IBM stellt Quad-Xeon-Server mit X3-Chipsatz und neuen Intel-Prozessoren vor

Mit der Vorstellung des eServer x366 bringt IBM nicht nur den ersten Server mit der dritten Generation der hauseigenen XA32-Chipsätze, sondern zeigt auch erstmals den neuen Intel Xeon MP mit 3,6 GHz und EM64T.

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Mit der Vorstellung des eServer x366 bringt IBM nicht nur den ersten Server mit der dritten Generation der hauseigenen XA32-Chipsätze, sondern zeigt auch erstmals den neuen Intel Xeon MP mit 3,6 GHz und EM64T.

IBM hat auch bereits erste Benchmark-Werte für diesen x366 veröffentlicht, und zwar im TPC-C: Demnach setzt sich der x366 mit vier Xeon-MP-Prozessoren mit jeweils 3,6 GHz Taktfrequenz und 1 MByte L2-Cache als derzeit schnellster x86-Server mit vier Prozessoren an die Tabellenspitze, knapp vor dem HP DL585 mit vier der neuen Opteron 852. Allerdings ist die getestete x366-Konfiguration (mit 64 GByte RAM und insgesamt 435 Festplatten in 32 Storage-Boxen) sehr teuer, sodass vom Preis-/Leistungsverhältnis her sogar die teilweise deutlich schnelleren Quad-Itanium- beziehungsweise Quad-Power5-Server vorne liegen, der Opteron-Server von HP sowieso. Auch im TPC-H mit einer 300-GByte-Datenbank konnte sich der x366 gut behaupten.

Den Xeon MP (Multiprozessor) mit 1 MByte L2-Cache, FSB667-Frontsidebus und EM64T-Erweiterungen hat Intel noch gar nicht offiziell vorgestellt, sondern bisher nur (als Cranford) angekündigt. IBM will den x366 auch erst innerhalb des nächsten Vierteljahres ausliefern, die TPC-C-Veröffentlichung nennt als Verfügbarkeitsdatum sogar erst den August. Der Einstiegspreise des x366 mit einem Prozessor soll bei 7000 US-Dollar liegen, interessante Informationen über die Preise optionaler Komponenten und zu erwartende Rabatte liefert die Zusammenfassung des TPC-C-Benchmark-Reports (PDF-Datei, 232 KByte).

Die Besonderheit des x366 ist der Hurricane-Chipsatz X3, die dritte Generation der unter dem Namen Summit entwickelten Enterprise-X-Architecture-Chipsätze für Multiprozessor-Xeons (XA32) und Itanium-Systeme (XA64). Laut IBM haben skalierbare Systeme wie der x440 und dessen Nachfolger x445 IBM zum Marktführer bei den x86-Servern mit acht und mehr Prozessoren gemacht: Seit 2001 sei der Marktanteil von 18 auf heute 60 Prozent gestiegen. Vor diesem Hintergrund erhält die Tatsache Bedeutung, dass IBM-Veteran Rich Oehler, der wesentlich an der Summit-Entwicklung beteiligt war, heute für die Sanmina-SCI-Tochterfirma Newisys an dem Horus-Chip für Extendiscale-Server mit bis zu 32 Opterons arbeitet.

Die Idee hinter der Enterprise X-Architecture (und Extendiscale) ist die Skalierbarkeit: Anders als bei Intels eigenen Xeon-MP-Chipsätzen nutzen wenige der Prozessoren den Frontsidebus gemeinsam, sodass die Datentransferrate pro Prozessor höher liegt. Das ist vor allem im Hinblick auf die kommenden Multicore-Xeons wichtig. Außerdem enthalten die Chipsätze wie der X3, der in der Xeon-Variante XA-64e heißt, integrierten Cache aus Embedded DRAM (einer Spezialität der IBM-Chipsparte), der beim Xeon MP mit L3-Cache als L4-Cache arbeitet. Mehrere X3-Chips lassen sich über InfiniBand-ähnliche Scalability Ports verknüpfen, sodass mehrere x445-Server gemeinsam als (partitionierbare) 32-Wege-Maschine arbeiten. Das ermöglicht Unternehmen, ihren Server nach Bedarf später erheblich aufzurüsten. Der x366 ist allerdings nicht zur Verschaltung mit weiteren Servern ausgelegt, wahrscheinlich folgt bald auch eine neue x44x-Maschine mit Intels ebenfalls angekündigten MP-Xeons mit jeweils 8 MByte L3-Cache (Potomac). Auch beim Horus-Chip sind übrigens ein interner Cache (64 MByte) und Erweiterungsports vorgesehen.

Neu beim XA-64e ist die Unterstützung für FSB667, DDR2-RAM und PCI-X-2.0-Ports, was neben den schnelleren Xeons die Leistungssteigerung im Vergleich zum Vorgänger x365 erklärt. Außerdem bieten die X3-Chipsätze Mainframe-artige Funktionen zur Steigerung der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit (RAS) -- IBM nennt als Schlagworte Active Memory (Chipkill, Memory ProteXion, Memory Mirroring, Hot-swap/Hot-add), Hot-swap PCI-X, Predictive Failure Analysis und Erleichterungen bei der Fehlersuche (Lightpath Diagnostics, also bunte LEDs an bestimmten Komponenten). Fernwartung ist nach IPMI-kompatiblen Protokollen über eine optionale Erweiterungskarte möglich, dabei hilft die Software IBM Director. Ein integriertes Trusted Platform Module (TPM) soll sich zur kryptografischen Sicherung des Server-Zugriffs nutzen lassen.

In einem recht aufschlussreichen White Paper (PDF-Datei, 141 KByte) feiern Mitarbeier von IDC im Auftrag von IBM die EM64T-Technik und liefern auch Aussagen über die Positionierung der konkurrierenden 64-Bit-Prozessoren AMD Opteron (bisher von IBM vornehmlich in HPC-Cluster-Knoten und Workstations eingesetzt), Intel Itanium und IBM Power5. Demnach verkaufe etwa Intel den Itanium für Einsatzzwecke, die komplementär zu denen von EM64T seien (gemeint sind wohl Highend-Server). Das erscheint laut IDC zwar als ein gangbarer Weg für die nächste Zukunft, doch langfristig bestehe die Möglichkeit, dass EM64T den Itanium "für den Einsatz in ausgewählten Nischen mit begrenzten Anwendungen marginalisiere".

Der Opteron gewinnt nach Meinung von IDC an Marktbedeutung und sei bei allen Server-Marktführen außer Dell bereits zu haben oder angekündigt. Mit der wachsenden Marktdurchdringung der Opteron-Systeme werde es für Server-Kaufentscheidungen wichtig, genau zu untersuchen, in welchen Einsatzbereichen EM64T- oder AMD64-Systeme jeweils spezifische Vorteile böten. (ciw)