Mobilfunkbetreiber starten DVB-H-Pilotprojekt
In Berlin, Hamburg, Hannover und München geht das DVB-H-Pilotprojekt mit 16 Programmen an den Start, jedoch nur als "Showcase" für wenige tausend Tester. Für das spätere Endkundengeschäft sind Monatsgebühren zwischen 5 und 15 Euro im Gespräch.
Die Mobilfunkbetreiber E-Plus, O2, T-Mobile und Vodafone wollen gemeinsam die Entwicklung von Handy-TV vorantreiben und setzen dabei konsequent auf den DVB-H-Standard. Rechtzeitig zur Fußball-WM haben sie heute in Berlin ein Pilotprojekt gestartet, das außer in der Hauptstadt auch in Hamburg, Hannover und München mit der Ausstrahlung von 16 TV-Programmen und sechs Hörfunkprogrammen die DVB-H-Technik als "Showcase" demonstrieren soll.
Endkunden können die Geräte allerdings noch nicht kaufen, entsprechende Handy-Verträge gibt es auch noch nicht. Insgesamt steht in dem Projekt eine vierstellige Zahl von Testhandys der Hersteller BenQ, Motorola, Nokia, Sagem und Samsung zur Verfügung, die an Journalisten und ausgewählte Pilotkunden ausgegeben werden sollen. Die kommerzielle Einführung soll irgendwann 2007 erfolgen. Der genaue Termin blieb heute offen. Auch zu den Tarifen, mit denen Handy-TV-Kunden künftig zur Kasse gebeten werden, wollten die Vertreter der Netzbetreiber noch keine Angaben machen. Dazu sei es noch zu früh, begründete der Geschäftsführer Finanzen von T-Mobile Deutschland, Raphael Kübler, die Zurückhaltung. Studien hätten eine Zahlungsbereitschaft der Endkunden zwischen 5 und 15 Euro je nach Art und Qualität der angebotenen Dienste ergeben, doch vor einer Festlegung müsse das neue Medium "erst massenmarktfähig werden".
Das Pilotprojekt ist bis Ende August befristet, "und dann schaun mer mal", erklärte Marketingchef Frank Rosenberger von Vodafone Deutschland. Der Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), Hans Hege, hofft, "dass es nach der WM genauso weitergeht". Die zwischen den Beteiligten abgestimmte Belegung der Fernseh- und Radioprogramme gelte jedoch nur für die Dauer des Projekts und sei noch keine Vorabfestlegung für den späteren Markt, stellte der Medienwächter klar. Während des Pilotprojekts sind Angebote von ARD, ZDF, Nord3, BR, RBB, RTL, Sat.1, ProSieben, n-tv, N24, VOX, MTV Music und Eurosport zu sehen.
Die Netzbetreiber planen ein gemeinsames Betreiberkonsortium, das die technische Plattform für die Programmverteilung aufbaut und das Sendernetz finanziert. In diesem Zusammenhang unterstrich Rosenberger die Notwendigkeit der langfristigen Rechts- und Planungssicherheit. Der Vodafone-Manager forderte die Landesmedienanstalten auf, sich auf eine bundeseinheitliche Frequenzbelegung für DVB-H einigen und diese möglichst kurzfristig den Betreibern zuzuweisen. Anfang des Jahres hatte die Bundesnetzagentur einzelnen Landesfürsten vorgeworfen, geeignetes Spektrum regelrecht zu horten, anstatt es für neue multimediale Dienste wie Handy-TV verfügbar zu machen.
Das Problem habe "höchste Priorität", versicherte Hans Hege, der auch Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang in der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten ist. Er verwies aber auf die erforderlichen Abstimmungen von Frequenzzuweisungen und Sendeleistungen in der Regional Radio Conference RRC-06 mit den Nachbarländern, die in der Digitalisierung ihrer terrestrischen Rundfunknetze noch nicht so weit sind. "Bis zum Ende des Jahres werden wir in Deutschland das Frequenzkonzept haben", hofft Hege.
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(Richard Sietmann) / (ssu)