Winterliche Probefahrt im Audi RS 5 Cabrio

Luftsport

Vier Jahre nach dem offenen Audi A5 rollt ab April 2013 die rasante Variante RS 5 Cabrio zu den Händlern. Die verschärfte Variante bietet acht Zylinder, 450 PS und bis zu 280 km/h Höchstgeschwindigkeit

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Ab April 2013 gibt es vom RS 5 neben dem Coupé auch eine offene Variante. 22 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Import User
Inhaltsverzeichnis

Nizza, 18. Dezember 2012 – Der Himmel ist wolkenverhangen, die Lufttemperatur verlangt nach Wollpullover und Winterjacke – nicht unbedingt die richtigen Bedingungen, um oben ohne zu fahren. Doch wen interessiert schon das Wetter, wenn man die Möglichkeit hat, eine Runde im 450 PS starken Audi RS 5 Cabrio zu drehen?

Schnell geöffnet

Los geht es zunächst kuschelig warm im geschlossenen Auto. Dank Akustikverdeck merkt man kaum, dass man es eigentlich mit einem Cabrio zu tun hat. Eine bis zu 15 Millimeter dicke Schaumschicht zwischen Verdeckbezug und Innenhimmel mindert die Windgeräusche fast auf Coupé-Niveau. Aber mal ehrlich: Cabriofahren mit geschlossenem Dach ist etwas für Warmduscher. Vier Grad Celsius warnt die Temperaturanzeige, als im Stadtverkehr der Knopf für die Extraportion Frischluft gedrückt wird. Anhalten ist dabei nicht nötig, denn das Stoffverdeck öffnet bei unter 50 km/h auch während der Fahrt innerhalb von 15 Sekunden.

Dynamisch komfortabel

Zwar wurde das Cabrio ein wenig komfortabler abgestimmt als das Coupé, um dem Wunsch mancher Cabriofahrer nach entspanntem Cruisen gerecht zu werden, und sicherlich auch, um die ohne Blechdach geschwächte Karosserie nicht über Gebühr zu stressen, aber der RS 5 langweilt sich bei innenstädtischer Schrittgeschwindigkeit. Er brummelt, er grummelt, er brabbelt ungeduldig vor sich hin. Zeit die Stadt zu verlassen und unserem sportlichen Begleiter Auslauf zu gewähren.

Steil schlängelt sich das Sträßchen hinter Vence in die Berge hinauf, hier reihen sich Serpentinen aneinander wie unten in Nizza die Nobelboutiquen. Mit der Gemütlichkeit ist es nun vorbei. Der RS 5 drängt vorwärts, wie es sich für einen Ableger der quattro GmbH gehört. Er röhrt, stürmt voran und klebt am Asphalt; freut sich über jede Kehre, lenkt leicht ein und bleibt auch bei rasanter Kurvendurchfahrt lange neutral. Der permanente Allradantrieb leistet dabei tadellose Arbeit. In puncto Fahrwerksabstimmung ist den Neckarsulmern ein guter Kompromiss gelungen: Der Sportler ist straff, aber nicht zu straff , man spürt die Straße unter dem Hintern – und das ist auch gut so – doch blaue Flecke bleiben aus.

Unterschiedlich viel Kurbelei

Gewöhnungsbedürftig ist dafür die in unserem Testwagen verbaute, optionale Dynamiklenkung. Sie fordert, je nach Fahrsituation, unterschiedlich viel Kurbelei vom Fahrer. Wem das nicht behagt, der drückt das "Car"-Knöpfchen und wählt den Sportmodus "dynamic". Damit erhält man nicht nur eine Lenkung mit fester Übersetzung, sondern auch ein Mehr an Sound. Mit einem Klacken öffnen sich Klappen im Auspuff und der Achtzylinder hämmert so richtig los. Er knurrt, er donnert und erfreut seinen Piloten beim Runterschalten der Siebengang S tronic mit einem bollernden Zwischengasstoß. Wird der Spurt durch die einsame Berglandschaft von Pierre im Mégane oder Amélie im 106 jäh ausgebremst, faucht der Audi wütend, bis er zwischen zwei Kurven zum Sprung ansetzt, um am Renault oder Peugeot vorbei zu fliegen. Schaltet man zurück in den Komfort-Modus, fehlt das Dröhnen in den Ohren und die Lenkung wirkt erst mal unberechenbar.

Platzangebot

Kleiner Zwischenstopp mit Blick über die graue Côte d'Azur und auf den weißen Viersitzer. Breitschultrig steht er auf der Straße, gegen Aufpreis finden 20-Zoll-Räder Platz in den Kotflügeln. Die Tornadolinie schwingt sich sanft über die kräftigen Flanken, die Adleraugen sind konzentriert zusammengekniffen, am Heck prangt eine kleine Spoilerlippe. Der Blick in den Kofferraum lässt glaubhaft erscheinen, dass das Faltdach nur 60 Liter der eigentlich 380 Liter Gepäckraumvolumen in Anspruch nimmt, Golfbag und Wochenendköfferchen lassen sich so noch locker im Heck verstauen. Auf der Rückbank möchte man als Erwachsener nur ungern auf Reisen gehen, für einen kleinen Ausflug ist die Beinfreiheit allerdings ausreichend.

Angestaubt sportlich

Im Cockpit bleibt keinen Zweifel daran, dass man in einer Sportskanone sitzt. Sportsitze, Sportlenkrad, die Rundinstrumente erinnern an zwei Endrohre, das RS-Logo ist ins Leder eingeprägt. Das leicht bieder wirkende Armaturenbrett verrät allerdings, dass die Basis des RS 5 Cabrio, das A5 Cabrio, schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Aber der angestaubte Eindruck ist vergessen, sobald der Audi mit Gebrüll um die nächste Kurve brettert. Auch der Benzindurst wird dabei zur Nebensache: 10,7 Liter Kraftstoff trinkt der Edelsportler laut Datenblatt durchschnittlich pro hundert Kilometer, in der Wirklichkeit dürfte die Trinklust ganz entscheidend vom Gasfuß beeinflusst werden.

Kalte Hände

Am Ziel angekommen, klappen wir das Dach wieder zu. Zögerliche 17 Sekunden braucht der Audi dafür, zwei Sekunden länger als beim Öffnen. Auch ein Cabrio fährt eben am liebsten offen. Die Sturmfrisur blieb uns dank Windschott und tiefer Sitzposition erspart und auch von Gänsehaut keine Spur. Mit Sitzheizung und auf Wunsch erhältlichem Nackenfön muss man selbst winterliche Temperaturen nicht fürchten. Einzig die Hände lösen sich ein wenig klamm vom Steuer, denn selbst auf den zweiten Blick ist eine Lenkradheizung in der üppigen Ausstattungliste nicht auffindbar. Auf den Markt kommt der offene RS 5 allerdings erst, wenn kalte Hände kein Thema mehr sind und Wollpulli und Winterjacke schon lange wieder im Schrank verstaut wurden. Passend zum Beginn der Cabrio-Saison steht der Flitzer ab April 2013 für mindestens 88.500 Euro beim Händler, bestellbar ist er schon jetzt. (imp)