Verhaltener Sport-Start
Nismo, der Motorsportableger von Nissan ist außerhalb Japans nur wenigen Enthusiasten bekannt. Nun will Nissan Nismo in Form von starken Spitzenmodellen der jeweiligen Baureihen auch nach Europa bringen. Den Anfang macht der Juke Nismo
- rhi
Barcelona (Spanien), 25. Januar 2013 – Nismo, der Motorsportableger von Nissan ist außerhalb Japans nur wenigen Enthusiasten bekannt. Nun will Nissan Nismo in Form von starken Spitzenmodellen der jeweiligen Baureihen auch nach Europa bringen. Den Anfang macht der Juke Nismo.
Knapp 50 Jahre Tradition
Bevor wir uns dem starken Juke zuwenden, ein kurzer Blick in die Historie. 1964 begannen Nissan-Ingenieure damit, recht gewöhnliche Limousinen für den Motorsport aufzumöbeln, um den Absatz anzukurbeln. Schon beim ersten Rennen kamen fünf Skyline 2000 GT hinter einem Porsche 904 GTS ins Ziel. Doch erst 1984 wurde Nismo zur "echten" Nissan-Motorsportabteilung und zum offiziellen Werkstuner erhoben. Vergleichbar ist Nismo mit AMG-Mercedes, der M GmbH von BMW oder der OPC-Sparte von Opel. Der Name ist eine Zusammenziehung aus NISssan und MOtorsport.
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Nissan hat den Juke auf Sportlichkeit getrimmt und nennt das Ergebnis Juke Nismo.
Kleiner Aufschlag
Nun kommt also der Nissan Juke in den Genuss einer Leistungskur. Über die Optik des 4,16 Meter langen Wagens kann man trefflich streiten, immerhin sticht er aus der Masse hervor. Den Kunden scheint es zu gefallen, denn mit über 12.000 Neuzulassungen auf dem deutschen Markt im Jahr 2012 ist er eines der erfolgreichsten Nissan-Modelle. Technische Basis für den Juke Nismo ist die Version mit 1,6-Liter-Turbobenziner. Statt regulärer 190 PS gibt es zehn Pferdestärken mehr, auch das maximale Drehmoment bekommt einen kleinen Aufschlag.
Vollausstattung ohne Sitzheizung
Im Innenraum erwarten uns Sportsitze mit Wildlederbezug. Die Tierhaut kommt auch bei den Türverkleidungen zum Einsatz. Weitere Details sind ein modifizierter Schaltknüppel und ein knallroter Drehzahlmesser. Leider wirkt das Cockpit durch den massiven Einsatz von Hartplastik etwas billig. Für Erstaunen sorgt der Umfang der Serienausstattung: Extras gibt es laut Nissan keine, doch wir vermissen in einem Topmodell wie dem Juke Nismo elektrisch verstellbare Sitze und eine Sitzheizung. Auch die Einstufen-Klimaautomatik ist schlicht zu wenig. Zur besseren Veranschaulichung: Der Kunde kauft sich den teuersten Juke im Programm, muss dann aber eine Sitzheizung beim Händler nachrüsten lassen. Wenig üppig ist auch das Platzangebot im Fond, hier kratzt der Dachhimmel bei größeren Personen am Scheitel. Auf Kleinwagen-Niveau liegt der Kofferraum: 251 bis 830 Liter sind eher mau.
Kontrollierte Kraft
Auf die Straße rollen wir mit dem handgeschalteten Juke Nismo, der mit Frontantrieb auskommen muss. Allrad gibt es nur in Verbindung mit einem CVT-Getriebe. Mit zurückhaltend-kernigem Sound legt der Juke Nismo los, viel Freude bereitet dabei die Sechsgang-Schaltung mit kurzen Wegen und exakten Anschlüssen. Positiv ist ihre Abstimmung: 50 km/h im sechsten Gang sind kein Problem. Wer auf brachialen Schub steht, wird ein wenig enttäuscht, der Wagen schiebt gleichmäßig voran. Zwischen 2400 und 4800/min steht das maximale Drehmoment von 250 Nm bereit. Mit einer Sprintzeit von 7,8 Sekunden auf Tempo 100 ist der Juke Nismo kein übertrieben wilder Sprinter, dafür fallen besagte 250 Nm aber auch nicht blitzartig über die Vorderräder her. Ein spezifischer Motorklang fehlt hingegen, bis etwa 130 km/h bleibt es relativ ruhig.
Gut abgestimmt
Ein Lob verdienen sich die Nissan-Ingenieure für die gute Fahrwerksabstimmung. Sie wurde zwar für den Juke Nismo gestrafft, trotzdem werden Unebenheiten weitgehend absorbiert. Eine rückenmordende Hoppelkiste ist der in England gebaute Japaner jedenfalls nicht. Beim Kurvenräubern hilft die direkt ansprechende Lenkung. Trotz Frontantrieb lässt sich der Juke Nismo gut in die Kurven werfen, wenngleich er mit knapp 1,3 Tonnen Leergewicht nicht gerade Leichtbau praktiziert. Der Fahrer kann darüber hinaus zwischen den drei Fahrmodi "Eco", "Normal" und "Sport" wählen. Sie beeinflussen Parameter wie Drosselklappensteuerung und Lenkunterstützung. Gravierende Unterschiede sind jedoch zwischen "Normal" und "Sport" nicht spürbar, während "Eco" in einem 200-PS-Sportler eher putzig wirkt.
Finale Leistung unbekannt
Apropos 200 PS: Nissan hat noch weitere Verstärkung auf der Bank sitzen. Auf abgesperrter Strecke konnten wir einen Juke-Prototypen mit rund zehn Prozent mehr Leistung, also knapp 220 PS, testen. Die finale PS-Zahl ist noch nicht festgelegt, doch der Versuchswagen überzeugt mit guter Kurvenlage bei hohem Tempo. Mit der Serienversion kann noch 2013 gerechnet werden. Wer erstmal mit dem "normalen" Juke Nismo Gas geben will, sollte 26.400 Euro bereithalten, für die Variante mit Allrad und Automatik werden 3000 Euro mehr fällig. Damit liegt der Nismo ausstattungsbereinigt 2230 Euro über dem Juke Tekna mit 190 PS. Dass man Nismo ausgerechnet mit einem nur sanft leistungsgesteigerten Juke einführt, mag an dessen Verkaufserfolg in Europa liegen – logischer fänden wir, die eigentliche Nismo-Zielgruppe über ein von Hause aus sportlicheres Modell zu erreichen.