Kernel-Log: Neue Kernel-Versionen, Fortschritte bei Btrfs und Tux3

2.6.27.8 bringt über hundert Änderungen und stopft Sicherheitslücke; 2.6.27.9 in Kürze erwartet, 2.6.28 möglicherweise schon vor Weihnachten; Btrfs-Entwickler bereitet Aufnahme in Linux-Next vor; neues rund um Tux3; frische AMD-Grafiktreiber

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nach der Freigabe der Kernel-Version 2.6.27.7 in der zweiten Novemberhälfte veröffentlichten die Betreuer der Stable-Kernel-Series kürzlich die Version 2.6.27.8. Beide enthalten je eine Korrektur für eine Sicherheitslücke; die mehr als hundert anderen Änderungen bringen kleine Verbesserungen oder korrigieren Fehler. Darunter auch eine Schönheitskorrektur für die "dreckigen Füße" der beim Booten mit Framebuffer-Konsole anzeigten Pinguine.

Die Version 2.6.27.9 ist derweil bereits in Vorbereitung und bringt über achtzig weitere Änderungen – darunter erneut eine Sicherheitskorrektur sowie gleich ein ganzer Haufen Workarounds für die Audio-Hardware neuerer PCs, Notebooks und Mainboards. Die Zeit zum Einreichen von Kommentaren der für 2.6.27.9 vorgesehenen Änderungen läuft am Samstagabend aus; kurz danach dürfte Greg Kroah-Hartman die nächste Variante der 2.6.27er-Serie dann freigeben.

Mit der gestrigen Freigabe der achten Vorabversion von 2.6.28 nähert sich die Fertigstellung der nächsten größeren Kernel-Überarbeitung. Wegen der Feiertage am Jahresende bittet Torvalds in der Freigabemail zu 2.6.28-rc8 die anderen Kernel-Entwickler um Rat zum Veröffentlichungszeitpunkt – denn würde er 2.6.28 bereits in ein oder zwei Wochen freigeben, dann fiele das Merge-Window für 2.6.29 weitgehend in die Zeit der Feiertage, in denen auch so manche Kernel-Entwickler nicht an der Tastatur sitzen (wollen). Welche der von Torvalds vorgeschlagenen Möglichkeiten sich durchsetzt, ist noch nicht abzusehen; er will das zwei Wochen lange Merge-Window aber unbedingt vor dem Beginn der LCA/linux.conf.au 2009 schließen, die am 19. Januar die Tore öffnet.

Für die Nutzer von 2.4-Kerneln hat Willy Tarreau die Version 2.4.37 freigegeben. Sie bringt neben Korrekturen auch einige neuere und aktualisierte Treiber – speziell hervor hebt Tarreau bei der Freigabe die Treiber für Storage-Hardware und AMDs Geode LX. Da einige Anwender auch um überarbeitete oder neue Netzwerktreiber gebeten haben, denkt der Verwalter der 2.4-Serie über die Integration solcher Treiber nach.

Dateisysteme

Chris Mason bereitet die Aufnahme von Btrfs in den Hauptentwicklungszweig vor und hat einen Git-Tree angelegt, über den das neue Dateisystem den Weg in Linux-Next finden soll. Mason hofft dabei, dass zukünftige Btrfs-Versionen mit dem Ondisk-Format klarkommen, den der Code des kürzlich aktualisierten Git-Trees anlegt – Btrfs-Tester müssten dann nicht mehr regelmäßig ihre Datenträger passende für neue Btrfs-Versionen formatieren. Wie Andrew Morton anmerkte, muss der Code aber vor der Aufnahme in Linux-Next noch begutachtet (reviewed) werden; in dem Zusammenhang hat Mason einige bekannte Probleme aufgelistet.

Daniel Phillips hält derweil die am noch sehr jungen Dateisystem Tux3 interessierten Anwender und Entwickler mit ausführlichen Mails zu den Fortschritten bei Laune (1, 2, 3). Das ebenfalls noch experimentelle Btrfs ist im Vergleich mit Tux3 aber schon deutlich weiter fortgeschrittenen und bietet einen deutlich größeren Funktionsumfang; Andrew Morton empfiehlt Phillips dennoch bereits jetzt, so bald wie möglich mit der Entwicklung neuer Funktionen in Tux3 aufzuhören und das Dateisystem an die Kernel-Entwickler zur Aufnahme zu übermitteln.

Kernel-Log-Staccato

  • AMD hat die Version 8.12 der proprietären Linux-Grafiktreiber für x86-32- und x86-64-Systeme freigegeben. Die Release-Notes listen einige der Verbesserungen, zu der unter anderem die Unterstützung für Ubuntu 8.10 und Stream Computing gehört – letzteres ist auch eine der Neuerungen des parallel freigegebenen Windows-Treibers.
  • Kristian Høgsberg hat in seinem Blog zwei Einträge verfasst, die sich mit dem Fortschreiten des schlanken X-Servers Wayland beschäftigen (1, 2).
  • Thomas Gleixner und Ingo Molnar haben vor einigen Tagen die erste Version der Performance-Monitoring-Infrastruktur Performance Counters for Linux freigegeben und kurz danach bereits zwei aktualisierte Versionen nachgeschoben (1, 2). Auf der Linux-Kernel Mailing List (LKML) hat das für allerlei Diskussionen gesorgt, da viele Kernel-Hacker mit einer baldigen Aufnahme des weiter gereiften, aber auch komplexeren perfmon3 gerechnet hatten.
  • Peter Hutterer versucht in seinem Blog einige Mythen rund um evdev, xorg.conf und hal auszuräumen. Anlass für diesen Blog-Eintrag war eine längere Diskussion auf der Entwicklermailingliste von X.org, die sich um die Benutzung von X ohne HAL drehte.
  • Der Kernel-Hacker Matthew Garrett, der sich häufig mit ACPI- und Stromsparthemen beschäftigt, versucht sich auch in der Aufklärung und fasst einigen "Good Practices" rund um Stromsparen unter Linux in einem Dokument zusammen. Dort erklärt er etwa, dass der üblicherweise voreingestellte Ondemand-Governor bei modernen Prozessoren die beste Wahl darstellt; die Governor Powersave und Performance würden anders als Ihre Namen nahelegen nicht das Stromsparen und die Geschwindigkeit verbessern.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)