Die Schwalbe kommt als Elektroroller zurĂĽck

Die "Schwalbe" war aus dem DDR-Alltag nicht wegzudenken. Jetzt erlebt der Kult-Roller seine Neugeburt. Statt Zweitakt-Rängtängtäng gibt`s einen flüsterleisen Elektroantrieb, der bis zu 80 km/h ermöglicht

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Von
  • Henry Dinger
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Suhl, 17. Mai 2011 – Ähnlich wie die Motorräder von MZ gehörte die "Schwalbe" zum Alltag der DDR. Der Motorroller aus dem Simson-Werk war im autoarmen Osten Deutschlands ein begehrtes Transportmittel, und beliebtes Dienstfahrzeug bei Behörden, Post, Hebammen und Landärzten. Nach der Wende erwarb sich der Zweisitzer auch im Westen innige Fans: Das zwischen 1964 und 1986 gebaute Gefährt darf aufgrund einer Klausel im Einigungsvertrag trotz einer Spitze von 60 km/h mit der Führerscheinklasse M gefahren werden, die sonst nur bis 45 km/h gilt (bis Ende 2001 auch 50 km/h) – außerdem hob die Schwalbe das eigenen Image viel mehr als irgendein Plastikroller. Eigentlich war die Schwalbe hochmodern: Mit ihren großen, spurstabilen Rädern nahm sie einen Trend vorweg, der erst im neuen Jahrtausend so richtig aufkommen würde.

Diesen Vorteil hat natürlich auch die neue Schwalbe und noch dazu die gewohnte, sehr praxisgerechte Karosserieform. Sie orientiert sich optisch an der schrulligen Vorgängerin, lässt aber das bekannte Zweitakt-Räng-däng-däng vermissen. In der neuen "Vespa des Ostens" sorgen Elektromotoren für Vortrieb, die eine Spitzengeschwindigkeit von 25, 45 oder 80 km/h ermöglichen. Die schnellste Version der e-Schwalbe rollert mit Hilfe eines sechs kW (8,2 PS) starken E-Motors, in den beiden anderen Varianten schlägt ein Herz mit vier kW (5,4 PS). Das Drehmoment beträgt bis zu 160, ein gewaltiger Wert für ein motorisertes Zweirad dieser Klasse.

Die Schwalbe kommt als Elektroroller zurĂĽck (8 Bilder)

Die neue Schwalbe hat einen Elektroantrieb.

Das neugeborene Kultmobil soll mit einem voll geladenen Akku bis zu 60 Kilometer weit kommen. Zudem kann man bis zu drei Akkus einzusetzen und so die Reichweite verdreifachen – ein Zusatzakku kostet allerdings stolze 850 Euro. Zum Laden können die etwa zehn Kilogramm schweren Batterien mit in die Wohnung genommen werden. Dort wird ein Ladegerät an einer normalen Steckdose angeschlossen. Nach zwei Stunden soll die Batterie zu 80 Prozent wieder geladen sein, die volle Ladung ist nach drei Stunden erreicht. Die Macher denken sogar über einen Soundgenerator nach, die Elektronik ist bereits darauf ausgelegt, vielleicht lässt sich später ja doch noch ein gepflegtes Räng-däng nachrüsten.