Pistenschreck: Auf der Hatz im Nissan GT-R

"Der ultimative Sportwagen fĂĽr jeden Tag", so lauten die Worte von Nissans Werbetextern und ganz Unrecht haben sie nicht. Mit 2,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt der Nissan GT-R nahe an der Haftgrenze

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Der Nissan GT-R wurde nochmals geschärft.
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Von
  • Fabian Grass
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Haar, 30. Oktober 2012 – Die Tachonadel schwebt jenseits der 300er Marke, mein Blick ist starr vorwärts gerichtet. Unter der Motorhaube pressen zwei Turbolader mächtig Frischluft in die Brennkammern des V6. Das Fahrwerk lässt den Wagen bretthart auf der Straße liegen, jede noch so kleine Unebenheit auf dem Asphalt wird ungefiltert weitergegeben und Ohren betäubender Sound schallt vom Heck des Rennboliden in den Innenraum. Der Nissan GT-R macht Spaß – richtig viel Spaß!

Nissan hat seinen Supersportler nochmals geschärft. Die Kraftkur für das 3,8-Liter-Aggregat führt zu einem Leistungsanstieg von 530 auf 550 PS und einem maximalen Drehmoment von nun 632 Nm. Auf dem Datenblatt ergeben sich dadurch absolute Fabelwerte. Der Sprint von 0 auf 100 km/h wird nun in 2,8 Sekunden erreicht – ein Wert, der sonst nur von Über-Sportwagen wie dem Bugatti Veyron 16.4 oder dem Koenigsegg Agera R unterboten wird. Außerdem wurde der Vorderbau durch eine Domstrebe aus Karbonverbundstoff versteift, und auch die Abstimmung des Fahrwerk-Setups erhielt einen Feinschliff. Dadurch bietet der GT-R nun ein deutlich neutraleres Kurvenverhalten, was Querbeschleunigungen erlaubt, die nicht nur volle Konzentration erfordern, sondern auch den Gleichgewichtssinn in höchstem Maße beanspruchen.

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Der Nissan GT-R wurde nochmals geschärft.

Nissan überarbeitete außerdem das serienmäßige Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, was sich in flüssigeren Schaltvorgängen äußert. Im vollautomatischen Modus wählt das Getriebe immer so schnell wie möglich den nächst höheren Gang, wogegen im manuellen Schaltmodus mit Hilfe der Lenkrad-Paddles blitzschnelle Schaltmanöver gelingen. So bleibt der Ladedruck immer unter Dampf, und die Beschleunigung geht zügig voran. Wem das trotzdem noch zu langsam abläuft, der kann neben Einstellungen für Fahrwerk und ESP auch das Getriebe in den extrem-sportlichen "R"-Modus schalten. Dann ahnt das Fahrzeug den nächsten Schaltwechsel aufgrund der Drosselklappenstellung, der Geschwindigkeit und weiterer Parameter sozusagen schon voraus. Für maximale Beschleunigung aus dem Stand mit Hilfe der Launch-Control müssen alle drei Kippschalter in den "R"-Modus gestellt werden. Das Bremspedal voll durchgetreten, ein beherzter Tritt aufs Gaspedal – schon stürmt der GT-R wie aus einer Kanone geschossen unerbittlich los. Durchdrehende Räder? Fehlanzeige! Dank des Allrad-Antriebs werde ich tief in die Sportsitze gedrückt.

Im Innenraum des Supersportlers haben die Japaner nur geringfügig nachgearbeitet. Außer einer minimalen Änderung des Kombi-Instruments gibt es nun serienmäßig eine Rückfahrkamera. Das Audiosystem von Bose wurde durch bessere Subwoofer aus dem GT-R Egoist aufgewertet. Ansonsten wurde das Interieur sehr funktional und qualitativ hochwertig gestaltet. Das per Hand vernähte Leder des Lenkrades findet sich ebenso am Schaltknüppel, dem Instrumententräger, oberhalb der Mittelkonsole und in den Türverkleidungen. Für Fans beliebter Rennsportspiele wie Gran Turismo lässt sich auf dem mittig positionierten Display eine Vielzahl von Informationen darstellen. Zehn verschiedene Anzeigen geben unter anderem Auskunft über die auftretenden G-Kräfte in Längs- und Querrichtung, die Drosselklappenstellung und über mechanische Daten wie Ladedruck oder Öltemperatur. Die gut konturierten Leder-Sportsitze bieten ausreichend viel Platz und lassen sich sogar in zwei Stufen beheizen. Wie bei Sportwagen üblich, sind die Plätze im Fond bestenfalls tauglich für Kleingewachsene oder Kinder – Kopfstützen sucht man hier auch vergeblich. Der Kofferraum ist mit 315 Liter Stauvolumen üppig dimensioniert und toppt die Konkurrenz wie Porsche 911 oder Audi R8 bei weitem. Zu guter Letzt konnte Nissan dank der zahlreichen Motoroptimierungen den Verbrauch des GT-R von ehemals 12 Liter auf 100 Kilometer auf nun 11,8 Liter drücken. Unser Testverbrauch lag bei 16,9 Liter auf 100 Kilometer – kostet man jedoch die ganze Kraft des Sportlers aus, kann auch gut und gerne mal eine 20 vor dem Komma stehen.