Google-Aktie klettert über 400-Dollar-Marke

Erneut hat die Aktie des Suchmaschinen-Herstellers in New York eine für Börsianer wichtige psychologische Hürde übersprungen.

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Die Google-Aktie hat an der New Yorker Börse erneut eine psychologische Barriere übersprungen. Zum Schluss des gestrigen Handelstags in den USA notierte sie 5,30 US-Dollar im Plus bei 403,45 US-Dollar, also über der für Aktienhandeltreibende wichtigen 400-Dollar-Marke. Dabei war das Papier im August 2004 für einen Ausgabekurs von 85 US-Dollar zu haben, kletterte aber bereits am ersten Handelstag über die erste Hürde von 100 Dollar.

Bei 179.123.000 ausgegebenen Aktien hat Google damit derzeit einen Marktwert von 112 Milliarden US-Dollar. Damit übertrifft der Suchmaschinenhersteller große Konzerne wie Coca-Cola, Cisco und Time Warner, zählt das Wall Street Journal auf. Die beiden Google-Gründer Sergej Brin und Larry Page haben es dank der rasanten Entwicklung in der Forbes-Liste der 400 reichsten US-Amerikaner kürzlich unter die Top20 geschafft. Und das vor dem Hintergrund, dass genügend Börsenaktive durch das Platzen der Dot.com-Blase gewarnt sein müssten.

Von Google selbst liegt entsprechend der Selbstverpflichtung kein Kommentar zum anhaltenden Aufstieg seiner Aktie vor. Es gebe einige Analysten, die angesichts des formidablen Quartalsergebnisses glauben, die Google-Aktie habe das Potenzial, auf 450 US-Dollar zu klettern. Im dritten Quartal seines Geschäftsjahres setzte Google knapp 1,6 Milliarden US-Dollar um und erwirtschaftete einen Nettogewinn von 381,2 Millionen US-Dollar. Weniger euphorische Marktbeobachter, die einen prognostizierten Cashflow der kommenden fünf Jahre zugrunde legen, taxieren das Google-Papier auf 254 US-Dollar.

Auf der Suche nach Erklärungen für das Google-Phänomen verweisen Analysten, darauf, dass Google mit einem Anteil von über 50 Prozent am Suchmaschinenmarkt eine Art Selbstläufer geworden ist. Potenzielle Werbetreibende zieht es in erster Linie zu Google, da auch sie wissen, dass der Name des Unternehmens zum Inbegriff für Suche im Internet geworden ist. Das Verb "googeln" hat Einzug in den Duden gehalten und steht dort für "Internetrecherchen mithilfe einer Suchmaschine durchführen".

Der Wert der Google-Aktie spiegelt aber nach Meinung von Börsen-Beobachtern – so wie auch bei anderen Unternehmen – nicht in erster Linie die Verdienste der Vergangenheit wider, sondern die hohen Erwartungen in die Zukunft. Und da lauern Gefahren. Die Anstrengungen von Konkurrenten wie Yahoo und Microsoft, die längst ihre Aktivitäten auf dem Suchmaschinenmarkt und in anderen Bereichen verstärkt haben, konnten Google bisher anscheinend noch nichts anhaben.

Doch insbesondere im Fall Microsoft wirkt es so, als sei ein schlafender Riese geweckt worden, der noch dem scheinbar unaufhaltsam aufstrebenden Konkurrenten hinterherhechelt: bei Suchmaschinentechniken, der Werbevermarktung, der Digitalisierung von Druckwerken und der Desktop-Suche. Mittlerweile haben die Redmonder sogar eine neue Strategie ausgegeben, die sich wie Googles Geschäftsmodell stark an das Internet anlehnt. Und es scheint so, als ob allein Aussagen darüber, dass Google eine Anwendungsfirma werden wolle, die infolge der Partnerschaft mit Sun aufkamen, Microsoft hektisch nach neuen Vertriebsmodellen für seine Software suchen lässt. Zumal der Software-Riese mit OEM-Software wie Works oder Money kaum Umsätze im normalen Einzelhandel erzielt, wie nun aus einem in Presseberichten zitierten internen Microsoft-Papier bekannt wurde.

Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass die Palette der Marktbeobachter von "weiterhin euphorisch" über "nüchtern" bis hin zu "äußerst skeptisch" reicht. Mancher Analyst glaubt, der Wert der Google-Aktie könne zusammenschnurren, wenn das Unternehmen einmal einen Fehlschlag landet; gar bis hinunter auf 40 oder 50 US-Dollar, meint laut Wall Street Journal Sanjay Somaney von TSG Capital. (anw)