Panamera GTS: Ausfahrt im Kraftsauger

Das Kürzel "GTS" bekommen bei Porsche nur besonders dyna­mische Modelle. Nun trägt es auch ein Panamera. Wieviel Porsche damit in der 430 PS starken Fünfmeter-Limousine steckt, haben wir ausprobiert

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Von
  • Henry Dinger
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Haar, 5. Juli 2012 – Das Kürzel "GTS" bekommen bei Porsche nur besonders dynamische Modelle. Die Abkürzung steht für "Gran Turismo Sport" und bedeutet, dass außer einer dicken Portion Dynamik auch viel Reisekomfort vorhanden ist. Seit einigen Wochen trägt nun der Panamera dieses Kürzel am Heck. Der Schriftzug ist nicht der einzige Unterschied zum Panamera 4S: Vorne schaut der GTS mit dem grimmigeren Gesicht des Turbo und schwarz umrandeten Scheinwerfern. Hinter den schmalen Speichen der 20-Zöller unseres Testwagens leuchten die gelben Sättel der optionalen Keramik-Bremsanlage hervor und am Heck grinsen mattschwarze Endrohre aus einem dunklen Schürzenunterteil.

Das Interieur macht einen kühl-technischen, aber hochwertigen Eindruck. Dunkles Leder und Alcantara kontrastieren mit weißen Nähten, ergänzt von Applikationen aus mattem Aluminium. Die Sportsitze vorn passen wie angegossen, im geräumigen Fond warten zwei Einzelsitze auf Passagiere. Nur die Sicht nach schräg hinten könnte besser sein, speziell beim Abbiegen.

Panamera GTS: Ausfahrt im Kraftsauger (32 Bilder)

Porsche Panamera GTS: der sportlichste unter den Saug-Achtzylindern

Beim Starten dreht der V8 kurz heiser hoch und wechselt dann in einen blubbernden Achtzylindersound. Der Sauger hat auch allen Grund, selbstbewusst zu klingen: Er stammt aus dem Panamera 4S und wurde modifiziert. Ventilfedern mit erhöhter Spannung sollen ebenso den Gaswechsel optimieren wie eine erweiterte Luftansaugung mit zwei zusätzlichen Filtergehäusen. Die Nenndrehzahl wurde um 200 Touren erhöht, der V8 erreicht seine um 30 auf 430 PS gepushte Leistung bei 6700 statt bei 6500 Touren. Das Drehmoment wächst um 20 auf 520 Nm. Der tiefe V8-Bass lässt sich mittels Soundtaste für die Klappensteuerung des Auspuffs in ein heiseres Röhren verwandeln.

Feingetunt wurde auch das Fahrwerk: Der GTS liegt zehn Millimeter tiefer als der 4S, die hintere Spur wurde mit Distanzscheiben um zehn Millimeter verbreitert. Alltags lässt sich der GTS so leicht wie ein Oberklasse-Auto fahren. Die Lenkung agiert direkt, in der Normalstellung des adaptiven Fahrwerks ist das Auto nicht samtweich, aber noch komfortabel gefedert. Der Druck auf die "Sport"-Taste bringt den heißen Vulkan im GTS zum Ausbruch. Bissiger nimmt der V8 Gas an, das bis dato sanft schaltende Siebengang-DKG sortiert die Gänge knackiger und bei höheren Touren, die Dämpfung wird spürbar straffer. Membranen übertragen jetzt das Ansauggeräusch nach innen, dieser Sound ist einfach genial.

Gierig zieht der Bolide durch Kurven, sein Allradantrieb sorgt dabei für sehr gute Traktion. Nur mit viel Mutwillen lässt sich der Sportler zum Ausbrechen bringen. Im Grenzbereich drängt das Heck nach außen, wird aber gleich wieder vom Stabilitätsprogramm PSM eingefangen. Bei jedem Gasstoß stürmt der Zwei-Tonnen-Wagen vehement nach vorn, um den Lastwechsel in der nächsten Kurve wieder lautstark fauchend zu quittieren. Richtig krachen lassen kann man es im Sport-Plus-Modus: Das Getriebe wechselt ins knallharte Rennstrecken-Setup mit kürzesten Schaltzeiten, das PSM packt noch später zu, die Kurvenlage wird noch saugender. Spätestens jetzt ist klar: Im GTS steckt unheimlich viel Porsche. Der Fünf-Meter-Bolide ist ab 116.716 Euro zu haben, das sind über 12.000 Euro mehr als der 4S kostet. Dafür ist der Sprung zum 500-PS-Turbo noch höher: Der steht mit 139.624 Euro in der Liste.