Vorstellung KTM 690 SMC-R: Lebenszeichen einer Marke

KTM hat sich kaum von der drohenden Pleite erholt. Die Neuauflage des Bestsellers 690 muss also sitzen. Gelingt mit der 690 ein Comeback?

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KTM 690 SMC-R

(Bild: KTM)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Mit der neuen 690 SMC-R gibt es nicht nur ein Lebenszeichen von KTM, sondern gleich ein Ausrufezeichen! Die österreichische Marke ist haarscharf an der Pleite vorbeigeschlittert und konnte nur dank einer 800-Millionen-Euro-Finanzspritze des indischen Motorradherstellers Bajaj (der seitdem auch die Mehrheit an KTM hält) wieder die Produktion aufnehmen, nachdem die Bänder monatelang stillgestanden hatten. Eines ihrer wichtigsten Modelle ist die Supermoto 690 SMC-R, in Deutschland seit langem mit Abstand die meistverkaufte KTM. Im vergangenen Jahr gab es hierzulande einen Rekord mit 2285 Neuzulassungen. Doch durch die Insolvenz und die bevorstehende Abgasnorm Euro 5+ waren die KTM-Händler 2024 gezwungen, die Überkapazitäten zu Schleuderpreisen zu verkaufen. Auch 2025 stehen noch viele KTM mit einer Tageszulassung vom Vorjahr bei den Händlern.

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KTM muss also schon ordentlich bei den Neuentwicklungen nachlegen, um den eigentlich gesättigten Markt zum Kauf zu animieren. Das demonstrieren sie nun mit ihrer runderneuerten SMC-R 690, die gleich mal einen Rekord knackt: Sie hat mit 79 PS den stärksten Serien-Einzylinder aller Zeiten. Das war wichtig, weil Ducati mit der 77,5 PS starken Hypermotard 698 vergangenes Jahr an der KTM, die bis dahin 75 PS leistete, vorbeigezogen war. Nun holt sich die 690 SMC-R die Krone zurück.

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KTM bringt seinen Bestseller 690 SMC-R fĂĽr 2026 runderneuert auf den Markt. (Bild:

KTM

)

Der Hubraum bleibt zwar bei 693 cm3, doch mussten für die Erreichung der Euro 5+ rund die Hälfte aller Teile des LC4-Motors angepasst oder ersetzt werden. Die Höchstleistung liefert der Single mit seinem Bohrung-Hub-Verhältnis von 105 x 80 mm weiterhin bei 8000/min, das maximale Drehmoment sank allerdings geringfügig von 74 auf 73 Nm bei 6750/min. Dafür soll der Motor durch geänderte Steuerzeiten früher Drehmoment aufbauen. Das Leergewicht des neuen Jahrgangs steigt nur minimal um ein Kilogramm auf 162 bei unverändert 13,5 Liter Tankinhalt – am brachialen Vortrieb der Supermoto dürfte sich also nichts ändern.

Doch die Entwickler haben noch viel mehr überarbeitet: Der Ölkreislauf ist optimiert und deshalb werden die Ölwechselintervalle erst alle 15.000 km fällig (früher alle 10.000 km) und das Ventilspiel muss nur noch alle 30.000 km eingestellt werden. Eine neue Benzinpumpe soll simpler aufgebaut sein und trotzdem höheren Druck liefern. Hier versucht KTM offensichtlich verlorengegangenes Vertrauen in die Haltbarkeit seiner Fahrzeuge wieder zurückzuerobern.

Die Abdeckungen von Kupplung und Lichtmaschine sind neugestaltet, ebenso wie das Kurbelgehäuse. An der Optik hat sich nicht viel geändert, die Kühler-Cover laufen spitzer nach vorne zu und der LED-Scheinwerfer samt Maske ist neu. Der Gitterrohrrahmen aus Stahl bleibt ihr erhalten, allerdings gibt KTM an, dass er nun etwas steifer sei, um die Kräfte in Längsrichtung besser aufnehmen zu können.

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Das WP-Fahrwerk ist voll einstellbar, Zug- und Druckstufe der Gabel sogar ohne Werkzeug. (Bild:

KTM

)

Bei den vorzüglich funktionierenden, voll einstellbaren Federelementen der Hausmarke WP gab es keinen Grund, sie zu tauschen. Sie arbeiten weiterhin auf 224 mm Federweg vorne und 240 mm hinten. Für viele eher Kurzgewachsenen die schlechte Nachricht: auch die Sitzhöhe bleibt bei extremen 90 cm. Die hervorragende Brembo-M4.32-Bremszange mit 300-mm-Bremsscheibe stoppt die KTM weiterhin heftig. Serienmäßig rollt die 690 SMC-R auf den für Supermoto-Bedürfnisse entwickelten ContiAttack SM 2-Reifen.

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Wo die Entwicklungsabteilung deutlich nachgeschärft hat, sind die elektronischen Assistenzsysteme. Sowohl das ABS als auch die Schlupfregelung sind schräglagensensibel, in mehreren Stufen einstellbar, aber auch abschaltbar – Supermoto-Profis schätzen keinen Eingriff in ihre Fahrhoheit. Neben den bereits bekannten Modi kommt jetzt der "Track"-Modus hinzu, der unter anderem einstellbare Launch- und Wheelie-Kontrollen enthält.

Neu ist auch die "Dynamic Slip Adjust", die automatische Anpassung der Schlupfregelung. Endlich erhält die 690 SMC-R ein modernes TFT-Display. Es misst 4,2 Zoll und bündelt die wichtigsten Informationen sehr kompakt. Der Fahrer kann zudem per Bluetooth auf sein Smartphone und somit auf Musik, eingehende Anrufe und Turn-by-turn-Navigation zugreifen. Das Menü wird über Tasten am linken Lenkerende bedient. Außerdem findet sich im Cockpit eine USB-Ladebuchse.

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Auf kurviger Strecke kann der ultrahandlichen 690 SMC-R so gut wie nichts folgen. (Bild:

KTM

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Der Preis von 12.499 Euro für die 690 SMC-R bleibt zum Vorjahresmodell unverändert. Das ist nicht wirklich billig, aber im Hinblick auf die blendenden Verkaufszahlen in der Vergangenheit wohl kein Hinderungsgrund für die Supermoto-Fans. Wer je eine 690 SMC-R chauffieren durfte, weiß, was für ein radikales Sportgerät sie ist. Mit noch mehr Leistung und Elektronik dürfte ihrem weiteren Erfolg nichts im Wege stehen.