Computex

ARM-SoCs mit DirectX-Grafik für Windows 8

Statt wie Android, iOS und andere Mobil-Betriebssysteme auf OpenGL ES setzt Microsoft auch mit Windows 8 weiter auf DirectX.

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Tablets und Netbooks mit Windows 8 und ARM-SoCs nutzen anscheinend weiterhin DirectX 9 als 2D- und 3D-Grafikschnittstelle. Neue 2D-Beschleunigungsfunktionen wie Direct2D oder DirectWrite, mit denen die Web-Browser Internet Explorer 9 und Firefox 4 die CPU-Kerne entlasten, sind damit bisher nicht nutzbar, denn sie setzen eine DirectX-10-GPU mit einem WDDM-1.1-Treiber voraus.

Anlässlich der ersten Präsentation von Windows 8 haben die ARM-SoC-Hersteller Nvidia, Qualcomm und Texas Instruments (TI) Hinweise auf ihre kompatiblen Produkte veröffentlicht. Diese drei Firmen scheinen auch die einzigen zu sein, deren Chips Microsoft mit Windows 8 für ARM-SoCs unterstützt; ansonsten sind noch AMD und Intel mit SoC-Varianten von Ontario/Zacate beziehungsweise Atom im Rennen. Worin genau die System-on-Chip-(SoC-)Eigenschaft besteht, ist zurzeit unklar – eine scharfe Abgrenzung scheint es nicht zu geben. AMD etwa integriert bei den C-, E-, G- und Z-APUs CPU- und GPU-Kerne auf einem Chip, Intel ist mit dem Atom Z670 nicht viel weiter. Typische ARM-SoCs für Smartphones besitzen noch sehr viel mehr Funktionen und Schnittstellen auf einem gemeinsamen Siliziumchip, etwa für Speichermedien oder Audio, zum Teil auch Mobilfunk-Modems.

Imagination Technologies weist auf die jahrelange Erfahrung mit den einen PowerVR-Kernen und DirectX-(9-)Unterstützung hin; erwähnt wird indirekt der PowerVR SGX535, den Intel als GMA 500 und GMA 600 in den Atom-Baureihen Z500, E600 und Z600 – also auch im Tablet-Chip Z670 alias Oak Trail – einsetzt. Im TI OMAP4470 steckt der schnellere PowerVR SGX544MP, der aber ebenfalls nur zu DirectX 9 kompatibel ist. Eine kommende PowerVR-Serie 6 (Codename Rogue) soll DirectX 10 und 11 unterstützen. ARM selbst hat angekündigt, dass die eigenen Mali-GPUs ab der Version T604 für DirectX 11 ausgelegt sind.

Der OMAP4470 gehört zu der vor zwei Jahren angekündigten Baureihe OMAP 4, TI will erste Muster des 45-nm-SoC "in der zweiten Jahreshälfte" ausliefern. Qualcomm will noch in diesem Monat erste Muster des zweikernigen Snapdragon-Vertreters MSM8960 ausliefern, der mit 28-Nanometer-Technik produziert wird. Darin steckt als GPU ein Adreno 225 – dessen Technik stammt ursprünglich von ATI (Imageon), Qualcomm hatte die Sparte vor zwei Jahren von AMD gekauft. Anfang 2012 will Qualcomm dann Muster den Quad-ARM-Core APQ8064 liefern können, in denen die nächste GPU-Generation Adreno 320 steckt.

Zur DirectX-Kompatibilität der Adrenos äußert sich Qualcomm bisher nicht öffentlich, ebenso wenig wie Nvidia in Bezug auf Tegra 2 und Kal-El. Doch Windows Phone 7 setzt auf DirectX 9 und alle aktuellen Windows-7-Smartphones arbeiten mit Qualcomm-Prozessoren – offenbar gibt es also die nötigen Treiber.

Wie Microsoft weiter bekanntgab, werden auch die Windows-8-Geräte mit ARM-SoCs UEFI-Firmware besitzen. Seit 2008 kooperiert ARM mit den UEFI-Entwicklern, seit 2009 enthält die UEFI-Spezifikation ab Version 2.3 ARM-Support. Für die ARM-Entwicklerplattform BeagleBoard gibt es auch bereits eine UEFI-Implementierung im Rahmen des Tianocore-Projekts, das Tools unter BSD-Lizenz für die Entwicklung von (U)EFI-Code bereitstellt. Auch die Linaro-Entwickler planen UEFI-Unterstützung. (ciw)