Dreiviertel sechs

Mit dem Golf R Cabrio kommt im Frühling 2013 der stärkste offene Golf aller Zeiten. Wie üblich, stimmen auch hier die Produktzyklen nicht mit denen der geschlossenen Variante überein – das neueste Cabrio ist ein Sechser ohne Blech-Oberteil

vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Das neue VW Golf R Cabrio ist ein schneller Sechser.
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • rhi
Inhaltsverzeichnis

Nizza (Frankreich), 15. Februar 2013 – Mit dem Golf R Cabrio kommt im Frühling 2013 der stärkste offene Golf aller Zeiten. Wie üblich, stimmen auch hier die Produktzyklen nicht mit denen der geschlossenen Variante überein – das neueste Cabrio ist ein Sechser ohne Blech-Oberteil.

Zum Sportfahrwerk inklusive Tieferlegung um 25 Millimeter und 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit 225er-Bereifung kommen Stoßfänger in "Motorsportoptik" (O-Ton VW), ein Heckspoiler in Wagenfarbe sowie Bi-Xenon-Scheinwerfer in schwarzen Gehäusen. Auch, wenn es jetzt nicht so klingt, geht das Ergebnis noch als zurückhaltend durch. Das gilt auch für den Innenraum, der dank etwas mehr Chrom und Aluminium eine sportliche Note erhält. Erstaunlich: Die bequemen Sportsitze können nur manuell verstellt werden.

Dreiviertel sechs (17 Bilder)

Das neue VW Golf R Cabrio ist ein schneller Sechser.

Entscheidender als die dezent entschlossene Optik ist der Antrieb. Der turbogeladene Zweiliter-Ottomotor mit Direkteinspritzung der Baureihe EA 113 leistet 265 PS, das sind 55 PS mehr, als der GTI aufbringen kann. Die passende Ăśbersetzung macht immer ein Sechsgang-DSG mit dem Motor aus.

In dumpfer Tonlage setzt sich das Golf R Cabrio in Bewegung, doch wo bleibt der erwartete Biss? In Stufe "D" wartet die Maschine eine Gedenksekunde lang, um dann vehement hochzudrehen, obwohl das maximale Drehmoment von 350 Nm in einem breiten Bereich zwischen 2500 und 5000/min anliegt. Es handelt sich allerdings vor allem um ein Empfindungsproblem, das dadurch entsteht, dass es unterhalb des genannten Bereichs kaum mehr Drehmoment anliegt als in den zivilen Motoren. Und so fühlt sich der schnelle Golf langsamer an, als er tatsächlich ist. Dazu kommt eine eine Komforteinschränkung durch sein auf Dauer nervendes dumpfes Brummen: Das DSG hält die Drehzahl bevorzugt um die 2000/min.

Dass der offene Golf R aber auch ganz anders kann, zeigt sich im S-Modus des DSG: Dann werden die Gänge später gewechselt, wirkt das Grollen angemessen sportlich und wird von einem authentisch wirkenden Sprotzeln beim Herunterschalten flankiert. Schon nach 6,4 Sekunden werden 100 km/h erreicht.

Fahrwerk und Lenkung wurden VW zufolge sportlich abgestimmt. Hinsichtlich des Fahrwerks mit hinterer Mehrlenkerachse ist dem zuzustimmen, der Wagen rollt straff und verbindlich über das Pflaster, prügelt seine Insassen aber nicht durch. Die Lenkung dürfte allerdings gerne noch exakter sein, besonders in der Mittellage wirkt sie indifferent. Verzichtbar ist die adaptive Fahrwerksregelung DCC mit ihrem Sport- und Komfortmodus. Wirklich fühlbare Auswirkungen auf Fahrwerk und Lenkung sind nur in Nuancen feststellbar. Serienmäßig baut VW die durch Bremseingriff simulierte Differenzialsperre XDS ein. Sie hilft beim Kurvenräubern, doch insbesondere bei starker Beschleunigung und Nässe kann das Golf R Cabrio seinen Frontantrieb nicht leugnen. Allradantrieb kommt laut Volkswagen aus Gewichtsgründen nicht infrage: 4Motion ist knapp 100 kg schwer und das Golf R Cabrio wiegt bereits mindestens 1614 Kilogramm, meistens freilich noch deutlich mehr.

In dieser Klasse gibt es kaum Alternativen, die wie der Golf R bei offenem Verdeck genügend Platz für vier Erwachsene und das mit 265 PS kombinieren. Am ehesten vergleichbar ist noch das ebenfalls "alte" BMW 135i Cabrio, was für 45.500 Euro aber schon 306 PS und einen Reihensechszylinder bietet. In der Leistung gleichauf liegt hingegen der 48.291 Euro teure Porsche Boxster. Er bietet zwar auch 265 PS, aber nur zwei Plätze. Exakt 43.325 Euro kostet das Golf R Cabrio, immerhin fast 10.000 Euro mehr als ein GTI Cabrio mit DSG. Als Gegenwert gibt es eine reichhaltige Serienausstattung, zu der beispielsweise Ledersitze und eine Klimaautomatik zählen. Darüber ist noch reichlich Raum für Aufpreise, zum Beispiel beim Paket von Tempomat und Windschott für 450 Euro. 665 Euro kostet ein Navigationssystem, das im 7er bereits einen Nachfolger hat.