Der minimalistische Elektroflitzer Renault Twizy bietet eine Alternative der anderen Art

Spartanisches Zwischenwesen

Der zweisitzige City-Flitzer ist zur Zeit Deutschlands beliebtestes Elektro-Auto. Der 2,32 Meter kurze Leichtkraftwagen ist eine gute Alternative für den Stadtverkehr, bietet allerdings nur eingeschränkten Komfort

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Der Renault Twizy ist lediglich 2,32 Meter lang. Der Name soll sich folgendermaßen herleiten: "Twi" für Twin (ein Zweisitzer), "z" für zero (abgasfrei, zumindest lokal) und das "y" soll für den letzten Buchstaben in "easy" stehen. 16 Bilder
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

München, 21. November 2012 – Sie ahnen bereits beim ersten Blick – der Twizy ist nicht für Ausflüge mit der Familie gedacht. Gerade einmal 2,32 Meter ist er lang. Kaum zu glauben, dass in einem Leichtkraftwagen, der 40 Zentimeter kürzer ist als ein Smart, eine weitere Person hinter dem Fahrer Platz findet. Das Zwischenwesen aus Roller und Kleinstwagen ist aber nicht nur deshalb eine Herausforderung an gewohnte Denkmuster.

Sicheres Fahrwerk

Der Elektromotor, der die Hinterräder antreibt, leistet 8 kW beziehungsweise 11 PS. Kurzzeitig, beispielsweise bei schnellem Anfahren oder beim Überholen, wächst die Leistung auf maximal 13 kW, also 18 PS. Das fühlt sich beim Ampelstart besser motorisiert an als in einem Kleinwagen mit Verbrennungsmotor, und auch flotte Spurts im Kolonnenverkehr sind damit drin. Geparkt ist das kleine Ding ohne große Suche, auch ohne Heckfenster. Die Stärken des Twizy liegen definitiv in der Stadt, das trambahnhafte Fahrgeräusch passt dazu. Dass der Twizy auf eine Servolenkung verzichtet, stört überhaupt nicht, die Abwesenheit von Federungskomfort allerdings sehr. Das Fahrgefühl bleibt trotz schmaler Spur immer sicher und wird nie kippelig – obwohl der Twizy genau danach aussieht.

Die maximale Reichweite gibt Renault mit 100 Kilometern an. Rund 80 Kilometer sind im Alltag zu bewältigen, wenn man das Fahrpedal behutsam betätigt. Der Ladestand des 6,1 kWh speichernden Akkus unter dem Fahrersitz wird im Cockpit angezeigt. Allerdings ist die Anzeige für die Restreichweite je nach Fahrweise sprunghaft. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei unserem Testwagen laut Tacho bei 84 km/h, also bei echten 80. Kein gutes Gefühl, wenn hinter einem ein echte 90 km/h schneller 40-Tonner drängelt, während man selbst gewissermaßen im Freien sitzt. Ohnehin fühlt man sich ohne ABS und Knautschzonen überland immer etwas zu ausgesetzt.

Türen und Fenster kosten extra – jeweils

In der Basisausstattung ist der Twizy seitlich offen, im Testwagen waren die optionalen, nach oben öffnenden Scherentüren ohne Fenster verbaut. Letztere werden mittlerweile von Renault und Tuner Elia angeboten. Regen macht ohne Fenster nass, sobald man steht oder bei Seitenwind, beheizbar ist lediglich die Windschutzscheibe. Auch innen geht es spartanisch zu: Die teilweise gepolsterten Plastiksitze sind unbequem. Ein Radio ist ebenfalls nicht vorhanden. Als Nachrüstlösung gibt es ein Bluetooth-Freisprechsystem mit Anschlussmöglichkeit für externe Audiogeräte. Immerhin ist eine Lautsprechervorbereitung im Dach vorhanden. Im Cockpit finden sich lediglich zwei kleine Staufächer und hinter der Rücklehne des Beifahrers versteckt sich ein kleines, abschließbares Gepäckfach.

Dreieinhalb Stunden Ladedauer

In der vorderen Verkleidung befindet sich für das drei Meter lange Ladekabel. In dreieinhalb Stunden ist der entladene Akku wieder gefüllt. Nach zweieinhalb Stunden sind bereits 80 Prozent abrufbar. Kaum stromert man wieder durch den Verkehr, beginnt im Kopf wieder die Philosophiefrage nach der Sinnhaftigkeit des Twizy. Ein sicheres Zeichen, dass man sich immer noch nicht auf das Konzept des kleinen Stadtflitzers eingestellt hat. Ob das gelingt, kann eigentlich nur eine längere Partnerschaft mit dem spartanischen Leichtgewicht erweisen. (fpi)