Deutschland erhält eines von zwei Galileo-Hauptkontrollzentren

Bei einem Industrie-Treffen in Brüssel wurde heute entschieden, dass eines der beiden Hauptkontrollzentren für das europäische Satellitennavigationssystem beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im bayerischen Oberpfaffenhofen angesiedelt wird.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Beharrlichkeit Deutschlands im Streit um Zuständigkeiten beim künftigen europäischen Satellitennavigationssystem Galileo hat sich offenbar ausgezahlt: Seit dem heutigen Montag steht fest, dass eines der beiden Galileo-Hauptkontrollzentren beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im bayerischen Oberpfaffenhofen angesiedelt wird. DLR-Vorstand Prof. Dr. Achim Bachem erklärte gegenüber heise online, die Einigung beinhalte auch die Zusage, dass von Oberpfaffenhofen aus der Galileo-Regelbetrieb in den kommenden 20 Jahren durchgeführt wird. Das zweite Hauptkontrollzentrum soll im italienischen Fucino in der Nähe von Rom angesiedelt werden, das Galileo-Headquarter kommt nach Toulouse.

Deutschland erhält zudem ein Performance-Center für die Qualitätskontrolle und ist über das neue Konsortium TeleOp, dem die Telekom-Tochter T-Systems, der kommerzielle Zweig des DLR, das Raumfahrtunternehmen EADS und mit einem kleineren Anteil die bayerische Förderbank angehören, mit im Rennen um die endgültige Vergabe des Konzessionsvertrags, der im kommenden Jahr unterzeichnet werden soll. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Meetings", sagte Bachem im Gespräch mit heise online. Für Deutschland gebe es jetzt keine Veranlassung mehr, weitere Gelder für das Galileo-Projekt einzufrieren.

Bei dem Treffen unter Leitung des früheren EU-Kommissars Karel Van Miert in Brüssel nahmen die jetzt acht Industriepartner sowie politische Vertreter der fünf größten EU-Mitgliedsländer teil. Als weiteres Ergebnis der Verhandlungen wurde festgelegt, dass Spanien ein Back-Up-Kontrollzentrum erhält und die Verantwortung für das so genannte Safety-of-Life-Signal (SoL) übernimmt. Hauptmerkmal dieses Dienstes ist die Bereitstellung zusätzlicher Integritätsdaten (zum Beispiel in Form einer digitalen Signatur) über separate Frequenzen in den Bändern E5a+E5b und L1.

Der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber nannte die Entscheidung unterdessen einen "Riesenerfolg für Bayern". Das jahrelange Engagement der bayerischen Staatsregierung habe sich gelohnt. Durch die in Bayern angesiedelten wichtigen Bausteine des Satelliten-Navigationssystems würden neue Arbeitsplätze entstehen. "Ich bin überzeugt, dass dies in Zukunft viele weitere Unternehmen anziehen wird", sagte Huber in einer Stellungnahme. Das DLR rechnet damit, dass mit der Standortentscheidung 100 neue Arbeitsplätze im Kontrollzentrum und eine große Zahl zusätzlicher Arbeitsplätze im regionalen Umfeld entstehen. (pmz)