Studie: Preise für Neuwagen steigen schneller als Einkommen
In den vergangenen fünf Jahren hielt die Entwicklung des Durchschnittseinkommens mit dem Preisanstieg von Neuwagen nicht mit. Ein Grund: Die Antriebswende.
Unverändert vorn: Bis Ende April wurden hierzulande in diesem Jahr 28.861 VW Golf (Test) erstmals zugelassen. Das Basismodell kostet inzwischen offiziell 28.330 Euro.
(Bild: Pillau)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Die Preise für Neuwagen stiegen zwischen 2019 und 2024 schneller als die durchschnittlichen Einkommen. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse, die die Unternehmensberatung Oliver Wyman zusammen mit den Marktforschern von Jato Dynamics erstellt hat. In den vergangenen fünf Jahren stiegen die Jahresnettogehälter den Angaben nach hierzulande um 24 Prozent. 2019 waren es netto durchschnittlich gut 26.100, im vergangenen Jahr 32.400 Euro. Der Preis für einen Neuwagen kletterte in diesem Zeitraum im Schnitt aber von rund 30.200 auf fast 41.800 Euro. Das entsprach einem Anstieg von fast 40 Prozent. Konkret heißt das: 2019 musste ein Mensch in Deutschland im Schnitt noch 1,16 Jahresgehälter für einen Neuwagen bezahlen. 2024 waren es bereits 1,29. Die Erschwinglichkeit habe dadurch abgenommen, argumentieren die Studienautoren.
Der Wechsel zu mehr elektrifizierten Antrieben erkläre demnach fast die Hälfte des Preisanstiegs bei Autos. Hinzu kämen die Inflation und weitere wirtschaftliche Einflüsse. Gleichzeitig gehe Angebot an günstigen Einstiegsmodellen zurück. Daher griffen immer mehr Verbraucher auf Finanzierungen, Leasingangebote oder preiswertere Gebrauchtwagen zurück. Die Neuwagenkäufe in Deutschland gingen in dem Zeitraum der Analyse zufolge um 22 Prozent zurück.
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Elektroautos auf lange Sicht günstiger?
Der Preis ist beim Autokauf wichtig, gibt aber nicht das gesamte Bild wieder: Neue Elektroautos sind in der Anschaffung aktuell zwar meist noch teurer als ein vergleichbares Modell mit Verbrenner. Über die gesamte Nutzungsdauer sind sie aber oft besser für den Geldbeutel ihrer Besitzer. Zu diesem Ergebnis kam jüngst das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in einem Forschungsüberblick.
Elektroautos in der Mittelklasse können demnach bei üblicher Nutzung und mit eigener Lademöglichkeit schon nach drei Jahren insgesamt günstiger sein als Verbrenner. "Die derzeit noch höheren Anschaffungskosten werden durch die geringeren laufenden Kosten ausgeglichen", argumentierte Studienautor Martin Wietschel. Die Forscher beziehen sich dabei nicht nur auf die billigere Energie, sondern auch auf niedrigere Instandhaltungskosten.
Unverändert sind in Deutschland rund zwei Drittel aller Neuzulassungen gewerblich. Dort spielt der Listenpreis eine nachrangige Rolle. Entscheidend ist in dieser Hinsicht, was das Auto in der Nutzungszeit kostet. Dort kann ein teurerer Neuwagen mit geringerem Wertverlust letztlich günstiger sein als ein Modell, bei dem es sich umgedreht verhält. Für einen Teil der gewerblichen Zulassungen spielt der Listenpreis weiterhin eine Rolle. Die private Nutzung eines Dienstwagens muss als geldwerter Vorteil mit einem Prozent des Bruttolistenpreises versteuert werden. Bei Plug-in-Hybriden sind es unter bestimmten Voraussetzungen 0,5 Prozent. Bei Elektroautos gilt bislang: Bis zu einem Fahrzeugpreis von 70.000 Euro müssen nur 0,25 Prozent zusätzlich versteuert werden, darüber sind es 0,5 Prozent. Die neue Bundesregierung will diese Grenze auf 100.000 Euro anheben.
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(mfz)