Ist das "lekker Mobil" von Neidern angezündet worden?

Ist das "lekker Mobil" von Neidern angezündet worden?

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Von
  • Gernot Goppelt

(Bild: lekker Energie)

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) jubelte nach der Fahrt von München nach Berlin über einen "Durchbruch" für das Elektroauto: "Jetzt müssen alle umrüsten auf die Technik, dann haben wir es geschafft", sagte er. Doch das seit der Rekordfahrt im Oktober gefeierte Berliner Unternehmen DBM Energy muss sich seit Wochen unangenehme Fragen anhören – und die Geschichte mit einigen Ungereimtheiten entwickelt sich zu einem Krimi.

Der lila-gelbfarbene Audi A2, mit dem der 600-Kilometer- Weltrekord gelungen war, ist Mitte Dezember in einer Berliner Lagerhalle verbrannt. Vieles deutet nach dpa-Informationen auf Brandstiftung hin. Der ADAC äußert zudem seit Wochen Bedenken, ob bei der Rekordfahrt alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Minister Brüderle dringt auf Aufklärung, schließlich bekam DBM Energy 275.000 Euro an Förderung.

Der Brand geschah am 12. Dezember 2010, aus Ermittlungsgründen wurde er aber zunächst nicht öffentlich gemacht. Zum Zeitpunkt des Brandes war das Fahrzeug lediglich mit einer laut DBM zu 10 Prozent geladenen, nicht brennbaren Behelfsbatterie ausgestattet. Mitbewerber hatten kritisiert, die Erfolgsbatterie auf Lithium-Metall-Polymer-Basis sei nicht sicher, da leicht entflammbar. Sollte das etwa mit einem Autobrand "bewiesen" werden?

In Branchenkreisen heißt es, der junge Firmenchef Mirko Hannemann schließe nicht aus, dass er das Opfer neidischer Mitbewerber geworden sein könnte, die seinen Wagen angezündet hätten. Auf der quasi abgeschalteten DBM-Homepage findet sich neben dem Impressum derzeit nur ein längerer Neujahrsgruß. "Wir haben uns entschlossen, den Jahreswechsel und das erste Quartal 2011 dazu zu nutzen, uns für eine erfolgreiche Zukunft grundsätzlich professionell neu aufzustellen." An der Marktreife bei der Elektromobilität werde weiter gearbeitet.

Die Bundesanstalt für Materialsicherheit und -forschung (BAM) führt seit dem 17. Januar im Auftrag von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ein umfangreiches Test-Programm durch. Dabei werde die Sicherheit der Lithium-Metall-Polymer-Batterietechnik der Berliner Firma DBM Energy getestet, berichtete das Ministerium am Dienstag. Die BAM-Experten untersuchen Bestandteile der Rekordbatterie, etwa die verwendeten Einzelzelle. Auch wird ein kompletter Akku zusammengebaut und getestet.

Renommierte Institute wollten die Batterie direkt nach der Rekordfahrt auf den Prüfstand stellen – DBM lehnte dies aber ab. "Es begann ein mediales Wechselbad der Gefühle, das uns letztendlich personell überfordert hat", erklärt DBM nun, warum viele Fragen unbeantwortet blieben.

Der Redakteur der ADAC Motorwelt, Wolfgang Rudschies, fuhr in dem Bus mit, der in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober hinter dem E-Auto unterwegs war. Er wunderte sich, als plötzlich rund 130 Kilometer vor Berlin der Begleitbus das E-Auto überholte, von der Autobahn ab- und auf der anderen Seite zehn Kilometer in Richtung München fuhr. Rudschies unterstellt DBM nicht, dass in der Zwischenzeit die Batterie nachgeladen, ausgetauscht oder gar das Auto gewechselt worden sein könnte. "Aber glauben ist nicht wissen. Fakt ist, dass wir das Auto nicht die ganze Zeit gesehen haben." DBM kündigte nach den Zweifeln des ADAC an der Rekordfahrt einen unabhängigen Reichweitencheck an: "Eine entsprechende Anfrage an die Dekra für Ende Februar 2011 ist bereits erfolgt."(Mit Material der dpa) (ggo)