Hybrid für wen?

Deutsch Hybridmodelle stoßen hierzulande bisher auf ein mäßiges Interesse. Aber wie auch: Erst einmal muss ja ein nennenswertes Angebot her. Ob der neue Audi A8 Hybrid etwas daran ändert? Wir haben ihn ausprobiert

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Von
  • Gregor Hebermehl
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Neckarsulm, 3. April 2012 – So langsam etablieren sich Hybridantrieb auch bei den deutschen Herstellern, dem steht allerdings nach wie vor kein allzu großes Interesse der Kundschaft entgegen. Kein Wunder, mag man sagen, ohne Angebot keine Kunden. Nun bringt Audi den A8 Hybrid auf den Markt, der daran etwas ändern könnte. wir haben ihn gefahren.

Äußerlich ist am A8 Hybrid nichts Besonderes zu entdecken. Üppige C-Säulen-Schriftzüge, mit denen BMW auf die ActiveHybrid-Technik hinweist, schenkt sich Audi. Kleine Hybrid-Hinweise an den vorderen Kotflügeln und einer am Heck müssen genügen. Technikaffine Kenner identifizieren noch die serienmäßigen LED-Frontscheinwerfer – die kosten in der A8-Reihe normalerweise 1800 Euro Aufpreis. Nur beim zwölfzylindrigen A8 6.3 FSI quattro sind ebenfalls LED-Scheinwerfer Serie.

Hybrid für wen? (30 Bilder)

Der neue Audi A8 Hybrid ist serienmäßig mit LED-Frontscheinwerfern ausgerüstet.

Der Innenraum des A8 ist edel und fein verarbeitet – daran ändert auch das Hybrid-Modell nichts. Gegen Aufpreis gibt es auch die 13 Zentimeter längere L-Version mit Hybridantrieb. Serienmäßig weisen Einstiegsleisten mit beleuchtetem Hybrid-Schriftzug beim Einsteigen auf die Sonderstellung des Fahrzeugs hin. In den Instrumenten kann der Fahrer ablesen, ob er beispielsweise Batteriestrom für einen ordentlichen Sprint nutzt oder gerade Energie zurückgewinnt. Ganz hinten rächt sich der Hybridantrieb: Die im Kofferraum untergebrachte Batterie verkleinert das Ladevolumen von 510 auf spärliche 335 Liter. Eine 68 Zentimeter kürzere Mazda-3-Stufenheck-Limousine bringt immerhin 340 Liter Stauraum mit. Als kleines Trostpflaster legt Audi dem A8 Hybrid eine extrem seltene Serienausstattung bei: ein fünfteiliges Maßgepäck-Set.

Im A8 Hybrid arbeitet eine elektromechanische Servolenkung, in den anderen A8-Modellen kommt noch die klassische Elektrohydraulik zum Einsatz. Vorteil des elektromechanischen Systems: Die Lenkung verbraucht nur Energie, wenn tatsächlich gelenkt wird. Laut Audi soll dies bis zu 0,3 Liter Sprit pro 100 Kilometer sparen. Das adaptive Luftfahrwerk macht seine Sache gut, die 130 Kilogramm Zusatzgewicht des Hybrids können das gute Kurvenbenehmen nicht stören. Allerdings: Der A8 Hybrid setzt auf Frontantrieb – selten in der Oberklasse. Nur der A8 3.0 TDI mit 204-PS-Einstiegsdiesel bekommt ebenfalls einen Vorderradantrieb. Beim frontgetriebenen Hybriden sind teilweise leichte Antriebseinflüsse in der Lenkung zu spüren.

Die Vortriebsarbeit teilen sich im A8 Hybrid ein 211-PS-Vierzylinder-Benziner und ein 40-kW-Elektromotor (54 PS). Die Systemleistung gibt der Hersteller mit 245 PS an. Akustisch kann der Benziner während der Fahrt nicht für sich einnehmen, er klingt langweilig und relativ laut. Die akustisch dämmende Frontscheibe und die Active Noise Control (ANC) können daran nichts ändern. In 7,7 Sekunden beschleunigt der 1,9-Tonnen-Wagen auf Tempo 100, bei 235 km/h ist Schluss mit Vortrieb. Bei Höchstgeschwindigkeit ist laut Audi kein Betrieb des Elektromotors möglich und die 211 PS des Benziners reichen eben nur für 235 km/h. Die Beschleunigung ist in Ordnung, trotz der 480 Nm Systemdrehmoment sollte hier aber niemand den ganz großen Schub erwarten. Der A8 Hybrid gibt eher den entspannten Landfahrer als den hitzigen Autobahn-Boliden. Im Schnitt sollen dem Wagen laut Werk 6,3 Liter Benzin pro 100 Kilometer reichen. Während des Tests kam die Bordcomputer-Anzeige nie unter 8,8 Liter.