GM: WiFi Direct soll Fußgänger schützen
GM-Forscher arbeiten an einer Fußgängererkennung, die den relativ jungen Standard "WiFi Direct" nutzt. WiFi Direct ist eine WLAN-Erweiterung, die eine Peer-to-Peer-Kommunikation erlaubt
- Gernot Goppelt
10. August 2012 – Forscher bei General Motors (GM) arbeiten an einer neuen Art der Fußgängererkennung, die auf dem relativ jungen Standard "WiFi Direct" aufsetzt. WiFi Direct ist eine WLAN-Erweiterung, die eine Peer-to-Peer-Kommunikation erlaubt – also eine Kommunikation ohne zentralen Hotspot. WiFi Direct ist laut GM auch für die Fahrzeugkommunikation und den Fußgängerschutz interessant, weil die Smartphones von Fußgängern mit den Autos kommunizieren können.
WiFi vs. WLAN
Zunächst zur Präzisierung der Begrifflichkeiten: Das drahtlose Netzwerk WLAN (Wireless Local Area Network) ist nach IEEE-Standards spezifiziert. Das IEEE ist der weltweite Verband von Ingenieuren der Elektrotechnik und Informatik. In der Normenfamilie 802.11 sind WLAN-Standards wie a, b, g und n definiert – und der geplante Standard 802.11p für die Car-to-Car-Kommunikation, der sich aber noch nicht im kommerziellen Einsatz befindet. Der Begriff WiFi wird im englischen Sprachraum gerne als Synonym für WLAN verwendet, steht aber auch für die WiFi Alliance, die zum Beispiel Verschlüsselungsstandards wie WPA entwickelt (WiFi Protected Access). Die WiFi Alliance hat auch den Standard WiFi Direct entworfen. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung des Infrastruktur-Modus, der per Hotspot eine Anbindung zum Netz schafft. Demnach kann ein Gerät gleichzeitig Verbindungen im Infrastruktur- und Peer-to-Peer-Netzwerk aufrechterhalten.
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Mitgeführte Smartphones verraten die Nähe von Personen - und vielleicht sogar, ob es sich zum Beispiel um Kinder, Bauarbeiter usw. handelt.
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Nach GMs Idee bauen Smartphones und Autos bei Annäherung spontan WLAN-Verbindungen zueinander auf. So könnten Autofahrer zum Beispiel gewarnt werden, wenn Fußgänger hinter einem parkenden Auto hervortreten oder Fahrradfahrer im toten Winkel des Fahrzeugs unterwegs sind. WiFi Direct ist nach Einschätzung von GM für solche Anwendungen gut geeignet, weil der Aufbau der Peer-to-Peer-Kommunikation nur etwa eine Sekunde benötige und die Reichweite immerhin "der eines Fußballfeldes entspricht" – die WiFi-Alliance nennt eine durchschnittliche Reichweite von etwa 200 Metern im Freien. Auch sei es möglich, die Position der Fußgänger oder Fahrradfahrer zu ermitteln, sodass das Auto eine Warnung ausgeben kann, wenn ein Unfall droht. Die Ermittlung der Position könnte erfolgen, indem die Smartphones ihre Koordinaten übermitteln, die ihnen per GPS und/oder die Lokalisierung innerhalb der GSM-Funkzellen bekannt ist – GM beschreibt diesen Aspekt nicht näher.
Datenfusion
GM will WiFi Direct außerdem mit weiterer Sensorik im Fahrzeug zu verknüpfen. So ließen sich Schwächen der anderen Systeme kompensieren oder ergänzen. Eine Kamera – sofern sie nicht das Stereoprinzip nutzt – hat zum Beispiel den Nachteil, Entfernungen so gut wie gar nicht erkennen zu können. Infrarot braucht einen sehr guten Bilderkennungsalgorithmus um zu erkennen, welcher Art eine entdeckte Wärmequelle ist. Dieses Problem hat WiFi überhaupt nicht – und das Prinzip erlaubt zudem eine eindeutige Identifizierung, weil die Information "Ich bin ein Fußgänger" einfach mitgeschickt wird. Das Verfahren geht nur dann fehl, wenn wie im Film "Total Recall" jemand auf die Idee kommt, eine Maus mit seinem Telefon zu speisen – ein Grund mehr, mit zusätzlicher Sensorik Redundanz zu erzeugen. Streiche dieser Art wird es so sicher geben, wie Kinder es lustig finden, Geldmünzen von der Straßenbahn platt drücken zu lassen.