Vodafone kritisiert Politik der Länder bei Frequenzvergabe für DVB-H

Obwohl die Mobilfunkbetreiber E-Plus, O2, T-Mobile und Vodafone soeben zur Fußball-WM ein Handy-TV-Pilotprojekt mit DVB-H-Technik gestartet haben, warnt Vodafone-Sprecher Jens Kürten jetzt schon vor vertanen Chancen.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Obwohl die Mobilfunkbetreiber E-Plus, O2, T-Mobile und Vodafone soeben zur Fußball-WM ein Handy-TV-Pilotprojekt mit DVB-H-Technik gestartet haben, warnt Vodafone-Sprecher Jens Kürten jetzt schon vor vertanen Chancen. Auf der 12. Internationalen Handelsblatt-Jahrestagung "Telekommarkt Europa" in Bonn kritisierte er die durch den deutschen Föderalismus "zersplitterte Rundfunkregulierung". Da die Frequenzvergabe für DVB-H Ländersache sei, müssten die Telekommunikationsbetreiber deshalb mit zahlreichen Landesmedienanstalten verhandeln, statt einen einzigen Ansprechpartner zu haben. Kürten: "Wir vermissen die Investitionssicherheit."

Die für DVB-H nötigen Frequenzen werden per Ausschreibung vergeben. Die ist aber erst dann möglich, wenn die Bundesländer ihren Frequenzbedarf für die Übertragung von Rundfunk festgelegt haben. Da die 16 Bundesländer jeweils unterschiedlich über Programmangebote entscheiden können, kann dies in der Praxis zu regionalen Fensterprogrammen führen. Da die Daten mit neuen Verfahren komprimiert werden können, entstehen bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zusätzliche Kapazitäten, die sie selbst nutzen wollen – siehe Programme wie Eins Muxx oder ZDF infokanal. Anfang des Jahres hatte die Bundesnetzagentur die Landesmedienanstalten deshalb kritisiert. Andere europäische Länder verwenden diese "digitale Dividende", um das bisherige Programmangebot umzustellen und neue Dienste zu entwickeln.

Noch vor gut zwei Jahren habe Vodafone mit DVB-H im Wettbewerb vorne gelegen, meinte Kürten. "Jetzt verlieren wir unsere Vorsprung gerade." Im Ausland seien Wettbewerber dabei aufzuholen. Dies liege vor allem an einem besseren Regulierungsumfeld. Kürten erinnerte daran, dass die Deregulierung des Telekommunikationsmarkts ein wichtiger Faktor für die Erfolgsgeschichte des Mobilfunks in den letzten 15 Jahren gewesen sei. Die Politik soll vorsichtig agieren, um den Markt nicht zu bremsen. Derweil ist zumindest in fünf Großstädten ein Handy-TV-Angebot auf Basis des mit DVB-H konkurrierenden Standards DMB gestartet.

Zum Thema Handy-TV siehe auch:

(Christiane Schulzki-Haddouti) / (jk)