Entfesselt: Jubiläum für Common Rail im Pkw
Vor 15 Jahren kam die Common-Rail-Einspritzung im Alfa Romeo 156. Mit keinem andere Einspritzsystem sind derzeit die Anforderungen an Abgasqualität, Geräuschkomfort und Fahrdynamik eleganter erreichbar.
München, 8. August 2012 – Kein moderner Pkw-Selbstzünder mehr ohne Speichereinspritzung: Mit keinem anderen System sind zurzeit die Anforderungen an Abgasqualität, Geräuschkomfort und Fahrdynamik eleganter erreichbar. In Serie gegangen ist die meist als Common-Rail-Einspritzung bezeichnete Technologie vor 15 Jahren, eingeführt vom Fiat-Konzern im Alfa Romeo 156 unter dem Namen „Unijet". Sowohl der Vierzylinder 1.9 JTD mit 77 kW (105 PS) als auch der Reihen-5er 2.4 JTD mit 100 kW (136 PS) war kultivierter, sparsamer und umweltfreundlicher als das jeweils vergleichbar kräftige Angebot des Wettbewerbs.
Der Wunsch der Ingenieure nach flexiblerer Einspritztechnik führte schon in den 70er-Jahren in der DDR und der Schweiz zu ersten Forschungen auf diesem Gebiet. Entwicklungshelfer für die Vorserienreife waren in den 80ern bis 1993 die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, der italienische Zulieferer Magneti Marelli, das Centro Ricerche Fiat und Elasis, ein Fiat-nahes Forschungszentrum. Bosch kaufte die Patente 1993 und perfektionierte die Technik. 1997 erschien es im Alfa Romeo 156 JTD. Kurz darauf folgte Mercedes-Benz mit dem C220 CDI. Auch BMW hat seitdem auf Common-Rail-Einspritzung umgestellt. So gut wie alle anderen Hersteller folgten, nur VW und Land Rover behielten bis 2007 eine Sonderstellung mit der bis dahin noch konkurrenzfähigen Pumpe-Düse-Einspritzung.
Entfesselt unter Hochdruck
Die neue Technologie war nichts weniger als ein Befreiungsschlag: Die Einspritzsteuerung wurde von der Druckerzeugung entkoppelt und gab den Konstrukteuren erstmals die Möglichkeit, Förderdruck und Einspritzmenge frei zu wählen. Zudem konnte der Einspritzzeitpunkt für jeden einzelnen Arbeitshub exakt gesteuert und auf zwei Einzeleinspritzungen pro Arbeitstakt aufgeteilt werden.
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Der erste Common-Rail-Diesel erschien 1997 im Alfa Romeo 156 auf dem Markt.
Common Rail-Systeme nutzen eine Hochdruckpumpe, die den Kraftstoff in einem gemeinsamen Gefäß für alle Einspritzleitungen („Common Rail“ oder eben "Speicher") verdichtet. Die Injektoren sind als elektromagnetische Ventile in der Lage, zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu öffnen, müssen also nicht wie bisher durch den Kraftstoffdruck von der Pumpe betätigt werden. Sie werden vielmehr – ganz analog zur Benzineinspritzung – von einem Steuergerät aktiviert. Dessen programmierbares Kennfeld kann mithilfe zusätzlicher Sensor-Messdaten die Kraftstoffmenge und den oder die richtigen Einspritzzeitpunkte für jeden Betriebszustand frei variieren.