VW stellt ein Hybrid-SUV vor, dessen Verbrauch US-Kunden ins Grübeln bringen könnte

Ganz groß sparen: VW Cross Blue Concept

VW stellt in Detroit ein Hybrid-SUV vor, dessen Verbrauch US-Kunden ins Grübeln bringen könnte. Der CrossBlue wird von einem Diesel und zwei Elektromotoren angetrieben, fährt sogar ein bisschen rein elektrisch und hat eine "elektrische Kardanwelle"

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 47 Kommentare lesen
Der für den nordamerikanischen Markt konzipierte VW CrossBlue wird in Detroit als Studie vorgestellt. 9 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Gernot Goppelt

Detroit, 14. Januar 2013 – In den USA dürfen sparsame Autos gerne eine Nummer größer sein. VW zeigt auf der Auto Show in Detroit (19. bis 27. Januar 2013) die Studie VW CrossBlue, ein Hybrid-SUV in Diemensionen, wie man sie dort drüben schätzt. Im Falle einer Serienproduktion würde der CrossBlue die SUV-Familie Tiguan und Touareg um einen Siebensitzer der Fünf-Meter-Klasse ergänzen, schreibt VW – und wählt damit eine Formulierung, die nah an einer Ankündigung vorbeischrammt.

Drei Herzen

Dank des Plug-in-Hybridsystems, bestehend aus einem TDI Clean Diesel, zwei Elektromotoren, einem Doppelkupplungsgetriebe und einer elektrischen Kardanwelle soll der bullige Volkswagen nur etwa 2,1 Liter auf 100 Kilometer benötigen – und das trotz in Summe 306 PS und bis zu 700 Nm Drehmoment. 7,5 Sekunden von 0 auf 100 und 204 km/h Höchstgeschwindigkeit stehen auf dem Datenblatt. Soll der CrossBlue allerdings im rein elektrischen Modus die maximale Reichweite von 33 Kilometer fahren, wird das Tempo auf höchstens 120 km/h gedrosselt. Die elektrische Energie beziehen die E-Motoren aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit 9,8 kWh Energieinhalt.

Der oben genannte Verbrauch von 2,1 Liter Diesel berücksichtigt die rein elektrischen Anteile, Erfreulicherweise nennt VW aber auch ausdrücklich den Verbrauch nach der europäischen Norm ECE-R101 – und zwar klar differenziert, was in den vergangenen Jahren nicht überall selbstverständlich war. Dabei durchfahren Plug-in-Hybride den Messzyklus vereinfacht gesagt einmal mit voller und einmal mit leerer Batterie (genau genommen im so genannten Erhaltungsmodus). Der Messwert bei "leerer" Batterie gibt dabei recht zuverlässig Auskunft über die Verbrauchsgüte ohne elektrische Hilfe. Der CrossBlue kommt dabei auf einen Verbrauch von 4,9 Liter Diesel, damit lässt es sich trefflich über lange Highways dieseln.

Von Eco bis Sport

Die erste Hälfte seines Namens verdankt der CrossBlue seiner Allradfunktionalität, wobei VW von einer elektrischen Kardanwelle spricht. Vorne arbeitet der Diesel in Verbindung mit einem Doppelkupplungsgetriebe und einem Elektromotor, an der Hinterachse ist ein weiterer Elektromotor verbaut. Der Diesel leistet 140 kW, der vordere E-Motor 40 und der hintere 85 kW. Die Allradfunktionalität ergibt sich durch das Zuschalten des hinteren Elektromotors. Das funktioniert auch bei leerer Batterie, denn dann wird der vordere E-Motor kurzerhand zum Generator umfunktioniert, welcher den hinteren E-Motor versorgt.

Standardmäßig fährt der der CrossBlue im Hybridmodus, wobei die Antriebssysteme automatisch kombiniert werden – so oft wie möglich sorgen dabei die beiden Elektromotoren für Vortrieb, um rekuperierte Energie sinnvoll einzusetzen. Per Knopfdruck stehen weitere Modi zur Verfügung. Im Eco-Modus ist man besonders strom- und kraftstoffsparend unterwegs, im Sportmodus nutzt der Wagen die maximale Leistung des Gesamtsystems. Außerdem wählbar: der beschrieben Geländemodus mit permanentem Allradantrieb, ein Lade-Modus und der reine Elektroantrieb.

Außer per Steckdose und Rekuperation kann die Batterie per Knopfdruck geladen werden, wobei der Generator quasi zwangsbetrieben wird. Das klingt widersinnig, kann aber sinnvoll sein, um zum Beispiel vor Ankunft in einer Umweltzone genügend Ladung für ein rein elektrisches Fahren zur Verfügung zu haben.

Stromversorger

Beim Design der Studie setzte man auf eine Mischung aus deutscher VW-Klarheit und amerikanisch-bulligen Proportionen. Bei 4,99 Meter Länge und 2,02 Meter Breite steht er mit 21-Zoll-Rädern und Spurweiten von 1,686 Meter vorne und 1,70 Meter hinten breit auf der Straße. Die Silhouette wirkt – dank weit nach hinten gezogener Dachlinie und Bügelfalte von Scheinwerfer bis Rückleute – trotz der kräftigen Statur lang gestreckt. Auffällig: Beide Flanken werden von einem Tankdeckel geziert. Auf der Beifahrerseite verbirgt sich darunter wie gewohnt der Einfüllstutzen für den Dieseltank, auf der Fahrerseite sitzen zwei Steckdosen unter der Klappe. Während die eine zum Laden der Lithium-Ionen-Batterie dient, kann an die andere beim Campingausflug in die Rockies eine Kühlbox oder eine Lampe angeschlossen werden. So könnte der Ami-Volkswagen seinen Besitzern als Stromaggregat gute Dienste leisten.

Ein Chance für den Diesel

Seit Jahrzehnten versuchen deutsche Hersteller, den Diesel in den USA zu etablieren, es gelingt nach wie vor nicht so recht. Vielleicht ist nun wieder einmal der richtige Zeitpunkt gekommen. Der CrossBlue ist ein dickes SUV nach dem Geschmack der Amerikaner, wenn auch so gar nicht schwulstig oder chrombewehrt. Es wird aber genügend Amerikaner geben, die angesichts langer Fahrstrecken mit dem geringen Verbrauch zu begeistern sein dürfen. Der Hybridantrieb ist dazu politisch korrekt und dazu schlau gemacht. Schließlich hat sich der Ruf von VW in den USA gut entwickelt, auch weil der Passat seit einiger Zeit ein Auto "Made in USA" ist. Sicherlich herrschen für VW derzeit recht gute Bedingungen, um den CrossBlue auf den Markt zu bringen. (ggo)