Elektroauto Smart #5 vorgestellt: Spitzenlader

Smart begibt sich mit dem #5 in ein neues Segment. Geboten wird reichlich Leistung und viel Ausstattung zu einem vergleichsweise kleinen Preis.

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Smart #5

(Bild: Smart)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Lange Zeit war die Infrastruktur in der Spitze vorn, nun wird es eng: Der Smart #5 soll mit bis zu 400 kW laden können. Meistens ist an deutschen Ladesäulen bei 350 kW Schluss. Es gibt zwar schon Ladepunkte mit höherer Leistung, aber die sind momentan die absolute Ausnahme. Der Smart #5 soll aber nicht nur mit einem kurzen Spitzenwert glänzen. Die Marke macht auch finanziell ein Angebot, das wie eine Kampfansage wirkt.

Hersteller lernen im Bereich Elektromobilität für jeden ersichtlich jährlich dazu. Eine Erkenntnis der vergangenen Jahre ist, dass sich die informierte Kundschaft von glänzenden Spitzenladeleistungen allein nicht blenden lässt. Ein solcher Wert weckt Erwartungen, die zu leicht in Enttäuschung münden können. Etabliert hat sich auch deshalb als zusätzliche Angabe die Zeit, die unter idealen Bedingungen benötigt wird, um von 10 auf 80 Prozent zu laden. Für den #5 sollen weniger als 18 Minuten reichen, sofern die Version mit großer Batterie gewählt wurde. Die hat 94 kWh als nutzbaren Energiegehalt. Das bedeutet, das Fahrzeug lädt in dieser Zeit netto 65,8 kWh nach, was einer durchschnittlichen Netto-Ladeleistung von etwas mehr als 219 kW entspricht. Die Ladeverluste kommen noch hinzu. Damit reiht sich Smart ziemlich weit vorn ein.

Smart #5 auĂźen (6 Bilder)

Der Smart #5 ist knapp 4,7 m lang. Das entspricht etwa dem Format eines Mercedes GLC oder eines BMW X3. (Bild:

Smart

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Smart wird zwei Batterien und vier Antriebe im #5 anbieten. Schon das Basismodell "Pro" hat 250 kW Motorleistung. Nur hier wird eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie eingesetzt, deren Energiegehalt bei 74,4 kWh liegt. Smart verspricht im Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP) eine Reichweite von 465 km. An einem Wechselstromanschluss lässt sich mit bis zu 11 kW nachladen, an Gleichstrom sind es maximal 150 kW. Die in der Praxis ohnehin wichtigsten 70 Prozent zwischen 10 und 80 Prozent Ladestand sollen in 30 Minuten nachgeladen sein. Das entspricht 52 kWh und einer durchschnittlichen Nettoladeleistung von 104 kW. Die Ladeleistung des Basismodells liegt damit deutlich unter dem, was die anderen bieten. Smart bestätigt auf Nachfrage, dass hier auf eine Spannungsebene von 400 Volt gesetzt wird.

Alle anderen Versionen bekommen eine 800-Volt-Plattform und die große Batterie mit einer Nickel-Mangan-Kobalt-Zellchemie. Damit steigt die DC-Leistung auf 400 kW und auch an Wechselstrom können die Varianten schneller laden. Bis zu 22 kW sind möglich. Je nach Ausstattung liegt die Reichweite mit der 94-kWh-Batterie zwischen 540 und 590 km. Kräftig eingeschenkt wird auch bei der Motorleistung. Die Linien "Pro+" und "Premium" haben einen Heckmotor mit 267 kW. "Puls" und die limitierte Version "Summit Edition" kommen mit ihrem Allradantrieb auf 432 kW. Im April will Smart eine Brabus-Variante zeigen, die noch etwas stärker wird. In der vorläufigen Ausstattungsliste ist die Wärmepumpe erst ab der Version Pulse aufgeführt – möglicherweise gibt es sie in den wenigen teuren Varianten nur gegen Aufpreis.

Smart #5 innen (11 Bilder)

Der #5 unterscheidet sich innen deutlich von den kleineren Modellen #1 und #3. (Bild:

Smart

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Smart will in einem für die Marke neuen Segment Fuß fassen. Der #5 hat mit der ursprünglichen Idee des Herstellers so wenig zu tun wie kein Modell zuvor. Das SUV ist 4,69 m lang und hat damit ungefähr das Format eines Mercedes EQB oder eines Genesis GV70 Electrified. Der Radstand misst 2,9 m, was für sehr üppige Platzverhältnisse reichen sollte. Auch der Kofferraum hat mit 630 Litern viel zu bieten. Hinzu kommt ein vorderes Ablagefach, das in den Hecktrieblern 72 und in den Allradlern 47 Liter groß ist.

Beim Infotainment verabschiedet sich Smart mit dem Betriebssystem Smart OS 2.0 von der sehr verspielten Oberfläche der kleineren Modelle. Die ersten Bilder zeigen nur die teuren Ausstattungslinien, in denen ein Beifahrer-Display serienmäßig ist. Das Herzstück bildet ein flotter Prozessor aus AMDs 2020er-Baureihe Ryzen Embedded V2000. Das genaue Modell nennt der Hersteller nicht – möglich sind bis zu acht Zen-2-Kerne. Für einige Ausstattungslinien holt sich Smart beim Soundsystem Hilfe von Sennheiser, die unter anderem einen Verstärker mit 1,2 kW beisteuern.

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Ab Ende April kann der Smart #5 bestellt werden. Die Preise dürften einige Konkurrenten in Bedrängnis bringen, darunter auch den Mercedes EQB. Das bereits gut ausgestattete Basismodell des #5 soll 45.900 Euro kosten; die Variante "Pro+" wird ab 50.900 Euro angeboten. Premium und Pulse sprechen unterschiedliche Interessenten an – luxuriös die eine Version, mit deutlich mehr Leistung versehen die andere. Der Preis ist mit jeweils 55.400 Euro gleich. Die nur vorübergehend angebotene "Summit Edition" kostet 56.900 Euro.

Das ist fraglos noch immer eine Menge Geld, und dennoch sind diese Preise nicht weniger als eine Kampfansage. Denn für gleichermaßen große und ähnlich ausgestattete Autos mit Verbrennungsmotor zahlt man aktuell mindestens solche Beträge. Wer auch noch bei den Fahrleistungen annähernd gleichziehen will, muss meist mit erheblich höheren Preisen rechnen. Zur Orientierung eine unvollständige Auswahl: Ein Peugeot 5008 kostet offiziell mindestens 43.140 Euro, der neue VW Tayron, der die Nachfolge des Tiguan Allspace antritt, 45.475 Euro. Bei Skoda gibt es den Kodiaq ab 42.990 Euro, den etwas kleineren Enyaq ab 44.400 Euro. Tesla bietet das Model Y derzeit ab 44.990 Euro an. All diese Tarife dürften unter Druck geraten, denn Smart serviert reichlich Leistung und eine umfangreiche Ausstattung für ähnliches Geld. Sollte die Marke bei der Fahrzeugabstimmung nicht grob geschlampt haben, wofür wenig spricht, wäre es verwunderlich, wenn der #5 ein Flop würde.