Untersuchung: Umstieg auf das Elektroauto kommt nur langsam in Schwung

Private Autokäufer steigen derzeit zunehmend, aber nur in geringer Zahl vom Verbrenner auf ein E-Auto um. Das zeigt die Auswertung eines großen Versicherers.

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Skoda Elroq 85

Derzeit ziemlich gefragt ist der Skoda Elroq, dessen Basismodell offiziell ab 33.900 Euro zu haben ist.

(Bild: Florian Pillau / heise Medien)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Schon seit Jahren veröffentlicht der Autoversicherer HUK Coburg eine Untersuchung zum Stand der Antriebswende. Diese Erkenntnisse müssen, bevor wir hier ins Detail gehen, an zwei Stellen dringend eingeordnet werden. Andernfalls könnte rasch ein falsches Bild entstehen. Für ihre Darstellung nutzt HUK Coburg interne Zahlen. Als einer der großen Kfz-Versicherer Deutschlands liegt dem eine Datenbasis zugrunde, die durchaus als repräsentativ angesehen werden kann, auch wenn sie nicht alle Zulassungen erfasst. Sie beschränkt sich zudem auf private Zulassungen, die auf dem Neuwagenmarkt im Schnitt nur rund ein Drittel ausmachen. Zwei Drittel der Erstzulassungen in Deutschland bleiben hier also außen vor.

Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass in diesem Jahr mehr private Autokäufer vom Verbrenner auf ein E-Auto umgestiegen sind als 2024. Von einer Antriebswende im großen Stil kann allerdings weiterhin keine Rede sein. Die Kennzahlen aus dem Versicherungsbestand der HUK Coburg legen offen: Nur 6,2 Prozent aller privaten Fahrzeugwechsel führten im Sommer 2025 vom Verbrenner zum reinen Elektroauto. Das ist der höchste Wert seit zwei Jahren. Gegenüber dem Tief zu Jahresbeginn 2024, als nach dem so plötzlichen Ende der staatlichen Kaufunterstützung die Zulassungszahlen einbrachen, hat sich die Wechselquote damit mehr als verdoppelt.

Nicht alle Automobilhersteller profitieren davon. Tesla stürzt in der Gunst der Kunden ab. Das Model Y (Test) fällt von einer Spitzenposition der Neuwagen aus dem Jahr 2024 mit einem E-Umsteiger-Anteil von 13,5 Prozent im Jahr 2025 auf den achten Platz der Neuwagenkauf-Rangliste mit mageren 3,6 Prozent zurück. Das entspricht nur noch etwa einem Viertel des damaligen Wertes. Zwei Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Tesla-Modelle sind etwas in die Jahre gekommen. Andererseits haben die anderen Automarken zugelegt. Vermutlich spielen auch Elon Musks politische Aktivitäten eine Rolle. Die chinesischen Automarken sind aktuell keine Bestseller. Keines der Modelle aus dem Reich der Mitte schafft es in die Wertung der 15 gefragtesten Elektroautos.

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Beim Kauf eines neuen E-Autos wählen Privatkunden laut der HUK-Coburg-Analyse am häufigsten den Skoda Elroq (9,6 Prozent), der seit Januar 2025 auf dem Markt ist. Danach folgen der Cupra Born (6,5 Prozent) und der BMW iX1 (5,6 Prozent). Der VW ID.3 folgt mit einem Anteil von 5,5 Prozent auf Rang vier. Dahinter folgt mit 4,2 Prozent schon der nächste Skoda, der Enyaq. Hyundai Inster (4,2 Prozent) und Kia EV3 (3,8 Prozent) nehmen die Ränge sechs und sieben ein. Der erst seit 2025 erhältliche Renault 5 E-Tech schafft es mit 2,1 Prozent auf den 14. Platz.

Beim Wechsel von Verbrennern zu gebrauchten Elektroautos zeigt sich ein anderes Bild. Hier dominiert der VW ID.3 mit 5,9 Prozent. Auch die Plätze zwei und drei sind mit dem Opel Corsa-e (5,1 Prozent) und dem Mercedes EQA (4,9 Prozent) in deutscher Hand. Bemerkenswert ist, dass die 2024 noch sehr gefragten Modelle Smart Fortwo (2,6 Prozent / 12. Platz), Hyundai Kona (9. Platz mit 3,3 Prozent) oder Renault Zoe (vierter Platz mit 4,2 Prozent / Vorjahr 6,0 Prozent) in der Käufergunst abgerutscht sind. Der frühere Spitzenreiter BMW i3 findet sich 2025 nur noch auf Rang 17 wieder – sein Anteil sank laut dem HUK-E-Barometer von 6,1 auf 1,9 Prozent. Die Analyse des Käuferverhaltens zeigt zudem, dass gebrauchte E-Fahrzeuge wichtiger sind als fabrikneue: Mehr als die Hälfte der Privatkunden, die in diesem Jahr auf ein Elektroauto umgestiegen sind, haben sich für einen Gebrauchtwagen entschieden. Im Jahr 2020 lag der Anteil noch bei gut zehn Prozent.

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Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einer neuen Förderung, die 2026 starten soll. Dabei könnte auch der Kauf eines gebrauchten Elektroautos bezuschusst werden. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) plädiert für ein „Social Leasing“. Dieses Modell orientiert sich am französischen Vorbild und soll einkommensschwachen Haushalten den Einstieg ins Elektroauto über günstige Leasingraten erleichtern. In Frankreich übernimmt der Staat rund 27 Prozent des Fahrzeugpreises, während die Monatsraten bei maximal 200 Euro liegen. Schnieder sieht dies als „zusätzliche Option“ und verweist darauf, dass neben der geplanten Kfz-Steuerbefreiung bis 2035 auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur und weitere Kaufanreize diskutiert werden.

Bei den wechselwilligen Autofahrern gibt es nach wie vor deutliche regionale Unterschiede. In Bayern und Niedersachsen tauschten die meisten Kunden im dritten Quartal 2025 einen Verbrenner gegen ein Elektroauto. Entsprechend sind hier auch die Bestandsquoten am höchsten. Im Versicherungsbestand der HUK liegt der Anteil reiner Elektroautos in Bayern bei rund 3,9 Prozent und in Niedersachsen bei 3,8 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bilden dagegen die Schlusslichter. Dort sind sowohl die Umstiegsquoten als auch die Bestandsanteile nur etwa halb so hoch wie in den „Autoländern“ Bayern und Niedersachsen.

(mfz)