Polestar-CEO Lohscheller: Zölle machen Preisanstiege für Autos unumgänglich
Sollte die US-Regierung die Zölle auf Autos deutlich anheben, sind höhere Preise für Neuwagen kaum zu vermeiden, meint Polestar-Chef Lohscheller.
In Deutschland bietet Polestar derzeit drei Modelle an, weitere sollen folgen.
(Bild: Polestar)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Die US-Administration hält mit ihrer Zollpolitik die Welt des Handels unter Druck. Zuletzt wurde der allerdings offenbar derart heftig gespiegelt, dass die Regierung in Washington für zahlreiche Länder in den kommenden 90 Tagen nur pauschal 10 Prozent zusätzlich erhebt. Unter normalen Umständen sollte einer solcher Zeitraum genügen, um auf diplomatischer Ebene eine Lösung zu finden. Doch die Zeiten sind nicht normal, und so rechnen Autohersteller mittelfristig mit steigenden Preisen für Neuwagen.
Taktische Maßnahmen zur Abfederung
Für Polestar haben Zölle einen besonderen Hintergrund, denn der Ableger von Volvo gehört wie die Stammmarke dem chinesischen Konzern Geely. Der Zollstreit mit China läuft zum Redaktionsschluss dieses Artikels allerdings ungehemmt weiter. Seit Oktober 2024 ist Michael Lohscheller CEO bei Polestar. Er rechnet mit Preiserhöhungen in der Branche, wenn Zölle die Kosten hochtreiben sollten. Kurzfristig könne man das zwar mit "taktischen Maßnahmen" abfedern, sagte Lohscheller der dpa. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass man das mittel- und langfristig nicht im Markt weitergebe. Er sei davon überzeugt, dass die Industrie das in Summe einpreisen werde, auch wenn man mit Kostensenkungen gegensteuere.
Polestar produziert bisher größtenteils in Asien, für den US-Markt aber auch im Volvo-Werk in South Carolina. Für Elektroautos aus China gilt in den USA schon seit der vergangenen Regierung von US-Präsident Joe Biden ein Zoll von 100 Prozent. Die unter Donald Trump drohenden weitreichenden Zölle sollen auch für Bauteile aus verschiedenen Ländern gelten und dürften damit alle Autohersteller treffen.
Lokalisierung wird Marschrichtung sein
"Das Werk ist schon mal sehr hilfreich", sagte Lohscheller mit Blick auf die Fabrik in South Carolina. Es gebe genug Kapazität, um die Produktion dort sowohl für Volvo als auch für Polestar auszubauen. Es gehe aber auch darum, mehr Lieferanten in den USA oder idealerweise in der Nähe des Werkes zu finden. "Teile über große Strecken zu verschiffen, kann ja nicht die Zukunft des Geschäftsmodells sein", sagte der Polestar-Chef. Die Umstellung gehe zwar nicht von heute auf morgen, aber Lokalisierung werde die Marschrichtung sein. In Europa will die Firma den künftigen SUV Polestar 7 bauen.
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Rabatt für Tesla-Fahrer
Im vergangenen Quartal steigerte Polestar die Auslieferungen im Jahresvergleich um 76 Prozent auf 12.304 Fahrzeuge. In den USA lockt die Firma Tesla-Fahrer mit einem zusätzlichen Rabatt von 5000 Dollar, mit dem man einen Polestar 3 im Leasing insgesamt 20.000 Dollar günstiger bekommt. Tesla führt seit Jahren den Elektroauto-Markt an, aber die Experten sehen einen mindestens temporären Imageschaden für die Marke durch die politischen Aktivitäten von Konzernchef Elon Musk. In den USA stiegen die Polestar-Auslieferungen um 74 Prozent. In Deutschland gab es einen Zuwachs von 19 Prozent. Lohscheller führt das Wachstum auch auf den Verkauf nicht nur über Ausstellungsräume, sondern verstärkt auch bei Händlern zurück. Die Beratung beim Autokauf sei Kunden weiterhin wichtig: "Die Welt verändert sich, aber es gibt ein paar Sachen, die bleiben."
In Deutschland stiegen die Verkaufszahlen nicht um 19, sondern um 35,5 Prozent.
(mfz)