Des Golfs temperamentvoller Bruder im Fahrbericht

Ein Ausflug mit dem neuen Seat Leon FR

Seat schickt den kompakten Leon in den Kampf gegen die roten Zahlen und den Golf. Seine Waffen: Bewährte Technik aus dem modularen Querbaukasten von VW und ein guter Schuss spanischer Leidenschaft

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Die dritte Generation des Seat Leon baut auf der Plattform des Golf 7 auf. 21 Bilder
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Malaga, 23. November 2012 – Deutschland im November: Regen hält den Scheibenwischer schon am Morgen auf Trab, Nebel wabert dick wie Griesbrei über der Autobahn und verhindert den flotten Ritt über den nassen Asphalt, eisige Finger umklammern das Steuerrad, bis die Heizung den Kampf gegen die Kälte gewinnt. Zeit, der Heimat den Rücken zu kehren, um im Lande der Hasen eine erste Testfahrt mit dem rundum erneuerten Seat Leon zu wagen.

Die Lage

Der Leon: Golfjäger und Hoffnungsträger der einzigen spanischen Automarke und Volkswagen-Tochter Seat, Konzernbruder von Golf und Audi A3, die ideale Mischung aus deutscher Ingenieurskunst und spanischer Leidenschaft. Von Letzterem sind zumindest die Seatler fest überzeugt und haben darum ihre Einstellung auch gleich zum Markenmotto erklärt: Enjoyneering. Ob diese Wortschöpfung aus "enjoy" (Freude) und "engineering" (Ingenieurwesen) den angeschlagenen Hersteller tatsächlich ins Land der Glückseligen führt, bleibt abzuwarten.

Die Hoffnung

Seats erhofftes Zugpferd auf dem Weg aus den roten Zahlen ist jedenfalls der Leon in dritter Generation, dessen Verkaufszahlen sich die Spanier in die Nähe derer des Bestsellers Ibiza wünschen. Doch die Konkurrenz, vor allem aus dem eigenen Konzern, ist hart. Der Audi A3 hat sich als sportliche Alternative zum Golf längst etabliert, der übermächtige Wolfsburger verleiht gar dem Kompaktsegment den Beinamen Golfklasse. Aber bieder ist der Golf und teuer der A3 - eine Nische, die der Leon zu nutzen sucht. Seine Argumente: südländisches Temperament und gutes Aussehen, gepaart mit bewährter Technik aus dem VW-Baukasten zu günstigeren Preisen.

Das Aussehen

Der Leon erwartet uns in der Innenstadt von Malaga und gefällt auf Anhieb. Entgegen des Trends, von Generation zu Generation in die Länge zu schießen, ist der Spanier um fünf Zentimeter geschrumpft. Dafür gönnten ihm die Ingenieure sechs Zentimeter mehr Radstand und kürzten die Überhänge - ein wohlproportionierter Anblick. Das richtige Maß an chillischarfen Kanten gibt dem Leon Kontur und Charakter, schneidig blickt er aus zackigen Augen.