Offizieller Startschuss für den Doppelkern-Prozessor Pentium Extreme Edition

Heute stellt Intel den ersten Doppelkern-x86-Prozessor für Desktop-Computer als Pentium Extreme Edition vor. Die Zahl der typischen Desktop-PC-Programme, die zwei Prozessorkerne sinnvoll auslasten, ist allerdings noch relativ begrenzt.

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Am heutigen Montag stellt Intel den ersten Doppelkern-x86-Prozessor für Desktop-Computer als Pentium Extreme Edition 840 offiziell vor. Eine echte Überraschung ist dieser extrem teure (999 US-Dollar OEM-Listenpreis) Prozessor nicht mehr, seinen Pentium-4-verwandten Smithfield-Doppelkern hat Intel bereits im vergangenen August demonstriert. Die wesentlich preiswerteren Smithfield-Versionen namens Pentium D, die anders als der Pentium Extreme Edition kein Hyper-Threading unterstützen, will Intel gemeinsam mit den Lakeport-Chipsätzen i945P und i945G im Laufe der nächsten beiden Monate vorstellen. Heute kommen also ausschließlich der Pentium Extreme Edition 840 (3,2 HGz Taktfrequenz, FSB800, Hyper-Threading) und der mit 50 Euro ebenfalls recht kostspielige Chipsatz i955X Express (Glenwood) auf den Markt, der auch auf dem Intel-Mainboard D955XBK sitzt. Innerhalb Intels Plattform-Konzept sind die beiden Komponenten i955X und Pentium Extreme Edition Bestandteile der "Desktop-Home"-Plattform Anchor Creek.

Ein Knallbonbon hat sich Intel für die Doppelkern-Präsentation allerdings noch aufgehoben: Sowohl auf dem Mainboard D955XBK als auch auf dem nagelneuen Asus P5WD2 sind zwei PEG-Slots für PCI-Express-Grafikkarten vorgesehen. Während einer davon mit 16 PCIe-Lanes belegt ist, stehen am zweiten nur vier davon (x4) zur Verfügung, über die er mit der Southbridge ICH7R verbunden ist. Diese bietet, anders als die einfachere ICH7-Variante, sechs PCIe-Ports (ICH7: 4), von denen der fünfte in Form eines x1-Steckplatzes nutzbar ist und der sechste den Gigabit-Ethernet-Adapter (i82753) anbindet.

Zwei PEG-Slots auf dem Asus P5WD2 Deluxe mit i955X

Damit piesackt Intel den Chipsatz-Konkurrenten Nvidia, der erst kürzlich den Nforce4 SLI Intel Edition vorgestellt hatte, dessen PCIe-x16-Port sich in zwei PCIe-x8-Ports für zwei Grafikkarten im SLI-Verbund aufteilen lässt. Ob allerdings die proprietäte SLI-Technik mit den GeForce-6600- oder -6800-Karten auf Mainboards mit Intel-Chipsatz überhaupt funktioniert, ist noch unklar. Intel hatte über die Möglichkeit, mit einem eigenen Desktop-PC-Chipsatz zwei Grafikkarten anzubinden, schon einiges orakelt. Die Anbindung über den Umweg der Southbridge dürfte dabei nicht optimal sein. Doch angeblich soll im Laufe des Jahres noch eine andere Lösung erscheinen, nämlich ein zusätzlicher Switch-Baustein, der den PCIe-x16-Port der Northbridge in zwei x16-Anschlüsse aufspaltet; diese Art der Port-Vermehrung über Switches sieht die PCI-Express-Spezifikation explizit vor.

Erste Pentium-Extreme-Edition-PCs soll man ab heute bei Dell und Alienware bestellen können, Alienware nennt allerdings für den ab 4540 US-Dollar teuren Area-51 ALX den 23. Mai als frühesten Liefertermin.

Ursprünglich hatte Intel den Smithfield-"Launch" recht unscharf für das zweite Quartal 2005 angekündigt, man hatte deshalb ungefähr denselben Termin im Juni erwartet, an dem im vergangenen Jahr auch die ersten PCI-Express-Chipsätze herauskamen. Doch nun wollte Intel offenbar schneller sein als Erzrivale AMD, der am Donnerstag in New York die Doppelkern-Opterons für Server und Workstations vorstellen will, fast exakt zwei Jahre nach dem Startschuss der AMD64-Technik mit dem Opteron. Doppelkern-Prozessoren für Desktop-Rechner ("Toledo") will AMD erst in der zweiten Jahreshälfte herausbringen.

Leistungswerte des Pentium Extreme Edition sind bereits verfügbar, beispielsweise in der aktuellen c't 9/05 auf Seite 18. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der typischen Desktop-PC-Programme, die zwei Prozessorkerne sinnvoll auslasten, noch relativ begrenzt ist -- viele Anwendungen laufen deshalb auf einem einzelnen, aber schnelleren Prozessorkern deutlich zügiger. Mit einer Dualcore-CPU kann man aber auch dann mit hoher Geschwindigkeit weiterarbeiten, wenn einer der Kerne voll ausgelastet ist.

Wenn tatsächlich Multithread-optimierte Software zum Einsatz kommt, liefert der Pentium Extreme Edition beeindruckende Rechenleistungen; dabei schluckt er zwar viel Strom (130 Watt Thermal Design Power), leistet dann aber auch etwas mehr als ein Tandem aus zwei 3,2-GHz-Xeons mit jeweils 1 MByte L2-Cache. Die zwei Xeons greifen über den E7525-Chipsatz auf zwei Speicherkanäle mit Registered-PC2-3200R-DIMMs (DDR2-400) zu, während der i955X ungepufferte PC2-5300-Speicherriegel mit DDR2-667-Chips unterstützt. Allerdings verwenden die Pentium-Doppelkerne genau wie die Xeons den FSB800, der maximal 6,4 GByte/s an Daten transferiert. Der i955X soll dank "Memory Pipeline Technology" (Intel MPT) Speicherzugriffe beschleunigen.

Der Pentium Extreme Edition enthält die EM64T-Erweiterung, läuft also unter 64-Bit- (x64-)Betriebssystemen. Im Laufe dieses und des nächsten Jahres will Intel Doppelkern-Prozessoren für alle Einsatzbereiche (Desktop-PCs, Notebooks, Workstations, Server) einführen. (ciw)