Die vernetzte Technik im Auto macht selbst vor der Fahrzeugbeleuchtung nicht Halt

Audis Ideen für neue Lichttechnik

Die vernetzte Technik im Auto macht selbst vor der Fahrzeugbeleuchtung nicht Halt. Zukünftige Fahrzeuge könnten mit Matrix-Scheinwerfern und Schwarmleuchten unterwegs sein – das klingt futuristisch nutzt aber existierende Technik

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Von
  • Gernot Goppelt
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Ingolstadt, 14. Januar 2012 – „Das vergangene Jahrzehnt war dadurch geprägt, dass wir Autos in sich vernetzt haben“, sagt Audi-Elektronik-Chef Ricky Hudi. „In diesem Jahrzehnt verbinden wir es … nahtlos mit der Umwelt – mit dem Fahrer, dem Internet, der Infrastruktur und der mobilen Kommunikation“. Das ist die eine Seite der „Elektronisierung“ – das Auto gewissermaßen als elektronischer Hub in einer Welt, in der elektronische Kommunikation nicht mehr wegzudenken sein scheint. Vielleicht befindet sich das Auto irgendwann tatsächlich in einem elektronischen Cocon, der sogar jegliche Fahraktivitäten unnötig macht. Vorläufig jedoch dürfen wir unsere Autos noch selber fahren, wofür möglichst gute Sicht (und gutes Gesehenwerden) eine wesentliche Voraussetzung ist. Auch hier hilft die Elektronik und auch hier hat Audi einige interessante Ideen entwickelt.

Schwarmlicht

„Ein sehr weit gedachtes Szenario“ ist zum Beispiel eine OLED-Anwendung, die Audi als „The Swarm“ bezeichnet. Audi nutzt für diese Idee die Eigenschaft der „organic light emitting diode“, dass sie sehr dünn auf eine Oberfläche aufgebracht werden kann und so als eine Art Leuchtfilm fungieren kann. So könnte man das Heck eines Autos als Display nutzen und in fast beliebiger Weise zum Leuchten bringen. Wenn das Auto zum Beispiel abbiegt, könnten Lichtpunkte wie ein Schwarm über das Heck wandern – beim rechts Abbiegen nach rechts oder beim Bremsen scheinbar nach vorn. Man könnte somit die Bewegung des Fahrzeugs analog illustrieren, was dem Hintermann bei Nacht eine sehr viel differenzierte Information bieten würde als die quasi-digitalen Blinker oder Bremsleuchten.

Leuchtkonturen

Eine weitere Funktion von OLEDs könnte darin bestehen, Fahrzeugkonturen oder den Türgriff anzuzeigen, wenn der Fahrer darauf zugeht. Wenn er dann einsteigt, wird eine OLED-Innenraumbeleuchtung aktiv. Sie hätte im Vergleich zu heutiger Ambiente-Beleuchtung den Vorteil, dass sie nicht auf Grundlage einzelner Leuchtelemente aufgebaut werden muss. Wo zum Beispiel Lexus im neuen LS noch versucht, mit einem Leuchtband für animiertes Licht zu sorgen – um eine aktuelles Beispiel zu nennen – könnte ein zukünftiges Auto großflächig mit OLED-Oberflächen versehen sein, deren Darstellungsfähigkeiten per Software fast beliebig nutzbar sind.

Grenzmarkierung

Zurück zur Außenbeleuchtung, bei der Audi nicht nur auf OLEDs setzt, sondern auch auf Laserdioden. So soll mit einem Laser-Schlusslicht den Hinterherfahrenden ein helles, klares Signal vermittelt werden. Das von einer Diode erzeugte Licht wird fächerförmig abgestrahlt und bildet eine rote Linie auf der Straße, die sozusagen eine Grenzlinie zieht, damit der Hintermann nicht zu nah auffährt. Bei Nebel oder im Regen wird die Linie zum Dreieck – die Wassertropfen bilden dabei eine Art Projektionsfläche für die Lichtstrahlen.

Lichterkette

Die Sicht nach vorne könnte eine Technik verbessern, an der beispielsweise auch Opel arbeitet: Anstatt eine adaptive Straßenausleuchtung mithilfe einer gezielten Abschattung der Leuchten zu bewerkstelligen, sollen Matrix-LED-Scheinwerfer eingesetzt werden, die aus vielen LEDs bestehen. Diese können jeweils einzeln abgeschaltet oder gedimmt werden, um Bereiche gezielt abzudunkeln, in denen andere Fahrzeuge geblendet werden können. Ein Abblenden im eigentlichen Sinne kann man sich so sparen, was in den beleuchteten Bereichen die Sicht verbessert, ohne andere dadurch zu beeinträchtigen. Voraussetzung dafür ist eine Kamera, die der Lichtsteuerung mitteilt, in welchen Bereichen andere Verkehrsteilnehmer unterwegs sind.