IDF: Pentium D und viele, viele andere Mehrkern-CPUs (update)

Solch ein Feuerwerk neuer Prozessoren, Plattformen, Chipsätze und Namen wie in diesem Frühjahr gab es auf Intels Entwicklerkonferenz IDF wohl noch nie. Und IDF-Erfinder Pat Gelsinger gab das Motto "Move to 64 Bit, now!" aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 185 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Solch ein Feuerwerk neuer Prozessoren, Plattformen, Chipsätze und Namen gab es auf Intels Entwicklerkonferenz IDF wohl noch nie. Mindestens 15 Multikern-Prozessoren hat Intel derzeit in der Entwicklung, wovon zehn bis Ende 2006 fertiggestellt sein sollen. Viele sind schon als Prototypen lauffähig oder stehen kurz vor der Markteinführung. IDF-Erfinder Pat Gelsinger, jetzt General Manager der Digital Enterprise Group, ließ es sich nicht nehmen, sie in seiner IDF-Keynote vorzuführen. Neben dem nun Pentium D getauften Smithfield (in den Geschmacksrichtungen 820 mit 2,8 GHz, 830 mit 3 GHz und 840 mit 3,2 GHz) gibt es den baugleichen Pentium Extreme Edition, bei dem aber im Unterschied zum Pentium D Hyper-Threading freigeschaltet ist. Beides sind NetBurst-Architekturen, also Pentium-4-Verwandte, beide Kerne verfügen über eigene L2-Caches von jeweils 1 MByte. Sie werden nach dem neuen Plattformierungs-Konzept mit passenden Chipsätzen gebündelt, der Pentium D mit Lakeport (945G/P Express) und der Pentium Extreme Edition mit Glenwood (955X Express). Die Plattformen für das digitale Zuhause heißen Anchor Creek, fürs Büro Lyndon (mit IAMT und VT) und als kleiner Server Mukilteo.

Dass Intel für den Doppelkern-Desktop-Prozessor den vor fast fünf Jahren eingeführten Namen Pentium 4 aufgibt, zeigt die strategische Bedeutung, die Intel den Mehrkern-Prozessoren zumisst. Offenbar fühlt sich Intel hier dem Wettbewerb gut gewachsen, denn es geht doch vor allem darum, möglichst viele Transistoren auf möglichst wenig Siliziumfläche unterzubringen. Durch die aggressive Roadmap bei der Strukturverkleinerung, den frühen Umstieg auf 300-mm-Siliziumwafer und die Finanzierung neuer Fabriken aus satten Gewinnen hat Intel enorme Kostenvorteile bei der Herstellung von Prozessoren mit vielen Transistoren -- deshalb betont das Unternehmen auch immer wieder die Erfüllung des Moore'schen Gesetzes. Die große Transistorzahl ermöglicht es Intel auch, viele Zusatzfunktionen ("T"-Techniken) mit vergleichsweise geringen Zusatzkosten in die Chips zu integrieren.

Auch die nächste Pentium-D-Generation in 65 Nanometer namens Presler führte Gelsinger erstmals vor. Das Besondere ist dabei, dass Intel die beiden Cores auf zwei getrennte Chips verteilt hat, die in einem gemeinsamen Gehäuse sitzen. Ansonsten erfuhr man von Presler nur, dass er 2 MByte L2-Cache pro Prozessor und offenbar kein Hyper-Threading besitzt. Als Nebeneffekt der getrennten Dice hat man dann die Möglichkeit, einen Single-Core-Chip mit einem Die herauszubringen (Cedar Mill, mit HT).

Ähnliches gilt für den Mobile-Prozessor Yonah. Bei ihm sind zwar beide Cores auf einem Chip integriert, aber es soll auch einen halbierten Bruder geben, der bislang ebenfalls den Namen Yonah trägt. Die Plattform insgesamt rangiert unter Napa, der Chipsatz nennt sich Calistoga und die neue WLAN-Generation wird unter Golan geführt.

Auch die für Anfang 2006 vorgesehenen Doppelkern-Xeon-Prozessoren werden bereits im 65-nm-Prozess hergestellt. Die Dual-(DP-)Version (also die Version für Zwei-Sockel-Systeme mit insgesamt vier Kernen) mit Codename Dempsey konnte in der Gelsinger-Präsentation schon ihre Lauffähigkeit unter Beweis stellen. Die Serverplattform (mit Fully-Buffered-(FB-)DIMMs) heißt Bensley, der Chipsatz Blackford. Die Workstation-Version tritt unter dem Namen Glidewell an, mit einem Greencreek benannten Chipsatz. Aber das ist noch nicht alles, es gibt ja auch den Xeon MP. Der geht als Paxville im Rahmen der Truland-Plattform ins Rennen, mit E8850-Chipsatz, dem Nachfolger des sehr bald erwarteten E8500 (Twin Castle). 2006 kommt dann Tulsa für die gleiche Plattform und ab 2007 Whitefield für die Reitland-Plattform.

Und schließlich hat Intel noch den Itanium-Prozessor. Seine Dualcore-Ausführung namens Montecito (in 90 nm) wird für die zweite Jahreshälfte erwartet. Die Plattform heißt Montvale und der Chipsatz E8870. Die Nachfolger in 65 nm im Jahr 2007 sind Tukwila und Poulsen. Der kleinere (DP-)Bruder des Montecito für DP heißt Millington und sein 65-nm-Nachfolger Dimuna.

Das soll an Namen erst einmal genug sein. Hervorzuheben ist, dass alle neuen Desktop- und Xeon-Prozessoren EM64T-tauglich, also 64-bittig gemäß AMD64 sind. Im vierten Quartal dieses Jahres sollen nur noch 64-bittige Xeons ausgeliefert werden, den Anteil bei den "Clients" (Desktop-Systemen) schätzt Intel auf 60 Prozent. Und damit die auch was 64-bittiges zu tun bekommen, forderte Gelsinger die zahlreichen anwesenden Entwickler auf: "Move to 64 Bit, now!".

Zum Intel Developer Forum siehe auch:

(as/c't) / (ciw)