Die Einheit "Gramm CO2" als Maßeinheit für Blödheit

Klartext: Reden wir über CO2

Als die Feinstaubproblematik erfunden wurde, fragte sich jene Bevölkerungs­minderheit im Vollbesitz relevanter geistiger Kräfte, ob es überhaupt noch dümmer geht. Kurz darauf begann die Diskussion um CO2

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  • cgl

Als ein ebenso verkehrslärmgenervter wie findiger Anwohner die Feinstaubproblematik erfand, fragte sich jene Bevölkerungsminderheit im Vollbesitz relevanter geistiger Kräfte, ob es überhaupt noch dümmer geht. Kurz darauf begann die Diskussion um Kohlenstoffdioxid (CO2) und beantwortete die Frage mit einem kreischenden "Ja". CO2 ist das, was wir Verbrenner alle ausatmen, und in "alle" schließe ich unsere Motoren mit ein. Es kommt in der Gesamtatmosphäre mit einer mittleren Konzentration von 390 ppm vor, was 0,039 Volumenprozent entspricht.

Giftschleuder und Klimakiller Clemens Gleich: Experten vermuten, dass er täglich CO2 und Wasserdampf emittiert.

(Bild: Heise Autos)

Trotz des geringen Anteils von CO2 in der Luft soll es zwischen 9 und 26 Prozent zum Treibhauseffekt und damit zur langfristigen Erwärmung des gesamten Erdballs beitragen. Diese Schätzungen sind aus den Daten der Großwetterlage "intelligent extrapoliert", das bedeutet: größtenteils frei erfunden. Nehmen wir sie dennoch als gegeben hin, immerhin machen das alle. Vergessen wir hierzu auch die Tatsache, dass das hemmungslos gasförmig ausgestoßene Dihydrogenmonoxid ein bei weitem stärkeres Treibhauseffektgas ist als Kohlendioxid – die AKW-Betreiber mit ihren fetten Kühltürmen freuen sich immerhin, dass sie weiter mit "klimaneutral" werben können, wenn sie das unter den Tisch fallen lassen können. Sagen Sie jetzt nicht "...aber Dihydrogenmonoxidgas ist doch harmlos". Das haben wir von CO2 früher auch gedacht! In Wahrheit sind jedoch beides regelrechte Giftgase für Mutter Erdes Coolness, skrupellose "Klimakiller" par excellence!

CO2 – wir sind dabei!

Der weitaus größte Teil der Kohlendioxidemissionen in Deutschland entstammt Kraftwerken, die hierzulande hauptsächlich mit fossiler Energie befeuert werden. Der PKW-Anteil am CO2 liegt laut Umweltbundesamt bei knapp 12 Prozent. Auch diese Daten sind sehr grobe Schätzungen anhand theoretischer Berechnungen plus drei Stichproben, aber belastbarer als die "intelligent extrapolierten". Man könnte also aus diesem Datenluftschloss weiter extrapolieren, dass der PKW-Verkehr zwischen rund 1 und 3 Prozent zum Treibhauseffekt beiträgt (PKW-Prozent von CO2-ist-schlimm-Prozent berechnen). Das Auto ist also selbst nach wildesten Schätzungen (denn das sind sie) nicht wirklich schuld, dass Knut der Eisbär geschmolzen ist. Trotz allem könnte man an dieser Stelle sagen (und tut das auch): Wir regulieren den Motorenbau dennoch massiv, denn im Dunkeln tappend eine Kerze suchen ist immer noch besser als sich über die Dunkelheit informieren. An dieser Stelle beginnt der Abgrund des Wahnsinns.

Die Währung der Weltverbesserung

Denn was die Einheit "Gramm CO2" so attraktiv macht, ist ihre Eignung als Währung der Weltverbesserung. Sie erlaubt es, unvergleichbare Dinge mit dem Holzhammer zu Einheitsbrei gekloppt miteinander zu vergleichen. Sie erlaubt außerdem, das Leben eines Menschen in einem einzigen Zahlenwert zu quantifizieren, was die deutsche Seele instinktiv als gut, richtig und schön empfindet, selbst wenn der Zahlenwert den vernachlässigbaren Nachteil hat, ein haltloses Hirngespinst zu sein. Alles hat heute einen "CO2 footprint", quasi einen Fußabdruck auf dem logischen Denken an sich, hinterlassen vom ständigen stumpf Dagegentreten. So werden KFZ aufgrund von den Herstellern zusammengeschummelter CO2-Ausstoßphantasien zusätzlich besteuert, obwohl wir längst Steuern auf den Treibstoff haben – Steuern also, die den realen, tatsächlichen Verbrauch abdecken und damit sogar die unverbrannten Kohlenwasserstoffe aus alten Motoren, Kaltstarts und Volllastanfettung mit einbeziehen.

Das einfachste Zugeständnis zum Thema Ressourcenschonung wäre also, die Steuer auf Diesel etwas zu erhöhen, weil Diesel mit einem leicht höheren Anteil von CO2 im Abgas verbrennt als Benzin (rund 14 Prozent mehr). Hierbei stellt man dann schnell fest, dass (Huch!) Diesel ja schon lange stärker besteuert wird. Da haben wir sogar den Fußabdruck im Feinstaub schon im alten Gesetz gleich mit auf der Rechnung.

Die staatlich geförderte Glaubensgemeinschaft CO2

Die althergebrachte Treibstoffbesteuerung reicht der Glaubensgemeinschaft CO2 jedoch genausowenig wie die staatliche wir-wollen-noch-mehr-Geld-Zusatzsteuer. Es gibt mittlerweile mehrere private Anbieter, die freiwillige CO2-Sünderplaketten verkaufen. Deren Websites präsentieren wilde Javascript-Schätzungen für Fahrzeugart und Kilometerleistung, die aus ihrem Pseudozufallszahlengenerator einen zu zahlenden Euro-Betrag ausspucken, der in den Mühlen solcher Organisationen am Ende hoffentlich, aber ohne Gewähr oder gar Nachprüfmöglichkeit bei Projekten ankommt, die gut für unseren Ressourcenhaushalt sind oder wenigstens so aussehen. Sachen wie eine Handvoll hässliches Unkraut in einen Blumenkübel inmitten der Apokalypse pflanzen. Kleiner, konstruktiver Tip: Wer wirklich was Relevantes tun will, fährt einfach ein älteres, kleineres, cargesharedes oder gar kein Auto. Wilden Vermutungen zufolge soll es auch Roller, Fahrräder und Füße geben.

Aber dazu müsste man ja tatsächlich etwas an den eigenen Lebensgewohnheiten ändern. Das wollen wir nicht! Folglich läuft der Plakettenverkauf gut an, vielleicht verdrängen die Dinger irgendwann gar den Fischaufkleber als offizielle Deppenetiketten. Das Modell der Bapper-Verkäufer jedenfalls stammt direkt aus kirchlichen Vorbildern: ein regelrecht mittelalterlicher Ablasshandel, ein Geschäft mit dem vagen Schuldgefühl, das die allerorts fest installierten Verteiler-Hubs der Dummheit über alle Medienkanäle den Konsumenten mit Hochdruck ins Gesicht blasen. Der Konsument möchte ja das Richtige™ tun, solange er dafür nicht von der Couch aufstehen muss. Nur weiß er eben nicht so recht, was das Richtige eigentlich ist und begnügt sich folglich damit, das zu tun, was er für richtig hält. Das für-richtig-Gehaltene wiederum entsteht sehr selten aus knallharter eigener Recherche, sondern bläst zusammen mit der Motivation aus Schuldgefühl direkt aus dem nächstgelegenen Dummheits-Verteiler.

Es wird kalt und dunkel

Die jetzige CO2-Konstellation schafft damit eine emotionale wie intellektuelle Klimaerkältung. Ein CO2-Ablasshändler ist überhaupt nicht mehr in der Lage zu verstehen, warum jemand in der Lage sein könnte, etwas anderes zu denken als "das ist doch voll gut". Er tut doch das Richtige™! In der CO2-Gesellschaft sedimentieren deshalb immer stärkere Denk-Tabus, und das ist wirklich schade, denn eines dieser Denktabus ist, dass es eine ganze Menge zu denken, zu hinterfragen gäbe. Der Grund, warum wir so vorsichtig sein sollten mit dem Klima, ist nämlich: Es ist ein höchst chaotisches, komplexes System. Obwohl das Dogma lautet "wir verstehen alles: CO2 macht warm", verstehen wir, wenn wir ehrlich sind: gar nichts. Gerade deshalb wäre mehr lichtbringende Forschung bei weniger blindem Aktionismus dringend angeraten. Beim gut gemeinten im-Dunkeln-Tappen auf der hoffnungsfrohen Suche nach seiner nur vielleicht existierenden Kerze fällt man nämlich sonst irgendwann eine unerwartete Treppe runter. (cgl)