Kommentar zum Verbrenner-Aus: Gib zum Abschied leise Vollgas
Der Verbrenner soll ab 2035 nicht mehr neu zugelassen werden. Der E-Antrieb wird ihn zu großen Teilen ersetzen. Aber eben nicht ganz, meint Clemens Gleich.
Erprobungsfahrt des Porsche 911 Carrera GTS T-Hybrid in der Wüstenhitze. Die Nachfrage nach Sportwagen hat wenig mit dem Alltag zu tun und kann aufgrund ihrer geringen Größe weiterhin mit flüssigen Treibstoffen bedient werden.
(Bild: Porsche)
Veränderungen lösen Gefühle aus. Je nachdem, ob ich glaube, dass eine Veränderung für mich positiv oder negativ wirken wird, erlebe ich Freude oder Wut darüber. Ich schließe mich mit ähnlich fühlenden Menschen zusammen, um anders fühlende Menschen auszulachen, weil die ja einfach so dumm sind. LOL. Diesen grundsätzlichen Mechanismus kann man bei uns im Forum seit jeher betrachten – besonders ausgeprägt, wann immer es um das Elektroauto geht.
Mein Kollege Martin hat in einer Serie von drei Artikeln ausführlich argumentiert, warum die Menschheit möglichst schnell von fossilen, flüssigen Treibstoffen zu Strom als primären Energieträger im Transportwesen wechseln sollte. Er führt viele Gründe an, die Sie selbst nachlesen sollten, und in vielen Dingen möchte ich ihm recht geben, vor allem in einem: Großflächige Veränderungen passieren unabhängig davon, was wir über sie fühlen und schreiben und ob sie optimal sind. Was zählt, ist nur, wie viele Leute mitmachen. Wenn Mehrheiten mitmachen, rollt die Welle, da kann sich die Minderheit auf den Kopf stellen. Deshalb sind gute Geschichten wichtiger als technisch optimale Lösungen. Beim Elektroauto ist (schon sehr lange) absehbar, dass Mehrheiten mitmachen werden, aus verschiedenen Gründen. Nur die Zeitlinie ist offen.
Die meisten Menschen machen das mit, was für sie alles in allem am bequemsten ist. Mir fällt kein Szenario ein, in dem die Elektrifizierung des Verkehrs nicht passieren würde. Sci-Fi-Autoren beschrieben sie bereits vor Jahrzehnten, und es war immer nur eine Frage des "wann", nie des "ob". Wir sind uns in der Redaktion also in vielen Punkten einig, aber längst nicht in allen. Vor allem empfinde ich keine Eile beim Umstieg auf das E-Auto, sondern argumentiere seit Jahren, dass dieser Prozess ruhig in seinem eigenen Tempo passieren soll. Alle Versuche künstlicher Beschleunigung kosteten sehr viel Steuergeld bei sehr wenig Nutzen. Der Wärmekraftmotor hat jedoch selbst in einer hauptsächlich elektrischen Zukunft einige prinzipielle Vorteile, die ihm seine Nische sichern werden, bis eine andere Technik dort besser wird. Es ist nur die Frage, wie klein die Nische werden wird.
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