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Mit dem 6er Gran Coupé ist BMW ein wahrlich elegantes Auto gelungen. Im Januar stellten die Bayern mit dem M6 die sportliche Speerspitze der Baureihe vor, die wir kurz vor dem Verkaufsstart im Mai schon fahren konnten

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Von
  • Henry Dinger
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München, 19. April 2013 – Mit dem 6er Gran Coupé ist ein wahrlich elegantes Auto gelungen, was sich nicht unbedingt jedem BMW-Modell der jüngsten Vergangenheit nachsagen lässt. Im Januar stellten die Bayern mit dem M6 die sportliche Speerspitze der Baureihe vor, die wir kurz vor dem Verkaufsstart im Mai schon fahren konnten.

Schon beim ersten Blick in den Innenraum wird klar, dass sich BMW alle Mühe gegeben hat, dem Topmodell einen noblen Anstrich zu verpassen. Feines Leder ist an Sitzen und Armaturentafel vernäht, der Dachhimmel ist mit schwarzem Alcantara bezogen und die Mittelkonsole glänzt in schwarzem Klavierlack. Das ganze Interieur verströmt mehr als nur einen Hauch von Noblesse und erklärt zumindest teilweise, warum dieses Auto knapp 129.000 Euro kostet - so sind etwa Leder und Alcantara schon ab Werk dabei. Die M-Sportsitze vorn sind nicht nur bequem, sie geben auch perfekten Seitenhalt. Für Fahrer und Beifahrer bieten sie elektrische Verstellmöglichkeiten, verlängerbare Oberschenkelauflagen, einstellbare Lordosenstützen, Heizungen und jeweils eine Memory-Funktion.

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Das BMW M6 Gran Coupé wurde Anfang des Jahres vorgestellt.

Fürs Multimediasystem inklusive Navigation, Telefon und Internetanbindung muss man hingegen zusätzlich in die Tasche greifen: 3400 Euro stellt BMW für dieses Komplettpaket in Rechnung. Natürlich kann der Käufer noch mehr Geld im Bereich Multimedia ausgeben, beispielsweise für ein klanggewaltiges Soundsystem von Bang&Olufsen mit 1,2 kW. Kostenpunkt: 4950 Euro.

Wie jeder M-BMW bietet auch das M6 Gran Coupé mannigfaltige Einstellmöglichkeiten. Aufgrund der Fülle der Tasten in der Mittelkonsole hat der „Klavier“-Lack seine Daseinsberechtigung fast im Sinne des Wortes. Auf Knopfdruck können Gasannahme, Dämpfung und Lenkung von komfortabel bis sportlich eingestellt werden. Die Schaltvorgänge des automatisierten Doppelkupplungsgetriebes sind in drei Stufen von „kaum spürbar“ bis „reinknallen“ variierbar. Und es gibt noch eine M-Anzeige fürs serienmäßige Head-up-Display, die wild blinkt, wenn im manuellen Modus hochgeschaltet werden muss. Alle Einstellungen können via iDrive-Controller und Bildschirm in zwei Konfigurationen gespeichert und mit den Tasten M1 und M2 am Lenkrad abgerufen werden.

Brabbelnd erwacht der Twinturbo-V8. Mit 560 PS und 680 Nm bildet er im 6er das obere Ende der Palette. Die Maschine klingt nicht aggressiv, sondern fordernd. Im Leerlauf grummelt es aus Richtung Auspuff in tiefem Ton. Der schwillt schnell zu einem kernigen, vollen Dröhnen an, wenn die Drehzahlmessernadel nach oben wischt und die Tachoanzeige in den dreistelligen Bereich schnellt.

Das wohl Spannendste am M6 Gran Coupé ist seine brachiale Leistungsentfaltung. Besonders gut lässt sich das am Ortsende demonstrieren: Einfach nach dem Ortsausgangsschild die linke Schaltwippe am Lenkrad bis runter zum zweiten Gang durchzappen und dann aufs Gas treten. Der Effekt ist gewaltig, der Tritt ins Kreuz will einfach nicht enden und wird nur kurz unterbrochen von einem weiteren Schlag, wenn man mit der rechten Wippe einen Gang höher schaltet. Gefühlt ist der Führerschein nach ein paar Sekunden in allerhöchster Gefahr. Dabei ist der M6, was die reinen Zahlen betrifft, nicht mal soviel schneller als der 650i: Mit 4,2 Sekunden das stärkste Gran Coupé nur 0,4 Sekunden schneller auf Tempo 100. Bei 250 km/h ist Schluss, es sei denn, der Käufer hat das M-Drivers Package geordert. Dann sollen bis zu 305 km/h möglich sein. Wer dieses Tempo auch nur ansatzweise nutzen will, entfernt sich natürlich weit von den theoretisch möglichen 9,9 l/100 km, die BMW im NEFZ verspricht.