Erneut Aufregung um Apple

Notebooks leichter als Luft, Hype um Handy-Anwendungen und immer wieder Steve Jobs' Gesundheitszustand bestimmten 2008 die Nachrichtenlage um die Marke mit dem Apfel.

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Aufregung selbst zum Jahresausklang: Am Dienstag stürzte Apples Aktie kurzfristig um etwa 3 US-Dollar ab. Das Tech-Blog Gizmodo hatte unter Berufung auf ungenannte Quellen gemeldet, der Gesundheitszustand des Apple-Chefs Steve Jobs habe sich in jüngster Zeit deutlich und beschleunigt verschlechtert. Der Aktienkurs des Computerkonzerns beruhigte sich erst wieder, nachdem der CNBC-Journalist Jim Goldman, der Jobs regelmäßig interviewt, in seinem Blog geschrieben hatte, Jobs sei "weiterhin gesund". Verlässliche Quellen innerhalb Apples hätten ihm das erneut bestätigt. Es war nicht die erste Falschmeldung dieser Art. Jobs kämpfte das ganze Jahr über mit Gerüchten über eine Rückkehr seiner 2004 ausgestandenen Krebserkrankung, nachdem er sich auf Veranstaltungen deutlich abgemagert gezeigt hatte; Experten zufolge liegt die Begründung dafür in der operativen Veränderung seines Magen-Darm-Bereichs nach der Tumoroperation.

Dabei begann das Jahr 2008 für Apple-Freunde durchaus positiv – mit einem Rechner, den Jobs stolz als "dünnstes Notebook der Welt" und "leichter als Luft" bezeichnete. Der Nachteil des MacBook Air: Die zur Einführung 1700 Euro teure Maschine sorgte für ein eher langsames Arbeitserlebnis, was der verbauten Chiptechnik und der schwachbrüstigen PATA-Festplatte geschuldet war. Das Problem hat Apple inzwischen ausgebügelt: Im Oktober erschien eine deutlich leistungsfähigere Version. Die zweite wichtige Hardware-Neuerung für Fans der Marke mit dem Apfel war die Überarbeitung der MacBook- und MacBook-Pro-Linie. Diese glänzt ebenfalls seit Oktober mit einem verbesserten Gehäuse, dem "Unibody". Dieses Aluhaus ist weitgehend aus einem Guss gefertigt und soll auch deutlich umweltfreundlicher und recyclebarer als frühere Rechnerversionen mit mehr Plastik sein.

Bei Apples iPhone, das seit Herbst 2007 auch in Deutschland zu haben ist, tat sich in diesem Jahr ebenfalls viel. So startete im Sommer die zweite Version des "Wunderhandys", die endlich mit UMTS/HSDPA-Bandbreite funken konnte und außerdem einen GPS-Chip für die Satellitennavigation an Bord hatte. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Beim Verkaufsstart in 21 Ländern wurden am ersten Wochenende eine Million Stück des nun auch subventioniert erhältlichen Gerätes abgesetzt. Fast noch wichtiger als das iPhone 3G war aber der Start des "App Store" und die davor vorgenommene Öffnung der Programmierplattform für das Handy. Seit dem Sommer können Entwickler ihre iPhone-Anwendungen über einen zentralen Bereich in Apples iTunes-Onlineshop vermarkten, erhalten dafür 70 Prozent vom Verkaufserlös. Schnell stieg das Angebot auf über 10.000 Programme, schon im September waren 100 Millionen Downloads erfolgt.

Ganz ohne Ärger für die Entwickler und Nutzter ging der von Jobs als "einmalig in seiner Karriere" bezeichnete App-Store-Erfolg allerdings nicht ab. So gab es viel Kritik an Apples teilweise sehr undurchschaubarer Ablehnungspolitik für Programme – das Unternehmen entscheidet selbst, was im App Store zugelassen ist und was nicht. Da verwunderte es insbesondere, dass eine Witz-Anwendung namens "I Am Rich" für satte 999,99 Dollar kurzzeitig freigeschaltet war.

Mit Pleiten, Pech und Pannen musste Apple auch in anderen Bereichen kämpfen: So war die erste Software-Version des iPhone 3G in manchen Netzen empfangstechnisch instabil, was Apple mit einem Update beheben musste. Der Netzdienst ".Mac", der im Sommer zu "MobileMe" wurde, litt monatelang unter Ausfällen, was Jobs persönlich dazu veranlasste, das Team umzubauen. Viel schlechte Laune gab es auch angesichts der Entscheidung, beim neuen MacBook keine Firewire-Schnittstelle mehr einzubauen sowie auf die neue "Mini-Displayport"-Grafikschnittstelle zu setzen, für die stets teure Adapter benötigt werden, um sie an herkömmliche Monitore anzuschließen. Dafür brachte Apple pünktlich zum Weihnachtsfest immerhin einen eigenen, dazu voll kompatiblen Monitor mit 24-Zoll-Bildschirmdiagonale auf den Markt.

Zur "Macworld"-Messe in San Francisco, die am 5. Januar startet, kommt Apple in diesem Jahr letztmalig. Großevents dieser Art haben sich überlebt, hieß es zur Begründung, das Unternehmen erreiche "immer mehr Menschen über immer vielfältigere Wege". Das stimmt durchaus: Jede Presseveranstaltung des Konzerns wird mit religiös anmutender Inbrunst live im Internet gebloggt, Videos landen danach auf Apple.com oder sind in den inzwischen über 200 Läden der Marke auf der ganzen Welt zu sehen – Apple besitzt längst seine ganz eigene virale Werbe- und Öffentlichkeitsmaschine. Statt Steve Jobs hält in diesem Jahr Marketing-Boss Phil Schiller die Abschiedsrede auf der "Macworld". Die Gerüchteküche berichtet vorab von Aktualisierungen bei den Modellen iMac und Mac mini mit schnelleren Prozessoren, Nvidias MCP79-Chipsatz und der kürzlich von Apple eingeführten Mini-Displayport-Schnittstelle; aber auch Spekulationen über die Ankündigung eines verkleinerten Smartphones ("iPhone nano") machen derzeit die Runde. Daneben dürfte Schiller Einblicke in das nächste Mac-Betriebssystem "Snow Leopard" geben. (Ben Schwan) / (anw)