Citroën DS5 Hybrid4 und Citroën DS von 1967

Das Geschenk der Göttin

Citroën macht gern alles anders. Ihr Höhepunkt der Andersartigkeit war die "Deesse", ein Fahrzeug, das heute noch futuristisch aussieht. Wir prüfen den DS5 Hybrid4 vor diesem historischen Hintergrund.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
33 Bilder
Lesezeit: 15 Min.
Von
  • cgl
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 20. April 2012 – Autos aus Frankreich, Autos mit Hybridantrieb und Autos mit Vierzylinderdiesel sind der verderbliche Beitrag des Teufels zu Gottes Kfz-Werk. Und da steht er jetzt: ein Franzose, ein Hybrid, und ein Diesel obendrein – der "Citroën DS5 Hybrid4". Er ist nach Meinung eines kompetenten Kollegen "der beste französische Wagen seit 20 Jahren" und damit vielleicht die Chance, sich mit dem französischen Fahrzeugbau zu versöhnen. Dann fällt mir ein, dass es ganz real diese Chance gibt, denn ein überaus gelungener Leser aus Luxemburg hat mich vor langer Zeit dazu eingeladen, doch mal seine Citroën DS von 1967 zu fahren: Marc Gerges. Wenn die Göttin die Versöhnung nicht herbeiführen kann, wird es niemandem gelingen. Marc ist überhaupt die perfekte Person, den DS5 Dieselhybrid zu bewerten, denn er fährt selber alltags ein Hybridauto. Die meisten hybriden Menschen sind sehr anstrengend auf Parties. Ihre Fahrzeuge können ihre minimalen Verbrauchsvorteile selten real in eine Amortisation umsetzen, was die Besitzer nicht vom Predigen abhält: Seht her! Ich fahre einen freudlosen Märtyrermehrtürer! Das ist gut für unser aller Geranien!

Marc dagegen hat einen Toyota Prius aus den richtigen Gründen: Es ist eine technische Meisterleistung, es ist interessant. "Wenn ich sparen wollte, hätte ich einen alten Renault gekauft", sagt er. Er liebt die Schleichfahrt in die Garage, er schätzt das kräftige Antreten des automatischen Getriebes an Ampeln. Und die geringe Höchstgeschwindigkeit, die dem Deutschen ein Dorn im Auge ist, stört ihn nicht, weil in seiner Heimat Luxemburg die Autobahngeschwindigkeit sowieso generell begrenzt ist. Marc wird einen Platz in seinem Herzen finden für den vielleicht komplexesten Antrieb, den PSA je gebaut hat – sicherlich jedoch einen der technisch interessantesten: Dieselmotor vorne, Elektromotor hinten.

Illusionen in Treibstoff

Zuallererst weg mit den Illusionen: Dieses Fahrzeug spart kein Geld. Das gibt Citroën selbst zu. Der Aufpreis zum normalen DS5 liegt je nach Ausstattungsvariante bei 5000 bis 6000 Euro. Dafür kann man sehr lange nur dieseln. Der fix übersetzte Elektromotor hinten arbeitet eigentlich nur im Stadtverkehr mit, ab 60 km/h ist der E-Motor selten an, ab 120 immer aus. Eine fast verschleißfreie Klauenkupplung trennt ihn bei Nichtbenutzung komplett ab. Das spart Fahrwiderstand und es erlaubt, das Auto mit dem Seil abzuschleppen – bei der heutigen Population von Allradlern und unauskuppelbaren Elektromotoren mit Permanentmagneten nicht mehr selbstverständlich. Hinten zerklüftet eine 50 kg schwere, gebläsegekühlte NiMh-Batterie den Kofferraum, vorne gibt es einen schnellen Hochspannungsstartergenerator für das Start-Stop-System und zusätzlich eine normale 12-V-Batterie mit traditionellem Anlasser für Starts bei extremer Kälte. Der Generator schleppt den Motor mit deutlich höherer Drehzahl an, damit er magerer starten kann und produziert dabei bereits Drehmoment zum Anfahren.

Das Resultat beim 50:50-Mix Landstraße/Autobahn bei mir: zwischen 7,0 und 7,5 Liter Diesel. Ein Ausreißer mit 50 Prozent auf einer schnelleren Autobahn (A81), 50 Prozent Landstraße und 20 Kilometern (von 487) "Sport"-Modus ausprobiert lag bei 9,7 Litern. Der Citroën-Fachmann mit mehr Übung liegt bei sechskomma Litern beim Fernfahrprofil und schafft unter fünf Liter in der Stadt. Bitte schreiben Sie uns nichts über den NEFZ. Der NEFZ misst den Verbrauch im Phantasialand. Wie gesagt: Diesen Antrieb kauft man nicht, um Treibstoff zu sparen. Er hat jedoch andere, echte Tugenden: Der Wagen kann zwei bis drei Kilometer rein elektrisch heimlich nachts das letzte Stück nach Hause schleichen und bergauf zur Skihütte permanent alle vier Räder antreiben. Selbst wenn dabei die Batterie leer wird, versorgt der Generator mit 7-8 kW direkt die Hinterachse – ein dieselelektrischer Antrieb. Es gibt Verbrauchs-Infografiken mit "Hybrid-Use"-Prozentanteil und für die echten Geeks neben dem automatisch ausgefüllten Web-Wartungsbuch noch das Citroën "Ecodrive", das ihnen in ihrem Citroën-Account im Web wöchentliche Aktualisierungen des Verbrauchsprofils Browser-gerecht anrichtet. Beide Funktionen missbrauchen den Citroën eTouch, eine Blackbox mit automatischer Notruffunktion übers GSM-Netz. Sie sind daher mindestens die Garantiezeit lang (5 Jahre) kostenlos.