Fords Sync-Show auf der CeBIT 2011
Mithilfe des Sync-Systems will Ford Mensch und Auto mit der digitalen Welt verbinden. Trotz des zeitgleich stattfindenden Genfer Automobilsalons stellte Ford-Chef Alan Mulally das System persönlich auf der CeBIT vor
- Gernot Goppelt
Hannover, 3. März 2011 – Schon dieser Auftritt: Im routinierten Freizeit-Stil mit legerer heller Hose, weißem Hemd und knallrotem Pullunder begibt sich Ford-Chef Alan Mulally bestens gelaunt auf die große Bühne der CeBIT, um das "Sync"-Infotainmentsystem des neuen Ford Focus vorzustellen. Sein lässiger Stil erinnert ein wenig an IT-Prominente wie Steven Jobs oder Bill Gates, Mulally hat Spaß auf der Bühne, das Publikum freut sich mit.
Auto trifft Computer
Wie groß das Interesse an Mulallys Vortrag ist, merkt man allein schon daran, wie viele danach den Saal verlassen – und das, obwohl hier ein "Autoboss" bei einer "Computermesse" auftritt, die in diesem Jahr im Bereich Auto auch noch ziemlich wenig zu bieten hat. Was will Mulally in Hannover, zumal doch genau zeitgleich der Automobilsalon in Genf stattfindet? Auf jeden Fall ist es gelungen, eine Menge Aufmerksamkeit auf Ford zu ziehen, vielleicht auch wegen mangelnder Konkurrenz.
Fords Sync-Show auf der CeBIT 2011 (9 Bilder)

Ford-Chef Alan Mulally stellte auf der CeBIT die Benutzerschnittstelle Sync fĂĽr den neuen Ford Focus vor.
Schlauer Trick, vielleicht, doch in Wirklichkeit ist Fords Engagement auf der CeBIT einfach nur folgerichtig. Es ist ja nichts Neues, dass der Computer Einzug im Auto hält, neu ist aber sehr wohl die Konsequenz, mit der Ford dies in der Kompaktklasse tut. Kurz zusammengefasst: Sync ist ein Infotainmentsystem, das die Anbindung von Mobiltelefonen und Musikplayern per Bluetooth oder USB erlaubt, die Sprachsteuerung vieler Funktionen ermöglicht, SMS-Nachrichten vorliest, die Musikverwaltung im Stile von iPods erlaubt, Internet und sogar einen WLAN-Hotspot für Passagiere zu Verfügung stellt oder bei einem Unfall einen Notruf absetzen kann. Der Vollständigkeit halber sei noch MyFord Touch erwähnt, das zweite Element des Systems, das im Wesentlichen die Bedienung durch ein Touchscreen beschreibt. Dass diese beiden Marketingbegriffe nebeneinander existieren, ist wohl historisch begründet, wie Ford selbst auf der CeBIT belassen wir es vorläufig dabei, von Sync zu sprechen.
Windows unter der Oberfläche
Das meiste davon ist nicht grundlegend neu, der Integrationsgrad aber sehr wohl, zumindest in dieser Fahrzeugklasse. Technische Grundlage für Ford Sync ist Windows Embedded Automotive – das Softwareprodukt dient einerseits der Entwicklung von Infotainmentsystem und stellt andererseits das Betriebssystem und zum Teil die Applikationen im Fahrzeug zur Verfügung. Das Infotainmentsystem im Focus ist im Grunde ein Computer, freilich abgeschottet von Fahrzeugfunktionen, auf deren Steuergeräte allenfalls ein Lesezugriff stattfindet, wie Ford versichert. Im Unterschied zu anderen Autos dieser Klasse versteckt sich die Computertechnik nicht hinter klassischen Bedienelementen, sondern Ford setzt bewusst Bedienkonzepte ein, wie sie heute etwa beim iPad gang und gäbe sind.