E-Plus steigt bei Handy-TV aus
Der drittgrößte deutsche Mobilfunkanbieter zieht sich aus dem Konsortium für Handy-TV zurück und will erst einmal abwarten, ob sich der Dienst etablieren kann.
Der Düsseldorfer Mobilfunkanbieter E-Plus verabschiedet sich aus dem DVB-H-Konsortium der Netzbetreiber. "Wir entscheiden uns nicht gegen das Produkt Handy-TV, sondern ziehen die Konsequenzen aus unseren bisherigen Erfahrungen", erklärte CEO Michael Krammer den Ausstieg. Damit meint der Österreicher auch die politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen sowie den bisherigen Verlauf der Verhandlungen. Die lizenzrechtlichen Bedingungen für den bundesweiten Betrieb von Handy-TV via DVB-H seien nicht erfüllt, kritisiert der Netzbetreiber. Ein erfolgreicher Vermarktungsstart sei so kurzfristig nicht möglich. Auch hätten sich die Netzbetreiber nicht auf wesentliche Eckpunkte der Zusammenarbeit bei DVB-H einigen können.
Bisher gibt es außer vereinzelten Tests noch keine großflächige DVB-H-Versorgung. Handy-TV ist hierzulande noch von regulatorischen Auflagen, komplizierter Frequenzvergabe und nicht zuletzt zwei konkurrierenden Standards geprägt. Die Versuche mit DMB (Digital Multimedia Broadcasting) sind schon etwas weiter, Anbieter wie Mobilcom und Debitel vermarkten Handy-TV bereits in ausgewählten Städten. Die Begeisterung beim Kunden hält sich noch in Grenzen.
Der Preis wird wesentlich über den Erfolg von Handy-TV entscheiden. Hier sieht Krammer, der grundsätzlich an den Erfolg des Dienstes glaubt, eine Gefahr. Warum, fragt er, soll E-Plus noch eine eigene TV-Infrastruktur aufbauen, um dann Teil einer langen Wertschöpfungskette zu sein, an der zu viele mitverdienen wollen. Handy-TV werde dann entweder unwirtschaftlich oder für den Kunden zu teuer. E-Plus will die Risiken und Kosten der Markterschließung nun nicht mehr mittragen.
Damit bleibt Krammer seinem schon bei der Übernahme des E-Plus-Chefsessels etablierten Credo treu. "E-Plus konzentriert sich auf die Vermarktung von Produkten und Services, für die eine Kundennachfrage vorhanden ist und bei denen die wirtschaftlichen und rechtlichen Bedingungen klar sind. Quersubventionierungen von unsicheren Zukunftstechnologien halten wir für wenig sinnvoll." Sollen sich die anderen eine blutige Nase holen: "Followers"-Strategie nennt Krammer das. Ansonsten läuft der CEO auch ganz gerne gegen den Trend. Der Einigung der Mobilfunker auf neue Terminierungsentgelte hatte sich Krammer seinerzeit lautstark widersetzt und nach dem Regulierer gerufen. Heute gibt die Bundesnetzagentur die neuen Entgelte bekannt. (vbr)