Apple und Klimaneutralität: Kritik an Verwendung von Eukalyptusfarmen

Bäume, die eigentlich nicht hierhergehören: Für Apples Klimaneutralitätsprojekt werden große Eukalyptusfarmen in Brasilien aufgebaut. Ökologen kritisieren das.

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Baumprojekt von Apple

Baumprojekt von Apple: Wie sinnhaft ist der Anbau schnell wachsender Pflanzen in fremder Umgebung?

(Bild: Apple)

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Wie wird es Apple gelingen, sein großes Ziel der Klimaneutralität zu erreichen? Wie der iPhone-Konzern bereits angekündigt hatte, geht das nur, wenn große CO₂-Kompensationsprojekte angeschoben werden. Mindestens 25 Prozent der Klimagasreduktionen in der gesamten Lieferkette sollen laut Apple so entstehen. Das Problem: Die Maßnahmen sind unter Umweltschützern umstritten, zumal die Kohlendioxidemissionen bei Herstellung und Nutzung der Apple-Geräte ja tatsächlich entstehen und zwischen 300 und 1000 Jahre lang – so Zahlen der NASA – in der Atmosphäre verbleiben. In einem umfassenden Bericht hat sich nun die US-Ausgabe von MIT Technology Review mit Apples Ansinnen beschäftigt. In dem Beitrag wird teils herbe Kritik an den Kompensationsprojekten des Konzerns geübt.

So gehört zu den geplanten Maßnahmen der Aufbau gigantischer Eukalyptusplantagen im brasilianischen Regenwald – da, wo zuvor abgeholzt wurde. Die Baumart gehört eigentlich nicht hierher, hat aber den Vorteil, dass sie schnell wächst (und schnell geerntet werden kann, um Holz zu produzieren). Die Projekte werden nicht nur von Apple angeschoben, sondern auch von Konkurrenten wie Meta, Microsoft und Lieferanten wie TSMC.

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Die Hoffnung: Die Eukalyptusfarmen sollen eine skalierbare Klimalösung werden – für eine Branche, die immer mehr Emissionen freisetzt, etwa in KI-Rechenzentren. Die Rechnung ist einfach: Jeder der Bäume besteht zu ungefähr 47 Prozent aus Kohlenstoff. Pro gepflanztem Hektar lassen sich also so viele Tonnen CO₂ speichern, so der Plan.

Die alte Idee von Klimakompensationsmaßnahmen ging so: Man nehme einen Bereich etwa im Regenwald, der eigentlich abgeholzt werden sollte – und zahle dafür, dass er stehen gelassen wird. In diesem Zusammenhang kam es jedoch in der Vergangenheit immer wieder zu Betrügereien. Manchmal sollte der Regenwald gar nicht abgeholzt werden, manchmal wurden die Kompensationsrechte doppelt und dreifach verkauft. Bei Apple hofft man deshalb nun, mehr "hands on" zu sein, schreibt MIT Technology Review, indem direkt in Projekte Geld gesteckt wird, die das Klimagas aus der Atmosphäre ziehen.

Das sollen die schnell wachsenden Eukalyptusbäume, die den Kohlenstoff in ihrem Lignin speichern, ermöglichen. Doch Umweltschützer wie Giselda Durigan vom Umweltforschungsinstitut des Status Sao Paulo fürchten, dass die neuen Farmen zu viel Wasser ziehen. Native Vegetation werde kaum unterstützt. "Die Flüsse sterben." Ein weiteres Problem sei, dass die Eukalyptusfarmen manchmal wieder aufgegeben werden. Dann sei es fast unmöglich, nativen Pflanzen wieder Raum zu geben, weil sich die Erde so stark verändert habe. Apple betont, für die Farmen nicht mehr benötigtes Weideland zu verwenden.

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(bsc)