Langfristige Kooperation bei hochverfügbaren Servern

Die japanische Firma NEC hat mit dem US-Unternehmen Stratus zwei 10-Jahres-Verträge zur Kooperation bei hochverfügbaren Servern abgeschlossen.

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Nur wenige Firmen konkurrieren weltweit auf dem kleinen, aber technisch hochinteressanten Markt der fehlertoleranten und deshalb hochverfügbaren Server. Solche Maschinen kommen bei besonders kritischen Anwendungen zum Einsatz, etwa als Server für Geldautomaten-Transaktionen, Bankkonten-Verwaltung, Börse, Buchungssysteme, Notfall-Leitzentralen, Telekommunikationsnetze, Flugsicherung oder Krankenhäuser.

Die japanische Firma NEC ist bereits seit Jahren am Spezialisten Stratus beteiligt, der seit mehr als zwei Jahrzehnten fehlertolerante ("ft"-)Server mit Intel-Xeon- und HP-PA-RISC-Prozessoren für die Betriebssysteme Windows, Linux, HP-UX, FTX und VOS baut. NEC vertreibt die Stratus-ft-Server auch selbst, ebenso wie die französische Bull, an der NEC ebenfalls beteiligt ist. An Stratus wiederum hält auch Intel einen Anteil von mehr als 8 Prozent. Auch Compaq hatte vor der Verschmelzung mit HP in Stratus investiert.

Trotz Outsourcings der Produktion (die ft-Server baut Solectron, die Continuum-Systeme kommen laut Stratus-Geschäftsbericht von Benchmark Electronics) und einem Stellenabbau auf jetzt etwa 720 Mitarbeiter fährt Stratus zumindest seit 2001 kontinuierlich Verluste ein. Im Rahmen zweier Kooperationsverträge über die Dauer von jeweils 10 Jahren will Stratus nun enger mit NEC koperieren. Dabei wird NEC sich um die Hardware kümmern, Stratus steuert Know-how (wahrscheinlich auch Patente) und Software bei. Die Partner planen, hochverfügbare Server für Windows und Linux zu entwickeln, wollen aber jeweils Geräte mit angepasster Konfiguration für ihre jeweiligen Kundenanforderungen verkaufen. Ende 2006 soll das erste gemeinsame Produkt auf den Markt kommen.

Stratus hat bisher keine Itanium-Server im Angebot, wobei gleichzeitig klar ist, dass HP den PA-RISC durch den Itanium ersetzen will. Eine Kooperation mit NEC bietet sich also an, weil NEC bereits Itanium-(Blade-)Server baut, bisher aber keine fehlertoleranten Systeme. Stratus hat sich schon vor sieben Jahren zum Itanium bekannt, NEC gehört zur Itanium Solutions Alliance.

Im April hatten Fujitsu und Fujitsu Siemens fehlertolerante Itanium-2-Server angekündigt. HP hat bereits hochverfügbare Itanium-Server (NonStop-Integrity) im Angebot.

Alle großen Server-Hersteller (also auch IBM und Sun) bieten hochverfügbare Server an, daneben gibt es auch spezialisierte Unternehmen wie Stratus. Außerdem existieren zahlreiche unterschiedliche Konzepte zur Reduktion geplanter und zufälliger Ausfallzeiten von Servern oder Server-Funktionen: Manchmal genügt es, zwei Standard-Systeme lose zu koppeln und möglichst kurze Fail-Over-Zeiten zu realisieren – zunehmend kommen hier Cluster-Lösungen oder Konzepte mit virtuellen Maschinen zum Einsatz. Manchmal ist es sogar ausdrücklich nötig, mehrere Systeme örtlich weit voneinander entfernt zu betreiben, um auch bei Bränden, Stromausfällen, Naturkatastrophen, Anschlägen oder Sabotage den Betrieb fortführen zu können.

Für manche Anwendungen ist es aber essenziell, dass der einzelne Server eine möglichst hohe Hardware-Verfügbarkeit erreicht: Mehr als 99,999 Prozent ("fünf Neunen") sind hier üblich, HP verspricht für die neuen NonStop-Integrity-Server mit dreifacher Redundanz (Triple Modular Redundancy, TMR) und bis zu etwa 4000 Itanium-2-Prozessoren sogar 99,99999 Prozent Verfügbarbeit und eine geplante Uptime von 20 Jahren. Ein solches Sieben-Neunen-System ist rechnerisch in jedem Jahr nur 3 Sekunden lang nicht verfügbar. HP hat dabei auf Basis der von Compaq übernommenen (und wiederum auf Tandem Computers zurückgehenden) NonStop-Himalaya-Systeme und der Superdome-Server mit PA-RISC-Prozessoren ein Konzept der "losen Kopplung" entwickelt: Bei der NonStop Advanced Architecture (NSAA) arbeiten die redundant ausgelegten Einheiten nicht Takt für Takt gleich (Lockstep-Modus), sondern eine Vergleicher-Einheit kontrolliert die Rechenergebnisse der einzelnen Module auf Abweichungen. Stratus baut im Unterschied dazu bisher ausschließlich doppelt redundante (Dual Modular Redundancy, DMR) Lockstep-Systeme und bietet optional TMR an. Fujitsu geht beim Primequest wiederum einen etwas anderen Weg mit dem Konzept des System Mirror. Im Telekommunikationsbereich müssen hochverfügbare Server zusätzlich die strengen NEBS-Anforderungen an mechanische Robustheit erfüllen. (ciw)