenner ersetzen, auf lange Sicht weniger umweltschädlich zu betreiben sind und Menschen, sofern sie die finanziellen Ressourcen haben, oftmals eben lieber neue statt stark gebrauchte Autos fahren.
(mfz)